Gastkommentar

Jahr-2000-Wechsel: Eine Frage der Lobby

28.08.1998

Unternehmen widmen sich der Euro- und der Jahr-2000-Umstellung mit unterschiedlichem Eifer. Obwohl das Jahr-2000-Thema spätestens seit Existenz der neuen Postleitzahlen als die größte DV-Aufgabe des restlichen Jahrhunderts identifiziert wurde, steht die Euro-Einführung weiter vorn im Interesse der Anwender. Dies ist um so überraschender, als der Übergang zum Euro fließend über einen längeren Zeitraum gestaltet werden kann, während sich das Jahr 2000 auf die Sekunde pünktlich einstellen wird.

Die Vermutung liegt nahe, daß Fachabteilungen wie Controlling, Finanzen oder Vertrieb die Unternehmensspitzen besser vom durch den Euro verursachten Umstellungsbedarf überzeugen können, als es die DV-Abteilung beim Jahr 2000 vermag. Die Fachabteilungen machen sich immer noch keine genauen Vorstellungen davon, was bei ihnen nicht geht, wenn die DV nicht pünktlich auf das Jahr 2000 umgepolt wird; und die Datenverarbeiter kennen ihrerseits diese Folgen nur im Prinzip, aber nicht im Detail, weil sie dazu über die Arbeit der Fachabteilungen besser informiert sein müßten. Es ist also in beiderseitigem Interesse und höchste Zeit, daß die Betroffenen sich zusammensetzen.

Auf ein Argumentationsbündnis sind sie angewiesen. Viele Geschäftsleitungen und Vorstände sitzen nämlich dem Irrtum auf, Euro- und Jahr-2000-Umstellung seien in einem Aufwasch zu schaffen. Tatsächlich handelt es sich um zwei Paar Stiefel: Während die Euro-bezogenen Anwendungen vom Fachbereich zuverlässig ihrem Umstellungsziel entgegengeschoben werden, sind viele von der DV zu verantwortende Jahr- 2000-Projekte längst noch nicht in trockenen Tüchern. Euro, du hast es besser.