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Thema des Tages

IT-Vergütung: Es lohnt sich, Chef zu sein

14.10.1999
Thema des Tages

CW-Bericht, Hans Königes

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - In der IT-Branche wird gut verdient, aber auch viel gearbeitet. Das ergab die erste Vergütungsstudie der COMPUTERWOCHE, die in Zusammenarbeit mit Christian Scholz, Professor für Organisation, Personal- und Informations-Management an der Universität Saarbrücken, erstellt wurde. Das ideale Profil für einen Großverdiener in der IT-Szene erfordert einen Abschluß als Master of Business Administration (MBA), Qualifikationen im Netzwerk- oder Internet-Bereich und Führungsqualitäten.

Verlierer im Gehaltsvergleich sind die Wirtschaftsinformatiker. Sie verdienen weniger als ihre Kollegen mit einer reinen Informatikausbildung oder Betriebswirte mit Schwerpunkt IT. Ebenfalls überraschend ist, daß Fachhochschulabsolventen einen schlechteren Schnitt machen als Mitarbeiter mit einem Abschluß der Berufsakademie.

Wirtschaftsinformatiker erreichen ein durchschnittliches Jahresgehalt von 97 725 Mark. Ihre Kollegen mit einem reinen IT-Abschluß verdienen dagegen 106 218 Mark, Betriebswirte 121 129 und Informatiker mit einer Zusatzausbildung sogar 128 756 Mark.

Scholz interpretiert dieses Ergebnis auf zweierlei Weise: Zum einen finde die integrierte Ausbildungskombination in Unternehmen offenbar wenig Anklang, zum anderen bleibe vielen Wirtschaftsinformatikern der Aufstieg auf der Karriereleiter verwehrt. Scholz glaubt, daß viele Absolventen mit diesem Abschluß als einfache Programmierer tätig sind, obwohl einige Professoren gerade ihnen hervorragende Aufstiegschancen attestiert hatten. Sie galten als die künftigen Chief Information Officers (CIOs), also die technisch versierten Manager, die das Geschäft der Informatikabteilung, aber auch des Unternehmens insgesamt verstehen.

Überraschend gut verdienen laut Untersuchung Absolventen der Berufsakademie (BA). Sie nehmen im Jahr rund 113 000 Mark mit nach Hause, ihre Fachhochschul-Kollegen hingegen müssen sich mit durchschnittlich 100 000 Mark per annum begnügen. Für Scholz kommt dieses Ergebnis nicht unerwartet. Das große Praxis-Know-how der BA-Mitarbeiter mache sich bezahlt. Die Firmen bräuchten nach Studienabschluß keine Mark mehr in die Ausbildung zu investieren, diese Absolventen könnten vom ersten Tag an produktiv arbeiten. Die Geringschätzung einiger Professoren, die die BA-Absolventen als IT-Lehrlinge bezeichnen, ist somit unberechtigt.

Mit Abstand am besten bewerten die Arbeitgeber einen Master-of-Business-Administration-(MBA-)Abschluß. Wer ihn vorweisen kann, darf sich auf ein durchschnittliches Jahressalär von etwa 150 000 Mark freuen. Selbst eine Promotion wird von den Firmenchefs um einiges schlechter bewertet als der Management-orientierte MBA-Abschluß.

Worin sich die Ergebnisse dieser Studie mit denen anderer decken, ist die Einschätzung der Führungsverantwortung. Sie hat großen Einfluß auf die Vergütung. Manager, die für bis zu fünf Mitarbeiter verantwortlich sind, verdienen durchschnittlich 119 245 Mark im Jahr. Umfaßt die geleitete Gruppe mehr als 15 Beschäftigte, sind es schon rund 168 000 Mark. Noch deutlicher wird der Unterschied, wenn man die Gehälter der IT-Verantwortlichen mit denen ihrer Mitarbeiter vergleicht: 148 000 Jahresgehalt für die Häuptlinge, 108 000 Mark für die Indianer. Wohlgemerkt, hier geht es um Durchschnittswerte.

Unabhängig vom Status machen sich IT- und Berufserfahrung bezahlt, sie wirken sich positiv aufs Portemonnaie aus. Beschäftigte mit bis zu fünf Jahren IT-Know-how kommen auf 95 915 Mark. Je länger sie dabei sind, desto höher ist verständlicherweise das Gehalt. Nach weiteren fünf Jahren können sie mit 118 628 Mark rechnen, und abermals fünf Jahre darauf sind es 139 655 Mark im Jahr.

