IT-Unternehmen trotzen dem Burnout

22.11.2006
Von 
Winfried Gertz ist Journalist in München. Er arbeitet in einem Netzwerk von zahlreichen Anbietern kreativer Dienstleistungen. Das Spektrum reicht von redaktioneller Hörfunk- und Fernsehproduktion über professionelle Fotografie bis zu Werbetexten für Industrieunternehmen und Non-Profit-Organisationen.

Fitness reicht nicht

Inzwischen bieten laut einer Studie der Hay Group fast zwei Drittel aller Firmen Mitarbeitersport an. So förderlich die Trimmangebote auch sind und so begeistert sie auch genutzt werden: Gesundheits-Management darf sich nicht mit der körperlichen Fitness von Mitarbeitern zufriedengeben. Zwar schlägt die Imagekorrektur des Betriebssports bis zur Bilanz durch, wie O2-Cheftrainer Grauer argumentiert: "Corporate Activity sorgt für Einsparungen, da immer weniger Mitarbeiter krankheitsbedingt ausfallen und die Motivation steigt." Doch die entscheidenden Parameter liegen woanders. Gesundheit ist laut Lotzmann nicht nur definiert durch einen gesunden Rücken oder die Abwesenheit von Grippe. "Auch Führungsverhalten, betriebliche Strukturen sowie die Kommunikation untereinander wirken sich entscheidend darauf aus."

Ein für strategisches Personal-Management und Organisationsentwicklung entscheidender Aspekt. "Gesundheits-Management", sagt IBM-Betriebsarzt Bieser, "hat mit Verhältnissen und Verhalten zu tun." Allein durch Einführung schnurloser Telefone seien Mitarbeiter in Bewegung geraten. Weit größere Auswirkung auf das Wohlbefinden von Mitarbeitern hat freilich das Führungsverhalten. Die ständige Überlastung wird ganz offensiv zur Schau getragen: "Seht her, wie ich mich in den Job einbringe." Laut IAT-Forscher Latniak sind Mitarbeiter, die mehr Eigenverantwortung tragen und ihre Arbeitszeit auf Vertrauensbasis planen, oft nicht mehr Herr ihrer selbst: "Wann ich zur Arbeit komme, bestimme ich. Wann ich gehe, der Kunde." Arbeiten bis der Arzt kommt, dieses Verhalten vieler Fach- und Führungskräfte kostet die Volkswirtschaft ein Vermögen. Für die Folgen aus Stress und psychischer Belastung am Arbeitsplatz, ermittelte die Weltgesundheitsorganisation (WHO), müssen die europäische und die amerikanische Wirtschaft zusammen rund 120 Milliarden Dollar pro Jahr aufbringen.