Kompatibilität bis hin zur Übernahme von Schwachpunkten:

Itel-Aktionsparameter: Der Markt und der Marktführer

30.03.1979

MÜNCHEN (cw) - Der Anwender im Haus erspart der Post das Gesaus: Die Itel Deutschland Informations-Systeme GmbH, Frankfurt, versucht, die für 1979 geplante Umsatzausweitung dadurch zu erreichen, daß die neue Kunden im Direktkontakt gewinnt. Auf der dritten Präsentationsveranstaltung ihrer Art (diesmal in München) ließen sich 33 potentielle Itel-User von der ltel-Crew darin unterweisen, wie wichtig und wertvoll es ist, eine kompromißlos IBM-kompatible EDV zu haben und als Hardware natürlich Itel-Anlagen. Itel-Geschäftsführer Dieter Frank machte keinen Hehl daraus, daß sein Haus trotz der Niedrigpreis-Politik stets auch die eigene Erlösmaximierung im Auge behalte. Seine Philosophie: Sich streng am Marktführer orientieren und die - nach eigenen Meßdaten durchweg - Produkte als Alternative anbieten; dabei auf niedrigerem Preisniveau operieren und alle Marktbewegungen flexibel parieren.

In München stellte Frank zu Beginn die Mehrgleisigkeit und Multinationalität der Itel-Corporation in den Vordergrund. Die Tatsache, daß der Konzernumsatz 1977 etwa 400 und 1978 rund 688 Millionen Dollar betragen hat, ließ ihn bereits davon sprechen, Itel habe "die Milliarden-Grenze im Umsatz erreicht". Tatsächlich hat die Umsatzprojektion für 1979 diese Größenordnung.

Vorgestellt wurden in München die Itel-Rechner AS/3-5, AS/5-7031 und AS/6. Sie sind - so Itel - funktionskompatibel mit Zentraleinheiten in IBM-/ 370-Architektur, also auch mit den Systemen 303X und 43XX. Die Kompatibilität erstreckt sich auf Betriebssysteme, Programmprodukte, Benutzerprogramme und Peripheriegeräte.

Für alle Rechner reklamiert Itel ein günstigeres Preis-/Leistungsverhältnis, als vergleichbare IBM Systeme es ausweisen. Auch hinsichtlich der technischen Daten sieht Itel seine Geräte teils erheblich vor denen des Branchenriesen rangieren.

Aus der Itel-Preisliste: Das Modell AS/3-5 in der Zwei-MB-Version, das leistungsmäßig etwa der /370-158-3 entspricht, kommt auf ungefähr die halbe monatliche Leasingrate wie eine /370 - 148.

Das Modell AS/5-7031 mit vier MB kostet während der ersten drei Jahre monatlich 38 950 Mark (plus Wartung); die Langzeitmiete der entsprechenden IBM 3031 liegt bei 80 000 Mark.

Das Modell AS/6(-7032) mit sechs MB und zwölf Kanälen kostet während der ersten drei Jahre monatlich 110 000 Mark (plus Wartung). Die Langzeitmiete der entsprechenden IBM 3032 liegt bei 146 000 Mark und damit noch über den rund 130 000 Mark, die eine AS/6 AP (Attached Processor) kostet.

Itel verbürgt sich dafür, im Falle marktwirksamer IBM-Aktionen die eigenen Konditionen sofort anzugleichen, um den "alten Abstand" wiederherzustellen - dies auch bei bereits laufenden Verträgen. Für Itel ist daher auch die IBM 4300-Serie noch keineswegs existent und somit kein Anlaß gegeben, die hohen /370-Preise (im Vergleich zur E-Serie) nicht noch eine Weile als Gradmesser zu benutzen.

Ein bißchen aber ist die 4300-Serie doch schon gegenwärtig; denn Itel liefert seine AS/3-5 ohne integrierte Steuereinheiten für Datenübertragungsaufgaben, "weil die 4341 auch keine haben wird".

Die Itel eigene Fertigung wird Ende '79/Anfang '80 die Serienproduktion aufnehmen. Kleinstes Modell bleibt auf absehbare Zeit die AS/3. In den nach unten hin immer breiter werdenden Markt will Itel schon aus Manpower-Gründen nicht einsteigen.

54 der 110 deutschen Itel-Mitarbeiter sind Service-Techniker, verteilt auf neun Stützpunkte. Die von ihnen betreuten AS-Systeme (am 1. Januar waren es 13) stammen aus der Produktion der Hersteller National Semiconductor, Hitachi, ISS (eine Univac-Tochter), Advanced Memory Systems und Siemens. Den Siemens-Laser-Drucker hat Itel durch Mikroprogrammierung online-fähig gemacht.

Befragt, warum Itel immer nur auf IBM blicke und sich über den Markt "rechts und links" nicht auslasse, antwortet Frank zwiespältig: Weil nur Itel die reine IBM-Kompatibilität vorzuweisen habe, gebe es keine weitere Konkurrenz. Und: Vergleichende Werbung ist in Deutschland gesetzlich untersagt. Zulässig ist sie aber auf einem Markt mit monopolistischer Struktur, zumindest solange nur der Monopolist zum Maßstab genommen wird: "Dies genau tun wir."