Die Branche und der Ort, an dem die Computerfachleute ihre Tätigkeit ausüben, beeinflussen ebenfalls das Salär. Keine Überraschung dürfte sein, daß die höchsten Gehälter in der IT-Beratung gezahlt werden. Die Studie weist hier den hohen Durchschnittswert von 145 855 Mark aus. Scholz schränkt ein: "Es sind vor allem die global agierenden IT-Beratungshäuser, die hohe Gehälter bezahlen." In den anderen Branchen liegen die Werte darunter. Finanzdienstleister überweisen ihren Mitarbeitern im Durchschnitt 117 120 Mark im Jahr, die Industrie 112 497 Mark, Telekommunikations- und Medienindustrie 108 950 Mark. Das Schlußlicht bilden Transport und Verkehr, hier müssen sich die IT-Profis mit 96 580 Mark zufriedengeben.

München und Frankfurt am Main sind Deutschlands IT-Hochburgen, hier müssen die Arbeitgeber am tiefsten in den Geldbeutel greifen. So verdienen die Computerfachleute in der bayerischen Hauptstadt im Durchschnitt 130 768 Mark, in der Bankenmetropole sind es lediglich 2000 Mark weniger. Schlußlicht sind die neuen Bundesländer. Die Ostprogrammierer müssen mit 79 947 Mark jährlich auskommen. Und auch Berlin hat vergleichsweise eher ein höheres Ost- denn ein Hauptstadtniveau, nämlich 95 558 Mark.

Eine Rolle spielt auch das Arbeitsgebiet, in dem sich der Computerfachmann bewegt. Am besten kommen dabei die Berater und Trainer weg, die 125 174 Mark verdienen. Im System- und Netzwerkumfeld liegen die durchschnittlichen Gehälter bei etwa 110 000 Mark und im Bereich Software bei 103 605 Mark. Nochmals zur Erinnerung: In der Berichterstattung geht es immer um allgemeine Durchschnittswerte, die komplette, 200 Seite starke Untersuchung umfaßt genaue Auswertungen, wieviel beispielsweise ein Berater mit einer bestimmten Ausbildung, in einem bestimmten Ort in einer bestimmten Branche etc. verdient.

Bei der Auflistung der einzelnen Berufsbilder fällt auf, daß die Internet- und Netzspezialisten gut im Rennen liegen, aber auch die SAP-Profis haben keinen Grund zur Klage. Der Internet- beziehungsweise Web-Experte kommt auf 134 434 Mark, der Netzspezialist auf 125 210 Mark und der SAP-Fachmann auf 119 000 Mark im Jahr. Bescheidener sieht es bei den Supportmitarbeitern aus, die sich im Durchschnitt mit 58 091 Mark bescheiden müssen. Aber auch für Service-Techniker wachsen die Bäume nicht in den Himmel. Die Untersuchung weist ein Durchschnittssalär von rund 71 000 Mark aus.

Daß in der IT viel gearbeitet wird, ist keine neue Erkenntnis. 90 Prozent der Befragten kommen auf über 40 Stunden, davon elf Prozent auf über 55 Stunden pro Woche. Was den Saarbrücker Wissenschaftler indes überrascht hat, ist die Tatsache, daß in nur 37 Prozent der Fälle die Zusatzarbeit vergütet wird. Die Arbeitgeber können sich über engagierte Mitarbeiter freuen. Allerdings existierten in nur 30 Prozent der Fälle eine Karriereplanung für sie. Immerhin gaben 36 Prozent der Teilnehmer an, daß der Arbeitgeber mit Zielvereinbarungen arbeite, die sich monetär auf die Leistung auswirkten. Dazu paßt, daß 41 Prozent der Antwortenden variable Vergütungsanteile erhalten.

Interessenten können die komplette Studie (Preis 100 Mark für Einzelpersonen, 600 Mark für Unternehmen) den Band bei Maria Scholz, Am Hüttenwald 10, 66894 Rosenkopf, Telefon 063 72/611 72 anfordern. Öffentlich vorgestellt werden die Ergebnisse auf der Computermesse Systems im Rahmen des COMPUTERWOCHE-Forums Jobs & Karriere am 18. Oktober 1999 um zwölf Uhr in Halle A3/257.