IT-Weiterbildungssystem eröffnet neue Karrierepfade

21.01.2003
Von Hiltrud Osterried

Das Projekt wird sowohl bei der Benedict School wie auch bei dem Bildungswerk der Thüringischen Wirtschaft öffentlich gefördert, unter anderem durch den Europäischen Sozialfonds. Fallen die Geldmittel der öffentlichen Hand weg, werden Unternehmen beziehungsweise die Teilnehmer selbst die Kosten übernehmen müssen. Angela Feuerstein, Mitglied der Geschäftsführung des Softwarehauses Müller & Feuerstein, könnte sich auch Kompromisslösungen vorstellen, wie sie ihr Unternehmen jetzt schon bei Qualifizierungen praktiziert. Die Firma übernimmt beispielsweise die Hälfte der Kosten, der Mitarbeiter investiert die Hälfte der anfallenden Stunden in der Freizeit.

Grundsätzlich ist sie von der Idee des Weiterbildungssystems sehr angetan: „Die Idee, an Projekten aus der Praxis zu lernen, finde ich genial. Im Studium kommt die Praxis immer noch zu kurz.“ Für einige könne das Weiterbildungssystem eine gute Alternative zur Universität darstellen, auch in ihrer Firma sei es auf großes Interesse gestoßen.

Patrick von Stackelberg, Schulleiter der Benedict School in Freiburg: Der direkte Praxisbezug hat sich noch am besten bewährt.
Patrick von Stackelberg, Schulleiter der Benedict School in Freiburg: Der direkte Praxisbezug hat sich noch am besten bewährt.

Das IT-Weiterbildungssystem steht noch am Anfang. Trotzdem wagen die Beteiligten eine erste Zwischenbilanz, die durchweg positiv ausfällt. Für Benedict-Schulleiter von Stackelberg hat sich vor allem der direkte Praxisbezug bewährt, der dem Unternehmen unmittelbaren Anwendungsnutzen bringe. Auch Projektleiterin Heinecke hat überwiegend positives Feedback von den beteiligten Firmen bekommen: „Sie erhalten mit der Weiterbildung der Mitarbeiter auch einen Check ihrer Unternehmensprozesse.“

Auch nach Ansicht von Telekom-Projektleiter Küper hat sich das aufwändige Pilotvorhaben gelohnt. Positiv sieht er das Kontaktnetz, das durch die Weiterbildung unter den Netzwerkspezialisten entstanden sei und in dem auch weiterhin Probleme gemeinsam gelöst werden: „Das ist unbezahlbar.“ In der Praxis habe sich gezeigt, dass die Teilnehmer neben der fachlichen Weiterbildung eine eindrucksvolle Entwicklung im Bereich der Sozial-, Methoden- und Handlungskompetenz durchlaufen hätten. Im kommenden Jahr sollen sich bei der Deutschen Telekom rund 240 IT-Mitarbeiter zu einem der 29 Spezialistenprofile weiterbilden.

Mogelpackung IHK-Kurse

Noch bevor die Zertifizierungsstelle ihre Arbeit aufgenommen hat, gibt es schon die ersten Nachahmer. So nutzen teilweise IHKs die 29 Bezeichnungen der Spezialistenprofile, bieten aber nur traditionelle Präsenzkurse an. Das Fraunhofer-Institut weist explizit darauf hin, dass die IHK-Zertifikate, die dort vergeben werden, nicht den vereinbarten Standards entsprechen. Nur die durch Quit ausgestellten TGA-Zertifikate für IT-Spezialisten unterliegen den bundeseinheitlichen Kriterien. 

Links zum Thema

www.apo-it.de Diese vom Fraunhofer Institut ISST entworfene Seite informiert über den aktuellen Stand und die Ziele der arbeitsplatzorientierten (APO) Weiterbildung.

 www.bmbf.de Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat die Entwicklung des IT-Weiterbildungssystem gefördert. 

www.it-sektorkomitee.de Unter dem Dach der „Trägergemeinschaft für Akkreditierung GmbH“ arbeitet das IT-Sektorkomitee, die von der IT-Wirtschaft getragen wird. Sie arbeitet bei dem Zertifizerungsprocedere für die Spezialistenprofile mit. 

 www.isst.fhg.de Das Fraunhofer Institut Software und Systemtechnik leitet das Projekt des APO-Konzepts. 

 www.kib-net.de Versteht sich als Portal für Aus- und Weiterbildung von IT-Fachkräften. Es ist ein gemeinsames Online-Angebot von Bitkom und IG Metall. ‹