Streit um indirekte Softwarenutzung

IT-Verband Voice droht SAP mit rechtlichen Schritten

04.10.2018
Der IT-Verband Voice e.V. hat eine Beschwerde bei den hiesigen Kartellbehörden gegen SAP eingereicht. Der Grund aus Sicht der Anwender: intransparente Regeln bei der Nutzung von Drittsoftware und das unfaire Audit-Gebahren.

Der deutsche IT-Verband Voice e.V. hat von der Rechtsanwaltskanzlei Osborne Clarke zwei juristische Gutachten zu indirekter Nutzung und Digital Access erstellen lassen. Diese Expertisen kommen zu dem Schluss, dass die Lizenzbestimmungen der SAP rechtswidrig sind und der Softwarehersteller seine starke Stellung im Markt für Business-Software gegenüber seinen Kunden missbraucht. Die nach wie vor von SAP nicht eindeutig definierten ­Lizenzbestimmungen seien weder transparent noch fair. Sie verunsicherten die SAP-Nutzer, erhöhten ihr Kostenrisiko erheblich und widersprächen dem Grundsatz der Interoperabilität.

Voice-Präsident Thomas Endres signalisiert Gesprächsbereitschaft mit SAP, behält sich aber auch alle in Frage kommenden juristischen Schritte vor.
Voice-Präsident Thomas Endres signalisiert Gesprächsbereitschaft mit SAP, behält sich aber auch alle in Frage kommenden juristischen Schritte vor.
Foto: VOICE e.V.

Thomas Endres, Vorsitzender des Voice-Präsidiums, findet es zwar verständlich, dass sich Softwareanbieter auf veränderte Nutzungsgewohnheiten in einer immer stärker digitalisierten Welt vorbereiten. "Aber es darf nicht einseitig zu Lasten der Anwender gehen." Gerade in Bezug auf die laufende digitale Transformation sei die Interoperabilität der Systeme essenziell. Werde diese durch ungerechtfertigte Gebühren eingeschränkt, wäre das laut Endres für alle Marktteilnehmer fatal.

SAP schädigt Softwaremarkt

Außerdem schädige SAP mit ihrem Lizenzverhalten den Markt für Third-Party-Applikationen ganz massiv, ergänzt Patrick Quellmalz, Leiter Services bei Voice, und verweist darauf, dass gerade im Third-­Party-Markt zusätzliche und vielleicht auch günstigere Lösungen für das SAP-Ökosystem entstünden. Die Anwendervertreter fordern SAP daher auf, ihre Lizenzbestimmungen nutzerfreundlicher und transparenter zu gestalten. Gleiches gelte für die Audit-Praxis. Außerdem müsse der Markt für Third-Party-Applikationen zwingend offen gehalten werden.

Auch die Oracle-Anwender bezweifeln die Rechtsgültigkeit ihrer Lizenzverträge

Voice fordert eine rechtliche Verbindlichkeit der Audits und keine in die Vergangenheit reichen­de Wirkung, wie das einige Anwender zurzeit bei der "indirekten Nutzung" erlebten. "Es darf einfach nicht sein, dass Anwender durch neue Lizenzbestimmungen der SAP rückwirkend ins Unrecht gesetzt werden", sagt Quellmalz. (ba)

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Durchblick im SAP-Lizenzdschungel