Ultimatum von Visa und British Telecom

Jahrhundertwechsel: Konzerne setzen ihre Lieferanten unter Druck

17.01.1997

Zur Jahrhundertwende droht ein organisatorisches Chaos durch Software, die sich aufgrund der bislang üblichen zweistelligen Datumsangaben in drei Jahren verhält, als sei das Jahr 1900 angebrochen. Schon jetzt, so berichtet die britische "Financial Times", haben DV-Anlagen von großen Supermarkt-Ketten die Annahme von Konserven mit dem vermeintlichen Verfallsdatum 1904 abgelehnt.

Aufgrund der intensiven Verflechtungen mit Lieferanten und Partnerunternehmen befürchten gerade große Konzerne schwere organisatorische Probleme, wenn die Umstellung der DV nicht rasch auf breiter Ebene einsetzt. Die "Financial Times" zitiert Spezialisten, denen zufolge Unternehmen, die mit der Anpassung noch nicht begonnen haben, diese vermutlich bis zum Jahr 2000 nicht mehr schaffen würden.

Zu dem jetzt gestellten Ultimatum entschloß sich British Telecom, weil rund die Hälfte ihrer Zulieferer nicht auf eine Anfrage zur Datumsumstellung antworten konnte. Jetzt hat "jeder unserer 1800 wichtigsten Lieferanten, von der IBM bis zum Büroausstatter, einen Brief erhalten", so die Projektverantwortliche Mili Lewis, der ihn verpflichtet, einen Plan zur Datumsumstellung vorzulegen, wenn er nicht von der Partnerliste gestrichen werden will.

Zu einem ähnlich drastischen Mittel hat die amerikanische Kreditkartengesellschaft Visa International Inc. gegriffen. Sie droht ihren 20000 Mitgliedsbanken, Vertragspartnern und Händlern mit empfindlichen Bußgeldern für jeden Monat, in dem die Visa-Abrechnung noch nicht den Jahr-2000-Richtlinien entspricht. Nach einem Bericht der "Times" werden britische Banken ab April dieses Jahres mit einem Monatsbetrag von 196100 Dollar zur Kasse gebeten, wenn sie die Visa-Vorgaben nicht erfüllen. Laut "Financial Times" macht das Vorbild von British Telekom und Visa inzwischen Schule, wenn auch die meisten Firmen nicht darüber reden.