IT-Studenten arbeiten gut und billig

30.11.2005
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Jürgen Mauerer ist Journalist und betreibt ein Redaktionsbüro in München.
Nicht alle IT-Unternehmen suchen ihre Rettung aus der Kostenfalle im Offshoring. Einige setzen auf studentische Unternehmensberatungen. Sie sind preisgünstig, vor Ort und bestehen aus motivierten jungen Leuten. Von Jürgen Mauerer*

"Die Jungs sind gut und liefern hohe Qualität, da ihr Wissen auf dem neuesten wissenschaftlichen Stand ist. Sie sind motiviert, engagieren sich über den üblichen Zeitrahmen hinaus und denken nicht in Schubladen." Frank Dederich, geschäftsführender Gesellschafter des IT-Dienstleisters CBK Dederich, hat bislang gute Erfahrungen mit der studentischen Unternehmensberatung Campus Consult aus Paderborn gemacht. "Wäre das nicht der Fall, hätte ich die Zusammenarbeit nicht intensiviert."

Hier lesen Sie ...

- warum studentische Unternehmensberatungen eine Alternative zum Offshoring bilden;
- wie sie garantieren, dass sie Kunden gute Arbeit liefern;
- für welche Aufgaben sie bei Anwenderunternehmen in Frage kommen;
- welche Erfahrungen die Aufgraggeber mit den Studenten gemacht haben.

In einem der letzten Projekte erweiterte und verbesserte Campus Consult im Auftrag von CBK Dederich eine auf Basis von Microsoft .NET entwickelte Web-Anwendung für ein Unternehmen der Maschinenbaubranche. Notwendig war dabei die Migration der von der Web-Anwendung verwendeten Access-Datenbank auf den SQL Server 2000.

Studenten im Business-Anzug lehren die etablierten Berater mit ihren strengen Qualitätskriterien bei niedrigen Honoraren das Fürchten.
Studenten im Business-Anzug lehren die etablierten Berater mit ihren strengen Qualitätskriterien bei niedrigen Honoraren das Fürchten.
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Campus Consult wurde 1993 als eingetragener Verein gegründet und 1997 um die Campus Consult Projektmanagement GmbH erweitert, die von zwei fest angestellten Geschäftsführern geleitet wird. Beide Organisationen greifen auf dieselben rund 80 studentischen Mitarbeiter unterschiedlicher Fachrichtungen zu. "Diese Interdisziplinarität ist ein großer Vorteil, da sie zu verschiedenen Sichtweisen und damit zur ganzheitlichen Betrachtung eines Projekts führt", wirbt Sebastian Lübbers, einer der Geschäftsführer der GmbH.

Neben Schulungen und Management-Beratung ist IT-Beratung der Hauptschwerpunkt der Paderborner. So sind sie mittlerweile IBM Premium Business Partner und Microsoft Certified Partner. Zu den Kunden gehören Mittel-ständler wie CBK Dederich, aber auch Großunternehmen wie Deutsche Bank oder Daimler-Chrysler. "Häufig gleichen wir mit unseren Studenten in Hochphasen eines Projektes Kapazitätsengpässe aus und erhöhen so die Flexibilität unserer Kunden", erzählt Lübbers.

Strenge Qualitätsrichtlinien

Um die hohe Qualität der Beratung zu sichern, hat der Bundesverband Deutscher Studentischer Unternehmensberatungen (BDSU) strenge Qualitätsrichtlinien für seine Mitglieder aufgestellt (siehe Kasten "Idee aus Frankreich"). Dazu gehören internes Controlling und ausführliche Projektdokumentationen. "Wir verstehen uns als Qualitätssiegel, mit dem unsere Mitglieder auch werben können", beschreibt Marketing-Vorstand Verena Graf das Ziel des BDSU. Bewerber müssen beispielsweise eine einjährige Anwartschaft mit einer Prüfung am Ende bestehen, bevor sie Mitglied werden. Jedes Jahr kontrolliert der BDSU zudem, ob die Mitglieder die Qualitätsrichtlinien einhalten. Campus Consult aus Paderborn gehört zu den Vereinen, die den Maßstäben des BDSU gerecht werden.

Einen etwas anderen Ansatz vertritt das Junior Consultant Network, kurz JCNetwork, der zweite Dachverband der studentischen Unternehmensberatungen. JCNetwork wurde am 1. Juli 2002 an der TU Ilmenau gegründet und zählt derzeit 15 Mitgliedsvereine mit etwa 700 Studenten. Offenbar sind sich die Verbände nicht grün "Der BDSU drückt seine Standards von oben durch, ist also eine Art Top-down-Organisation. Da er großen Wert auf die Einhaltung dieser Standards legt, ist der Aufwand für die studentischen Berater sehr hoch, zu hoch. Das bringt unserer Meinung nach keinen Vorteil", kritisiert Björn Samland, Vorstand Marketing & PR bei JCNetwork.

Schlank und transparent

"JCNetwork geht auf die Initiative studentischer Vereine zurück, die wegen der strengen bürokratischen Vorgaben mit ihrer Mitgliedschaft beim BDSU unzufrieden waren. Unsere Struktur ist durch kooperatives Miteinander, gemeinsame Projekte und Interdisziplinarität gekennzeichnet", so Samland weiter. Das Organisationsmotto ist Schlankheit nach innen und Transparenz nach außen. Der Zusammenschluss hat bewusst niedrige Aufnahme-hürden, um auch jungen Vereinen die Chance zu geben, von den etablierteren Mitgliedern zu lernen und vom Erfahrungsaustausch zu profitieren. Einmal pro Semester richtet einer der Mitgliedsvereine die JCNetwork Days mit Schulungen und Vorträgen interner und externer Referenten aus.