IZB Soft stolpert in die Fusion

17.01.2006
Der Konsolidierungsdruck auf die IT-Dienstleister der Sparkassen wächst. Die geplante Fusion von IZB Soft und Sparkassen Informatik (SI) scheint jedoch überstürzt.

Die Weihnachtsüberraschung hatten sich die rund 940 Mitarbeiter der IZB Soft GmbH sicher anders vorgestellt. Am 22. Dezember vergangenen Jahres verkündete Geschäftsführer Werner Brunner seinen Angestellten, der IT-Dienstleister der bayerischen Sparkassen werde aller Voraussicht nach mit der Sparkassen Informatik GmbH & Co. KG fusionieren. Zwar bemühte sich das Management der IZB Soft, keine Unruhe aufkommen zu lassen. Aus Unternehmenskreisen verlautete aber, dass es hinter den Kulissen des Sparkassen-Dienstleisters kracht.

Hier lesen Sie …

• wie IZB Soft und Sparkassen Informatik die Fusion angehen wollen;

• welcher Druck auf den IT-Gesellschaften deutscher Finanzinstitute lastet;

• wie die Konsolidierung der Serviceanbieter für Banken-IT weitergehen könnte.

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www.computerwoche.de/go/

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"Die geplante Fusion ist ein Schnellschuss, der völlig überraschend kommt", berichtete ein Insider gegenüber der computerwoche. Demnach sei im Rahmen der erst am 18. Oktober 2005 verabschiedeten Jahresplanung für 2006 kein Wort über eine mögliche Fusion gefallen. Im Mittelpunkt aller internen Bemühungen habe zu diesem Zeitpunkt die IT-Integration der Bayerischen Landesbank, der Stadtsparkasse München sowie der Kreis- und Stadtsparkasse Erlangen gestanden. Außerdem hätten die Verantwortlichen das Organisationsprojekt "OE06" in den Vordergrund gerückt, mit dem sich der IT-Dienstleister intern neu aufstellen wollte.

Auch auf Seiten des Fusionspartners wollte man bis vor kurzem nichts von einem Zusammenschluss wissen. Noch Mitte Dezember 2005 sagte SI-Geschäftsführer Harald Lux der "Börsenzeitung", eine Bereinigung der IT-Dienstleister im Sparkassenumfeld sei nicht absehbar.

Mitte Dezember 2005 habe IZB-Geschäftsführer Brunner erstmals die Möglichkeit einer Fusion mit der Sparkassen Informatik angedeutet. Den geplanten Zusammenschluss habe dann Siegfried Naser, Präsident des Sparkassenverbands Bayern und in den Monaten zuvor angeblich vehementer Gegner einer Fusion, bestätigt. Der Gesellschafterausschuss des Sparkassenverbands habe den Plänen einstimmig zugestimmt, habe es damals geheißen. Lediglich die Zustimmung der Gesellschafterversammlung stehe noch aus.

Machtkämpfe begleiten Fusion

Ob die ebenfalls einstimmig ausfallen wird, ist zweifelhaft. Interne Kreise berichten von Unstimmigkeiten und Machtkämpfen innerhalb des Sparkassenverbands Bayern. Viele Sparkassenvorstände seien von den Fusionsplänen überrascht worden und versuchten herauszufinden, was innerhalb der IZB Soft geschehe. Dort tobte angeblich in den vergangenen Monaten ein Machtkampf zwischen den Geschäftsführern Michael Weigoldt und Thomas Loetto. Dabei sei es in erster Linie um Zuständigkeiten für einzelne Projekte gegangen. Bei dem Streit habe Weigoldt, seit 2001 bei den Bayern, gegen den erst im Sommer vergangenen Jahres berufenen Loetto den Kürzeren gezogen. Am 19. Dezember 2005 habe Weigoldt alle IZB-Mitarbeiter darüber informiert, er werde das Unternehmen verlassen, kolportiert ein Insider. Tatsächlich taucht der Manager auf der Website der IZB Soft nicht mehr auf. Eine Begründung für das Fehlen sucht man vergebens.

Überhaupt geben sich die Verantwortlichen der beiden Sparkassen-IT-Dienstleister sehr zugeknöpft. In einer gemeinsamen Erklärung wurden Ende des vergangenen Jahres die Verhandlungen bestätigt. Ziel sei es, "einen Fusionsvertrag für beide Häuser auszuarbeiten". Allerdings müssten zunächst die Details eines möglichen Zusammengehens besprochen werden, hieß es unverbindlich. Dazu solle Anfang 2006 ein Projekt aufgesetzt werden. Darüber hinaus gebe es momentan nichts zu sagen. Die Berichte über interne Unstimmigkeiten ließen die Verantwortlichen unkommentiert.

