Verhalten optimistische Ergebnisse des Bitkom-Branchenbarometers

IuK-Branche schöpft wieder Hoffnung

10.01.2003
MÜNCHEN (CW) - Nach Einschätzung des Bundesverbands Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V. (Bitkom) bleibt es dabei: Der deutsche IT- und TK-Markt wird 2003 um 0,4 Prozent auf 136,5 Milliarden Euro wachsen. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass die weltpolitische Lage stabil bleibt.

Mit "verhaltenem Optimismus" geht die IT- und TK-Branche ins neue Jahr. Einer aktuellen Umfrage des Bitkom zufolge rechnen 54,4 Prozent der Firmen für 2003 mit steigenden Umsätzen, 8,2 Prozent von ihnen erwarten sogar ein Wachstum um mehr als zehn Prozent. 28,3 Prozent der befragten Unternehmen sehen ein stabiles Geschäft auf Vorjahresniveau aus, nur 17,2 Prozent äußerten sich pessimistisch.

"Nach dem schwierigsten Jahr in der Geschichte der IuK-Branche, in dem jedes zweite Unternehmen Einbußen beim Auftragseingang sowie beim Inlandsumsatz erlitten hat, hat sich das Klima im Hinblick auf das kommende Jahr deutlich aufgehellt", fasst Bitkom-Vizepräsident Willi Berchtold die Ergebnisse des zweimal im Jahr erstellten "Branchenbarometers" zusammen. Der Verband selbst geht für 2003 ebenfalls von einer "schwarzen Null" aus, auch wenn mit einer "echten" Erholung nicht vor 2004 zu rechnen sei.

Positive Signale kommen laut Berchtold vor allem aus dem Geschäft mit Internet- und Mobilfunkdiensten. Dank dem Anstieg auf 36 Millionen "Surfer" verzeichnete das Online-Segment sogar im Krisenjahr 2002 steigende Umsätze: "Mit 7,5 Milliarden Euro ist das Marktvolumen inzwischen so groß wie das der gesamten Unterhaltungselektronik in Deutschland", so der Verbandsvize.

Auch die Software- und IT-Services-Anbieter, die 2002 erstmals Umsatzrückgänge um knapp ein beziehungsweise 0,3 Prozent erlitten hatten, geben sich optimisitisch: Fast 60 Prozent der Befragten rechnen 2003 wieder mit steigenden Einnahmen. Treibende Kräfte sind vor allem Lösungen in den Bereichen Web-Services, Knowledge- und Human-Resource-Management, Sprachsteuerung sowie Digital-Rights-Management (DRM). Und selbst von den Hardwareherstellern, die die Krise besonders hart getroffen hat, erwartet immerhin knapp jeder zweite für 2003 ein leichtes Umsatzplus.

Nach wie vor schwierig bleibt es dagegen für die Anbieter von TK-Infrastruktur. Zwei Drittel von ihnen mussten in diesem Jahr zum Teil erhebliche Umsatzrückgänge hinnehmen. Und 39 Prozent gehen davon aus, dass es 2003 so weitergehen wird. Nur 29 Prozent der befragten Firmen rechnen mit einem leichten Wachstum.

Als größtes Wachstumshindernis gilt momentan das Thema Finanzierung: 61 Prozent der IuK-Unternehmen bezeichnen die Kreditzurückhaltung der Banken als Problem Nummer eins - vor allem für Startup-Firmen und den Mittelstand. Nach Ansicht von Berchtold sollten die Finanzinstitute verstärkt in technologieorientierte Anbieter investieren. "IuK ist eine Schlüsselindustrie", so der Verbandsvize.

Der Arbeitskräftemangel, der noch vor zwei Jahren das größte Markthemmnis darstellte, ist zwar angesichts des Minuswachstums zurzeit kein Thema. In Anbetracht des Rückgangs neuer Ausbildungsverhältnisse in IT-Berufen warnte Berchtold jedoch davor, die Investitionen in Aus- und Weiterbildung herunterzufahren: "Wir müssen schon jetzt für den Aufschwung ausbilden, der 2004 einsetzen wird."Angesichts der rückläufigen Zahl von Informatikabsolventen appelliert der Bitkom-Vize an den Nachwuchs, sich antizyklisch zu verhalten: Wer heute ein Studium der Ingenieurwissenschaften oder Informatik beginne, werde genau zum richtigen Zeitpunkt fertig.

Den Arbeitsmarkt flexibilisieren

Die Politiker forderte Berchtold auf, die Branche nicht mit weiteren Abgaben und Steuern zu belasten, sondern das Steuersystem zu vereinfachen und das Arbeitsrecht zu entschlacken. Vor allem im IT-Services-Sektor sei eine größere Arbeitsmarktflexibilität - etwa durch die Schaffung von mehr Teilzeit- und befristeten Verträgen - vonnöten. "Es sollte einfacher werden, in wachstumsschwachen Zeiten Stellen abzubauen", so Berchtold. "Dass eine Firma erst Pleite gehen muss, um mit Belegschaft und Gewerkschaften flexiblere Bedingungen auszuhandeln, darf nicht sein."

Auch die Förderung der E-Government-Aktivitäten liegt dem Verbandschef am Herzen. Dadurch ließen sich jährliche Verwaltungskosten in Milliardenhöhe einsparen. Voraussetzung sei allerdings ein E-Government-Rahmenvertrag, der unter anderem den Einsatz der digitalen Signatur regle. (sp)

Abb: Entwicklung des deutschen IT- und TK-Markts

Die IuK-Industrie kann langsam etwas aufatmen: Für 2003 erwartet der Branchenverband Bitkom wieder leicht steigende Umsätze. Quelle: Bitkom