Jahresfehlbetrag stieg von 21 auf 56 Millionen Mark Trotz Umsatzplus verdoppelten sich die Verluste der NCR GmbH

06.05.1994

MUENCHEN (CW) - Die deutsche NCR konnte im Geschaeftsjahr 1992/93 zwar den Umsatz um acht Prozent auf knapp 929 Millionen Mark steigern, musste aber mit 56,1 Millionen Mark einen mehr als doppelt so hohen Fehlbetrag ausweisen als im Vorjahr. Nach Angaben des Unternehmens resultieren zwei Drittel dieser Verluste aus Rueckstellungen, die fuer den Abbau weiterer 300 Arbeitsplaetze vorgesehen sind.

Als eine Ursache fuer den enormen Verlust nannte der Vorsitzende der NCR-Geschaeftsfuehrung, Wolfgang Dalichau, den durch die stagnierende bis sinkende Nachfrage "in voller Haerte" entbrannten Preiskampf im DV-Sektor. Trotz eines um 18 Prozent auf 726,7 Millionen Mark gestiegenen Auftragseingangs und eines um zwoelf Prozent auf 201,9 Millionen Mark gewachsenen Orderbestandes habe man, so Dalichau "mit den erzielbaren Margen unsere aktuelle Kostenstruktur nicht finanzieren koennen". Deshalb seien weitere Anpassungen der Kostenstruktur erforderlich. "Ein Ergebnis dieser Umstrukturierung ist auch die Reduzierung der Zahl der benoetigten Arbeitsplaetze", sagte der Chef der deutschen NCR.

Insgesamt muessen im laufenden Geschaeftsjahr 1993/94 (Ende: 30. November 1994) von den 2465 Beschaeftigten rund 300 Mitarbeiter das Unternehmen verlassen. Allein von den 1500 Stellen in Augsburg werden 280 abgebaut. Bereits im vergangenen Jahr hatte NCR den Mitarbeiterstamm um sechs Prozent reduzieren muessen.

Fuer das laufende Jahr beabsichtigt die hiesige AT&T-Tochter, die "Kostensituation soweit in den Griff zu bekommen, dass wir wieder schwarze Zahlen schreiben". Der Verlauf des ersten Quartals gebe dabei Anlass zur Hoffnung. Dalichau geht davon aus, dass sich die positiven Trends, die bereits im vergangenen Jahr bei Umsatz und Auftragseingang wirksam wurden, 1993/94 fortsetzen werden: "Wir lagen bei allen Kennzahlen deutlich ueber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres und sogar ueber Plan. Zudem konnten wir die ersten drei Monate wieder mit einem operativen Gewinn abschliessen."

Als groesste Tochter der NCR Holding generierte die NCR GmbH 1992/93 mit 895,6 Millionen Mark einen gegenueber dem Vergleichszeitraum um sieben Prozent hoeheren Umsatz. Die zweite Tochter, die NCR OEM Europe, nahm im vergangenen Jahr rund 38 Millionen Mark ein und erzielte einen Gewinn von 1,6 Millionen Mark. Das entspricht einer Steigerungsrate von 100 Prozent. Die NCR Osteuropa steigerte ihre Erloese um 85 Prozent auf 56,7 Millionen Mark. Das eintraegliche Osteuropageschaeft bleibe auch weiterhin ein "Wachstumsmarkt" betonte Dalichau, "bei dem das Augenmerk aber immer auf die Profitabilitaet gerichtet sein wird".

Die Rueckkehr in die schwarzen Zahlen duerfte durch die angestrebte Zusammenlegung der NCR-Aktivitaeten mit denen der AT&T Deutschland unter dem Dach der AT&T Holding GmbH erleichtert werden, die ab dem Geschaeftsjahr 1994/95 wirksam wird. AT&T Deutschland mache sehr gute Geschaefte und koenne die "Verluste der NCR GmbH neutralisieren", erklaerte der NCR-Finanzchef Herbert Fuchs.

NCR Deutschland, Gewinn- und Verlustrechnung*

Bilanzgewinn/-verlust 1992/1993; 1991/1992; Veraenderung.

Ergebnis der gewoehnlichen Geschaeftstaetigkeit -53944; -22924; - 31020

Steuern 2142; -1822; 3964.

Jahresueberschuss/-fehlbetrag -56086; -21102; -34984.

Gewinnvortrag 4639; 25741; -21102.

Bilanzgewinn/-verlust -51447; 4639; -56086.

*Angaben in Tausend Mark. Quelle: NCR