Der Prototyp für eine neue Systemgeneration

IT takes Corba, Java and C++ to Tango

21.04.2000
MÜNCHEN (CW) - Zu den wichtigsten Altanwendungen der Lufthansa zählt "Ops/Fis", das Assembler- und Fortran-basierte System für die Verwaltung von Flugoperationsdaten. Es wird derzeit von Grund auf erneuert. Unter der Bezeichnung "Tango" soll es im nächsten Jahr als C++-Applikation mit Java-Clients den Dienst aufnehmen.

Von Gesetzes wegen müssen die Luftfahrtgesellschaften jederzeit darüber informiert sein, wo sich jedes ihrer Flugzeuge befindet. Ops/Fis sorgt dafür, dass die Lufthansa dieser Pflicht nachkommen kann. Die 25 Jahre alte Applikation für die Verwaltung der operativen Flugdaten bildet einen wichtigen Baustein in der IT-Umgebung der Airline.

Ops/Fis läuft seit 1975 auf einem Unisys-Host. Den aktuellen Ansprüchen ist die Applikation nur noch unter Zuhilfenahme von allerlei Tricks gewachsen. Neben berechtigten Zweifeln an der Jahr-2000-Tauglichkeit waren das stark gestiegene Flugaufkommen sowie die im Rahmen der "Star Alliance" entstandenen Anforderungen Gründe dafür, die Anwendung durch eine moderne Client-Server-Applikation abzulösen. Den Auftrag dafür vergab der ehemalige Staats-Carrier Anfang 1998 an den IT-Dienstleister Lufthansa Systems. Zunächst sollten die Kernfunktionen portiert und erst im zweiten Schritt zusätzliche Features bereitgestellt werden.

Die Design-Entscheidung fiel zugunsten einer Multi-Tier-Architektur: Eine zentrale Datenbank (Oracle auf der Basis des IBM-Betriebssystems AIX) soll die benötigten Informationen verwalten, ein Object Request Broker nach Maßgabe des Standards Common Object Request Broker Architecture (Corba) für den gegenseitigen Zugriff der unterschiedlichen Systemkomponenten sorgen. Lufthansa Systems wählte hier die Corba-Implementierung "Orbix" vom irischen Anbieter Iona Technologies. Durch Clustering sollten sich in der Unix-Welt Verfügbarkeitswerte erzielen lassen, die denen einer Mainframe-Umgebung ebenbürtig sind.

Die Clients müssen, so die Vorgabe, den direkten Zugriff auf fremde Anwendungssysteme ermöglichen, ohne jedesmal den Umweg über den Host zu nehmen. Für diesen Teil des Systems kommt die Programmiersprache Java zum Einsatz. Sie bietet den Vorteil, auf unterschiedlichen Plattformen wie Windows NT, Unix und OS/2 verfügbar zu sein. Der Class Code wird auf die jeweiligen Arbeitsstationen verteilt und dort in der Java Virtual Machine ausgeführt.

Die Server-Komponente hingegen wird in C++ erstellt, genauer gesagt: mit Hilfe eines Compilers von IBM. Zum Zeitpunkt der Entscheidung reichte die mit Java mögliche Performance nach Ansicht der Entwickler nicht aus.

Weitere Tools waren erforderlich, um die Komplexität des Projekts in den Griff zu bekommen. Dazu gehören das Konfigurations-Management-Werkzeug "Clearcase" von Rational Software und das Sourcecode-Engineering-Tool "Sniff+" von Take Five Software, das gleichzeitig als integrierte Entwicklungsumgebung dient.

In Teilen wird Tango derzeit bereits eingeführt. Der vollständige Umstieg soll im April kommenden Jahres stattfinden. Diese Anwendung ist das erste IT-System der Lufthansa, mit dessen Hilfe die Anwender nicht mehr transaktions-, sondern prozessorientiert arbeiten. Selbstverständlich hofft das Luftfahrtunternehmen, dass zumindest einige der Star-Alliance-Partner die Applikation übernehmen werden.