Itil 3 – ein Schritt in die richtige Richtung

31.05.2007
Von Gerhard Auer

Itil 3: Anwender warten erst einmal ab

Die Marktdurchdringung von Itil 3 scheint schon deswegen garantiert, weil V2 ab sofort offiziell als veraltet gilt. Allerdings sind die neuen Bände noch nicht ohne weiteres erhältlich: Aufgrund hoher Überbestellungen müssen sich einige Interessenten wohl bis Herbst gedulden.

Uwe Kaiser von BadenIT sieht keinen akuten Umstellungsbedarf.
Uwe Kaiser von BadenIT sieht keinen akuten Umstellungsbedarf.
Foto: BadenIT

Zudem wird sich nicht jedes Unternehmen in neue Projekte stürzen. Dazu Uwe Kaiser, Leiter des Qualitäts-Managements von BadenIT, einem Tochterunternehmen des Energieversorgers Badenova: "Der TÜV hat gerade unsere Servicequalität nach ISO 20000 zertifiziert." Die neue Itil-Version schlage sich hingegen noch nicht in einer ISO-Zertifizierung nieder. "Deshalb sehen wir im Moment keinen akuten Bedarf, unser ITSM auf V3 umzustellen. Wir werden aber die Unterschiede zwischen V2 und V3 genau unter die Lupe nehmen und dann entscheiden, ob uns Itil 3 voranbringt."

Grundsätzlich gilt auch für V3, was viele Anwender schon an V2 bemängelten: Eine Zertifizierung für eine komplette Prozessorganisation ist nicht möglich, nur einzelne Mitarbeiter können sich ihre Servicequalität bescheinigen lassen.

Egal ob V2 oder V3 – um eine Auseinandersetzung mit dem Thema Itil im Allgemeinen werden die Unternehmen aus Sicht des Qualitäts-Managers Kaiser nicht herumkommen. Beispielsweise vergebe die Automobilindustrie Aufträge kaum noch ohne Zertifizierungen.

Schnittstellen statt Black Box

Edmund Gröpl, Consultant im Bereich Application Development und Service Factory bei T-Systems, hingegen betrachtet die neue Itil-Version für sein Kerngeschäft als ein Pflichtthema: "Ich begrüße, dass die Version 3 Management-Themen in den Fokus stellt, etwa die Schnittstellen zwischen Entwicklung und Betrieb, die gezielte Ausrichtung der Serviceprodukte an den Bedürfnissen des Anwenders und die Integration der eigenen Systeme in die Prozesse des Kunden." Früher habe Itil oft als Black Box gewirkt. "Jetzt sind alle Beteiligten gezwungen, die Black Box so zu vernetzen, dass sie tatsächlich Nutzen für das Geschäft erbringt."

Darüber hinaus trägt Itil nach Gröpls Ansicht dazu bei, die Kosten zu senken: "Itil fördert die effiziente Gestaltung der Prozesse. So besteht die Möglichkeit, standardisierbare Tätigkeiten zu reduzieren." V3 beschleunige diesen Outsourcing-Ansatz noch einmal.

Ralf Hagemann, Human Resources Development and Marketing bei Thales Information Systems, verweist in diesem Zusammenhang auf den Zusatznutzen von ISO 20000. Nur hier werde geprüft, ob Prozesse in einem Unternehmen mehr als Papiertiger seien, also tatsächlich gelebt würden.