Siemens geht wieder als beliebtester Arbeitgeber durchs Ziel

IT-Studenten bevorzugen Größe

22.08.2003
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Alexandra Mesmer war bis Juli 2021 Redakteurin der Computerwoche, danach wechselte sie zu dem IT-Dienstleister MaibornWolff, wo sie derzeit als Head of Communications arbeitet.
Siemens, IBM und die Fraunhofer-Gesellschaft - bei diesen drei Unternehmen möchten Informatiker am liebsten ihre Karriere beginnen. Das ergab eine Abstimmung unter mehr als 5000 Informatikstudenten in Deutschland.

Siemens erklomm im vierten Jahr in Folge das Siegertreppchen, auch wenn der Abstand zu Dauerverfolger IBM zusammenschmolz. Auf Platz drei konnte sich die Fraunhofer-Gesellschaft behaupten, auch die weitere Reihenfolge in den Top Ten mit SAP, Daimler-Chrysler, BMW und Suse Linux blieb im Vergleich zum Vorjahr unverändert. Rekordverdächtig war mit über 5000 allerdings die Zahl der Studenten, die in diesem Jahr am IT-Absolventenbarometer des Berliner Instituts für Personal-Marketing, Trendence, teilnahmen.

Garant für interessante Aufgaben

Die Studenten sind in ihren beruflichen Wunschvorstellungen auf jeden Fall beständiger als der IT-Markt selbst. Neben interessanten Arbeitsaufgaben, attraktiven Produkten und Dienstleistungen sowie der Chance, international zu arbeiten, war auch immer die Jobsicherheit ein Grund, der für die beliebtesten Arbeitgeber sprach. Vor allem Siemens wurde in der Vergangenheit stets mit einer sicheren Anstellung verbunden. Dass dem nicht mehr so ist und gerade in den IT-Bereichen ICN (Netzwerke), SBS (Dienstleistung) und zuletzt auch in der Mobilfunksparte ICM Tausende von Stellen abgebaut und Mitarbeiter entlassen wurden, hat die angehenden Informatiker in ihrer Wahl offensichtlich kaum beeinflusst.

Zwar bemängeln sie in der Befragung, dass die Jobsicherheit bei Siemens nachgelassen habe, sehen aber den Konzern immer noch als Garant für interessante Arbeitsfelder und attraktive Produkte. Unternehmenssprecher Constantin Birnstiel erklärt sich das anhaltend gute Image mit der breiten Aufstellung des Konzerns. So decke Siemens annähernd die gesamte Palette der Elektrotechnik und Elektronik ab, von Mobilfunk- und Internet-Technologie über Bahn- und Medizintechnik bis hin zu Großprojekten im Anlagen- und Kraftwerksbau. "Freilich sind derzeit unsere IT-Kernbereiche ICN, ICM und SBS im Branchentief verschwunden, so dass es hier kaum Einstiegsmöglichkeiten für den IT-Nachwuchs gibt", schränkt Birnstiel ein. Da jedoch die Software alle Geschäftsbereiche durchdringe, eröffneten sich in anderen Feldern wie der Medizin- oder Bahntechnik Chancen für Bewerber mit IT-Wissen.

Auf Platz zwei des Rankings steht mit IBM ein weiteres Schwergewicht: In Deutschland beschäftigt der IT-Hersteller rund 26000 Mitarbeiter und unterhält mit dem Entwicklungszentrum in Böblingen die größte Forschungsstätte des Unternehmens außerhalb der USA. Mit Big Blue verbinden die Informatikstudenten interessante Projekte, Innovationen und auch die Chance, international arbeiten zu können.

Einen festen Platz unter den beliebtesten IT-Arbeitgebern hat sich auch die Fraunhofer-Gesellschaft erobert. Die Forschungsorganisation, unter deren Dach 57 Institute und 13000 Mitarbeiter zusammengefasst sind, hat im vergangenen Jahr 143 Informatiker eingestellt und gehört damit zu den wichtigsten IT-Arbeitgebern. Eine dreistellige Zahl von Neulingen ist heute selbst bei den großen Software- und Beratungshäusern selten.

Dass die Fraunhofer-Gesellschaft unter Informatikstudenten einen sehr guten Ruf genießt, macht Personalvorstand Dirk-Meints Polter an verschiedenen Punkten fest: "Den Ausschlag gibt sicher die reizvolle Tätigkeit, zu der auch ein gutes Klima und die Chance gehören, selbständig zu arbeiten und anwendungsnah zu forschen." Das bestätigten auch neue Fraunhofer-Mitarbeiter in einer internen Umfrage. Darüber hinaus gehen die Institute schon früh auf den wissenschaftlichen Nachwuchs zu, so dass pro Jahr 3800 Studenten in Projekten mitarbeiten, woraus 1000 Diplomarbeiten und 400 Promotionen resultieren.

Allerdings müssen sich die Diplominformatiker darauf einstellen, dass die Fraunhofer-Gesellschaft wie der öffentliche Dienst bezahlt, und die Gehälter bis zu 15 Prozent unter dem Niveau der Industrie liegen. Da viele wissenschaftliche Mitarbeiter befristete Arbeitsverträge haben, sehen sie das Forschungsengagement als Sprungbrett für die weitere Karriere, die sie oft in die Industrie führt. Das begrüßt Polter, "zumal wir die Verbindung mit den Ehemaligen halten, sowie uns permanent erneuern und junge Leute aufnehmen können."

Beliebte Forschungsorganisationen

Außer der Fraunhofer-Gesellschaft sind mit der Max-Planck-Gesellschaft (Platz elf), dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (Platz 15), der europäischen Weltraumorganisation ESA (Platz 16) und dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (Platz 17) noch vier weitere Forschungsinstitute beziehungsweise Behörden auf den vorderen Plätzen des Rankings. Dieses Ergebnis mag überraschen, erklärt sich aber durch die Wunsch, in einem sicheren Job innovativ arbeiten zu können.