Nippons Söhne bieten 18 000 Patenté zum Verkauf an:

Japan offeriert Know-how weltweit

20.09.1985

TOKIO (CW) - Japan wird eine Kampagne starten, um die Verkäufe von Produkten aus staatlichen Forschungs- und Entwicklungslabors sowie von Patenten anzukurbeln. Damit will man dem wachsenden Auslandsinteresse nach High Tech aus dem Land der aufgehenden Sonne entgegenkommen.

Forciert wird diese Entwicklung von der Agentur für industrielle Wissenschaft und Technologie (AIST), die dem Handels- und Industrieministerium (MITI) unterstellt ist und 16 Forschungslabors vereint. Die AIST schickte vor kurzem eine 23köpfige Mannschaft von Industriellen nach Schweden, Großbritannien, Irland, Frankreich und in die Bundesrepublik. Während ihres rund zweiwöchigen Europa-Aufenthaltes bot die Delegation einen Teil der insgesamt etwa 18 000 Patente im Rahmen von Seminaren verschiedenen Fachleuten aus Akademiker- und Regierungskreisen an.

Der Inhalt der Patente bezieht sich in erster Linie auf Produkte aus dem elektronischen Bereich. Im einzelnen wurden Patente angeboten für Silizium-Solarzellen, für die isothermische Transienten-Spektroskopie zur Feststellung von Halbleiter-Fehlern und schließlich für YAG-Laser.

Wie Hiroshi Tagaya, der Vorsitzende der Industrie-Vereinigung, gegenüber Computerworld Japan bekanntgab, hoffe man, mit der nunmehr dritten Reise dieser Art die Voreingenommenheit gegenüber den Produkten aus Japan abzubauen. "Wir sind ausschließlich daran interessiert, das Know-how angewandter Technologien an europäische Unternehmen weiterzugeben", sagte Tagaya. Insbesondere denke man daran, daß durch diese eventuellen Geschäftsverbindungen die Chance für europäische Unternehmen gegeben sei, sich auch in Fernost zu etablieren; insbesondere, wenn der einheimische Markt stagniere.

"Japan Trust" fördert internationale Kooperation

Bereits jetzt hat man einen sogenannten "Japan Trust" ins Leben gerufen, der die internationale industrielle Kooperation und den Austausch von Wissenschaftlern und Ingenieuren fördern soll. Der Trust beabsichtigt, an die Regierungen zu appellieren, Gelder für europäische Fachkräfte bereitzustellen, damit diese in japanischen Forschungsinstituten arbeiten können. Eine Vereinbarung erzielte das MITI auch mit der IBM über die Nutzung von rund 430 AIST-Patenten. Was Big Blue im einzelnen damit realisiert, vermochte man in Tokio nicht zu sagen. Entwicklungen der AIST haben schon Fujitsu, NEC, Hitachi und Toshiba in die Praxis umgesetzt. Allerdings werden in Japan bereits Stimmen laut die gegen diese Entwicklung opponieren. Die Gegner dieser Vereinbarungen sehen darin einen unkontrollierten Outflow von japanischem Technologie-Know-how.