Prognose: Sanfter Abschwung von hohem Niveau

IuK bleibt zweitgrößte Branche in Deutschland

11.02.2000
BERLIN (CW) - Nach dem fast schadlos überstandenen Jahr-2000-Problem braucht sich die deutsche Informations- und Kommunikationsbranche (IuK) nicht um ihre Margen zu sorgen. Nach Einschätzung des Beratungshauses Diebold wächst der IT-Gesamtmarkt auch in diesem Jahr stärker als das Bruttoinlandsprodukt. Allerdings befindet sich die Branche vor einem "sanften Abschwung".

Die Informations- und Kommunikationstechnik bleibt auch in Zukunft der Wachstumsmotor in Deutschland. Laut Diebold-Geschäftsführer Gerhard Adler konnte die Branche inzwischen "alle anderen Bereiche schlagen, lediglich der Automobilsektor hat ertragsmäßig noch die Nase vorn". Die gute Stimmung soll sich auch in diesem Jahr nicht ändern, denn die Berater prognostizieren für 2000 einen Umsatzanstieg im IuK-Markt von sechs bis sieben Prozent. Für das gesamte Inlandsprodukt erwarten Wirtschaftsforscher ein Wachstum von lediglich rund 2,5 Prozent.

Ähnlich positiv lautete das Resümee, das Adler kürzlich bei dem 13. Berliner Software-Unternehmer-Gespräch für das abgelaufene Jahr zog: Das Marktvolumen stieg 1999 um 6,3 Prozent auf insgesamt 288 Milliarden Mark an. Den Großteil sicherte sich dabei die Telekommunikationsbranche mit 105 Milliarden Mark (36 Prozent), gefolgt vom DV-Bereich mit 94 Milliarden Mark Umsatz (33 Prozent). Der Rest wurde mit Embedded Systems, Baugruppen und Bauelementen, der Unterhaltungselektronik sowie Bürotechnik erwirtschaftet.

Allerdings goss Adler ein wenig Wasser in den Wein: Nach Meinung von Diebold befinde sich die Branche vor einem sanften Abschwung. Dies werde durch sinkende Erträge aus den Bereichen der betriebswirtschaftlichen Standardsoftware sowie der Euro- und Jahr-2000-Umstellung eingeleitet. Ferner verringerten sich die Gewinne der TK-Anbieter durch den starken Wettbewerbsdruck. Von Rezession könne man zwar noch nicht sprechen, aber eine leichte Abschwächung sei nicht von der Hand zu weisen. Immerhin berge die Entwicklung die Chance, dass sich die überhitzte Situation auf dem Personalmarkt etwas entspanne.

In ein bis zwei Jahren kann die IT-Branche laut Adler voraussichtlich wieder höhere Wachstumsraten erzielen. Neue Technologien und junge Anbieter im E-Business-Bereich gleichen Wachstumsverluste aus, die sich durch die einmal abgeschlossene Jahr-2000- und Euro-Umstellung abzeichnen.