Bundesanstalt für Arbeit fordert mehr Qualität

IT-Trainingsmarkt gerät in Bewegung

19.07.2002
MÜNCHEN (hk) - Noch bevor die Ergebnisse der Hartz-Kommission zur Reform des Arbeitsmarktes am 16. August vorgestellt werden, hat die Bundesanstalt für Arbeit ihre Vorstellungen zur Weiterbildung formuliert. Schulungsanbieter überlegen sich neue Kursmodelle.

Der Vorstandsvorsitzende der Bundensanstalt für Arbeit in Nürnberg, Florian Gerster, hat klare Vorstellungen darüber, wie Weiterbildung funktionieren soll. Er verlangt von den Schulungsanbietern, dass sie ihre Kurse "stärker am Bedarf der Betriebe orientieren", die Seminare sollten modular aufgebaut werden, um eine höhere Flexibilität zu ermöglichen, und die Qualität müsse verbessert werden. Dazu will er eine unabhängige Stelle einrichten, die Inhalt, Lehrplan und Dauer der Maßnahmen begutachtet. Bisher kontrollierten die Arbeitsämter die Schulungsanbieter.

Gerster reagiert damit auf die Kritik aus Wirschaft und Politik. Immer wieder kommen Beschwerden, dass die sieben Milliarden Euro, die die Bundesanstalt für Arbeit für Weiterbildungsmaßnahmen ausgibt, eine Verschwendung von Beitragsgeldern seien. Die Nürnberger kontern mit dem Argument, dass immerhin 78 Prozent der Arbeitslosen, die eine Umschulung in Anspruch nehmen, nach einem halben Jahr in Lohn und Brot sind.

Die großen Schulungsanbieter im IT-Sektor sind schon dabei, sich auf mögliche Reformen einzustellen. So hat der Münchner Anbieter CDI die Abteilung ausgebaut, die sich um die Vermittlung der Teilnehmer kümmert. Die Dekra-Akademie in Stuttgart versucht das Hartz-Modell dahingehend umzusetzen, dass sie eine Zeitarbeits- und Personalservice-Firma gegründet hat, die die Umschüler in Firmen vermitteln soll. Idealerweise, so war das Konzept gedacht, sollten die Umschüler mit einem Zeitarbeitsvertrag an Firmen ausgeliehen werden. In Leerzeiten, wenn es keine Arbeit gab, sollten die Umschüler weiterqualifiziert werden. Dieses Modell funktioniert nicht, wie Marketing-Leiter Klaus-Peter Schmitz zugibt. Er hatte gehofft, dass die Arbeitsämter die Kosten für diese "Zwischendurch-Kurse" übernehmen würden.

Ein anderes Modell, das seine Urheber als erfolgreich propagieren, ist das der Public-Private-Partnership. Die Trainingsverantwortlichen von Siemens Business Services (SBS) haben für die Metro-Gruppe einen Kurs zum Oracle-Applikationsentwickler zusammengestellt. In einem Assessment-Center mussten sich Arbeitslose für diese Ausbildung qualifizieren. Metro trägt rund ein Drittel der Kosten, das Arbeitsamt übernimmt den Rest. Damit komme man, so heißt es stolz bei Siemens, der Gerster-Forderung sehr nahe, passgenau für die Bedürfnisse der Unternehmen auszubilden.

Unabhängig von all diesen Modellen bleibt das Hauptproblem aus Sicht der Nürnberger Berater und der Umschulungsinstitute die niedrige Vermittlungsquote. So meinte ein BA-Sprecher schon fast resigniert: "Was nützt die beste Qualität der Kurse, wenn es keine Jobs gibt?"