Smart Grids

IT-Unternehmen arbeiten an intelligenteren Stromnetzen

20.05.2009
Von pte pte
IT- und Stromnetze wachsen allmähich zusammen. Konzerne versprechen sich einen Milliardenmarkt, Verbraucher warten auf intelligentere und günstigere Tarife.

Dass netzwerkfähige elektronische Haushaltszähler IT- und Elektrizitätswirtschaft näher zusammenführen werden, liegt auf der Hand. Kein Wunder, stellt doch die computergestützte Steuerung und Verwaltung von komplexen Stromnetzen einen künftigen Milliardenmarkt dar. So hat Cisco erst kürzlich ein ganzheitliches Smart Grid-Konzept vorgestellt. Eine ganze Palette von Hard- und Softwareprodukten soll dabei helfen, intelligente Stromnetze einzurichten und effektiver zu gestalten. Beispielsweise soll Ciscos Software EnergyWise den Energieverbrauch von angeschlossenen IT- und Netzwerkgeräten ermitteln.

Aufgrund einer in den vergangenen 100 Jahren kaum veränderten Infrastruktur macht erst eine digitalisierte Mess- oder Zählwerterfassung ein modernes Lasten- und Verbrauchsmanagement möglich. "In Deutschland werden derzeit im Rahmen von rund 60 Testprojekten sogenannte Smartmeter - also datenfähige Stromzähler - installiert. Konkrete Zahlen hinsichtlich allfälliger Einsparungspotenziale liegen jedoch noch keine vor," so ein Experte vom Bundesverband für Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), gegenüber pressetext.

Digitale Stromzähler sollen die dringend benötigten Daten für die Identifizierung von Konsum- und Nachfragemustern liefern. Auf dieser Basis könnten neuartige Tarifmodelle für Endverbraucher entwickelt werden. Stromkonsumenten würden ihr Dasein nicht länger als nur passive Empfänger von Stromrechnungen fristen. Vielmehr würden sie wie in der Telekommunikation seit Langem üblich durch unterschiedliche Tarif- bzw. Nutzungsmodelle für ihr Nachfrageverhalten sensibilisiert werden. Auch bekämen Verbraucher die Möglichkeit, Nutzungsverträge gemäß ihrer Gewohnheiten und Bedürfnisse abzuschließen.

In puncto Lastenmanagement zeichnen sich weitere Möglichkeiten zur Kostensenkung und Schadstoffreduktion ab. So können Verbrauchsspitzen derzeit nur durch Zuschalten von Leistungskapazitäten mit zweifelhafter Umweltbilanz bewältigt werden. Meist handelt es sich dabei um Kohlekraftwerke mit entsprechendem ökologischen Fußabdruck. "Solche Kraftwerke sind 365 Tage im Jahr in Betrieb, werden in Wirklichkeit aber nur in Spitzenzeiten für einige Tage im Jahr benötigt, gibt Scott Lang, CEO von Silver Spring Networks, in der "Financial Times" zu bedenken.

Da Smart Grids nach Ciscos Konzept neben dem Stromtransport auch bidirektionale Datenkommunikation ermöglichen sollen, können auch die komplexesten Stromnetze in Zukunft effizient verwaltet werden. In Anbetracht einer sich abzeichnenden Dezentralisierung in der Stromerzeugung könnte etwa die Einspeisung alternativer Energiequellen von Kleinkraftwerken in optimierter Form durchgeführt werden. Auch ließe sich die Stromversorgung anhand von Nutzungsprofilen für Regionen, Gebäudekomplexe oder Stadtteile effizienter gestalten. In Sachen Netzwerkmanagement ist in der IT-Branche ohnehin genügend Know-how für die Bewältigung der anstehenden Aufgaben vorhanden. (pte)