IT-Strategie bei Nordzucker: Mit Netweaver von der Rübe zum Kunden

01.04.2004
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.
Als "Best Practice" bezeichnet CIO Thorsten Niemeitz die Strategie, niemals die allerneueste Ausführung der SAP-Software einzusetzen. Allerdings ist er dabei nicht ganz konsequent.  Foto: Nordzucker
Als "Best Practice" bezeichnet CIO Thorsten Niemeitz die Strategie, niemals die allerneueste Ausführung der SAP-Software einzusetzen. Allerdings ist er dabei nicht ganz konsequent.  Foto: Nordzucker

In der Version 5.0 setzt Nordzucker das Softwarewerkzeug "Enterprise Portals" ein. Es dient als Basis für das "Rübenportal", das Niemietz gern als "SAP for Farmers" bezeichnet. Der europäische Zuckermarkt ist in Form von Oligopolen organisiert. In Deutschland gibt es drei Erzeuger: neben Nordzucker den Marktführer Südzucker sowie das im Raum Köln angesiedelte Unternehmen Pfeifer und Langen. Sie schreiben "ihren" Landwirten vor, was diese säen müssen, verpflichten sich aber gleichzeitig, "auch noch die letzte Rübe abzunehmen", wie der Nordzucker-CIO es formuliert. Das Web-Portal soll nun den rund 10000 Liefergemeinschaften im Nordzucker-Verbund ermöglichen, alle mit Produktion und Verkauf ihrer Feldfrüchte zusammenhängenden Prozesse online abzuwickeln - von der Bestellung des Saatguts bei KWS Saat in Einbeck über die Lieferung an eine der 19 Zuckerfabriken bis zur Online-Berechnung des jeweils erzielten Erlöses. Derzeit machen 1000 Landwirte davon Gebrauch, bis zum Ende dieses Jahres sollen es 2000 sein.

Damokles-Schwert

Produktionsmengen und Preise sind in Westeuropa durch die "EU-Zuckermarktordnung" geregelt. Wenn diese Vereinbarung 2006 ausläuft, könnte es zum verstärkten Markteintritt von Nicht-EU-Ländern und zu einem Preisverfall kommen. Angesichts dieses Damokles-Schwerts fährt Nordzucker bereits eine Diversifizierungsstrategie. Sie lautet: weg von der Fixierung auf Zucker im eigentlichen Sinn, hin zur "Kompetenz in Süße", also auch der Produktion von Zuckerersatzstoffen.

Gleichzeitig konzentriert sich das Unternehmen etwas weniger stark auf die Lieferanten- und dafür mehr auf die Abnehmerseite. Als seine Hauptaufgabe bezeichnet Niemietz denn auch "die Integration der Prozesse vom Saatkorn bis zum Kunden". Dazu passt die Einführung des Customer-Relationship-Moduls "Mysap CRM", das Anfang April in der Version 4.0 in Betrieb gehen soll.