Kolumne

IT taugt als Führungsinstrument

10.01.2006

Wo kann der CEO eines Unternehmens direkten Einfluss nehmen? Nicht mittelbar, indem er sich mit dem Chef der Produktentwicklung unterhält oder sich mit dem Vertriebschef oder Niederlassungsleiter austauscht, sondern mit vollem Durchgriff? Klassischerweise macht ein Boss das über Human Resources und über die Finanzen. Er bestimmt über Budgets und personelle Ausstattung der Bereiche. Damit hat er zwei Führungsinstrumente, die ganz direkt klären, welche Strategien und Projekte ihm am Herzen liegen. Wer nicht adäquat mit Leuten und Geld ausgestattet wird, muss kürzer treten oder Projekte ganz streichen. Diese beiden Werkzeuge werden fleißig benutzt und funktionieren in der Regel mit der Präzision einer Guillotine. Deshalb erstreckt sich ihr Einsatz auf Bereiche jenseits der Unternehmens-Diplomatie, der sich normalerweise auch ein CEO befleißigt.

Wenig genutzt wird hingegen die IT als Führunsinstrument. Dabei lässt sie sich ähnlich wirkungsvoll einsetzen. Inzwischen unterstützt IT zumindest in großen Unternehmen fast jeden Prozess. Je nach Ablauf und Branche fällt die Rolle der IT unterschiedlich bedeutsam aus. Aber in der Regel verändern sich mit den Geschäftszielen und -abläufen auch die Anforderungen an die IT. Es müssen veränderte Anwendungen eingekauft oder entwickelt, implementiert und supportet werden. Weil IT genauso wie Personal und Geld eine knappe Ressource ist, lassen sich mit ihr hervorragend Prioritäten setzen oder betonen. Keine oder zu wenig IT-Ressourcen beeinflussen Größe, Art und Dauer der Projekte negativ und dokumentieren damit, wie unwichtig die Sache in der Chefetage eingeschätzt wird. Mit mehr IT-Mitteln ausgestattete Vorhaben lassen sich dagegen schneller und sauberer umsetzen.

Je IT-abhängiger ein Unternehmen oder ein bestimmtes Projekt, desto stärker lässt sich seine Entwicklung mit IT bestimmen. Die Aufnahme der IT in den "Instrumentenkoffer" des CEO würde sie in den Unternehmen enorm aufwerten. Der CIO würde vom oft missbrauchten Prügelknaben zu einer Person, mit der man sich als Fachbereichsleiter gut stellen muss, wenn man etwas erreichen will. Allerdings setzt ein solches Szenario eine gewisse IT-Affinität des CEO voraus. Nur wenn er den Wert der IT für den Projekterfolg erkennt und prinzipiell weiß, mit welchen IT-Mitteln sich dieser erreichen lässt, kann er die IT als Führungsinstrument wirksam einsetzen.

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