Für Branchenbeobachter kommt die geplante Fusion nicht unerwartet. "Im Bankensektor herrscht generell ein starker Konsolidierungsdruck", berichtet Nadia Adnane, Analystin von Pierre Audoin Consultants (PAC). Gerade bei den deutschen Finanzinstituten seien die Strukturen meist überfrachtet und die Kosten zu hoch. Die Banken könnten kaum mehr effizient arbeiten. "Viele Banken werden sich in Zukunft stärker auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren", ergänzt Joachim Benner, Analyst von International Data Corp. (IDC). Die zunehmenden Aktivitäten von Direktbanken und ausländischen Finanzinstituten in Deutschland ließen den Konsolidierungsdruck steigen und sorgten für rückläufige Erträge.

Angesichts dieser sich zusehends verschärfenden Rahmenbedingungen hatte im vergangenen Jahr auch Fridolin Neumann, Vorsitzender der Geschäftsführung der Sparkassen Informatik, Spekulationen über eine Konsolidierung der Sparkassen-Dienstleister angeheizt. Für die Sparkassen-Finanzgruppe seien nicht mehrere IT-Dienstleister erforderlich, gab er wiederholt zum Besten.

Die Sparkassen Informatik hat Erfahrung mit Fusionen. Der Dienstleister war 2001 selbst aus der Zusammenlegung dreier IT-Gesellschaften hervorgegangen. Allerdings seien Fusionen in diesem Umfeld grundsätzlich nicht einfach, warnt IDC-Analyst Benner. Vor allem die organisatorische Verschmelzung verlaufe in aller Regel nicht reibungslos. Unterschiedliche Strukturen und Kulturen müssten unter einen Hut gebracht werden. Gerade Sparkassen seien aufgrund ihrer öffentlich-rechtlichen Struktur ein besonderer Fall. Hier spiele auch die Politik eine Rolle.

IZB übernimmt Kernsystem

Die Fusion werde nicht einfach, meint auch Analystenkollegin Adnane. Vor allem im Sparkassenbereich gebe es aufgrund der hohen Zahl der Anteilseigner verflochtene und bürokratische Strukturen. Die PAC-Analystin geht davon aus, dass sich SI als der stärkere Partner im Rahmen der Fusion durchsetzen wird. Das scheint sich in Sachen IT-Plattform zu bestätigen. "Verbunden mit einer Fusion ist auch eine Überleitung der 77 bayerischen Sparkassen auf die Gesamtbanklösung OneSystemPlus (OSPlus)", hieß es in der Erklärung beider IT-Gesellschaften. Die SI-Verantwortlichen haben seit 2001 rund eine halbe Milliarde Euro in die Entwicklung des Systems gesteckt, das seit Herbst vergangenen Jahres bei 229 Sparkassen im Einsatz ist. Rund 100 Millionen Euro kosten Pflege und Weiterentwicklung pro Jahr.

Die Folgen des Umstiegs auf OSPlus sind für IZB Soft derzeit schwer abzuschätzen. Nachdem die Bayern von 1997 bis 2000 noch an der Entwicklung des Vorgängersystems "S-Buchen" beteiligt waren, schieden sich mit der Gründung der SI im Jahr 2001 offenbar die Wege. In den Geschäftsberichten der IZB Soft hieß es lediglich, man arbeite weiter an der Entwicklung eines Kernbanksystems. Dieser Plan dürfte mit der Fusion gestorben sein. Wie viel Geld bislang dafür aufgewendet wurde, ist nicht bekannt. Da aber schon OSPlus einen dreistelligen Millionenbetrag verschlang, dürfte auch das System der Bayern erhebliche Kosten verursacht haben.

Durch die Fusion der IZB Soft mit der SI reduziert sich die Zahl der Sparkassen-IT-Dienstleister bundesweit auf zwei. Der SI/IZB Soft stände im Norden und Osten die Finanz IT GmbH gegenüber. Dort sieht man einer möglichen Fusion gelassen entgegen. Der Wettbewerbsdruck auch innerhalb der Sparkassengruppe sei nichts Neues, kommentiert Sprecher Dirk Sarnes.

Eine weitergehende Konsolidierung ist für Sarnes durchaus wahrscheinlich. Die Frage einer Fusion aller drei IT-Gesellschaften der Sparkassen komme regelmäßig auf den Tisch. Jedoch müsse man Vor- und Nachteile von Fusionen genau gegeneinander abwägen, warnt der Finanz-IT-Sprecher. Zwar gebe es durch Skaleneffekte Kostenvorteile. Auf der anderen Seite steige dafür aber die Komplexität.