Forrester-Prognose für Europa

IT-Servicemarkt erholt sich erst im nächsten Jahr

05.04.2002
AMSTERDAM (CW) - Der europäische Markt für IT-Services wird sich nicht vor dem Jahr 2003 erholen - so lautet die Prognose von Forrester Research. Die Marktforscher rechnen auch nicht damit, dass sich die Boomphase der 90er Jahre mit ihren hohen Wachstumsraten wiederholen wird.

Der Wendepunkt im hiesigen IT-Servicemarkt kam im letzten Jahr. Die stolzen Wachstumsraten schwanden dahin, die IT-Budgets der Anwenderunternehmen wurden gekürzt und Investitionspläne revidiert. So haben vor allem die E-Business-Offerten der Anbieter gelitten. Vielen kleinen und spezialisierten E-Commerce-Integratoren wurde dies zum Verhängnis. US-Anbieter haben sich auf ihren Heimatmarkt zurückgezogen. Die Großen der Branche wie KPMG Consulting, Pricewaterhouse-Coopers und Cap Gemini beklagen fallende Margen in zuvor sehr profitablen Bereichen. Vor allem beim E-Business-Consulting gibt es ein großes Missverhältnis zwischen Mitarbeitern und Auslastung, so dass es hier noch zu Entlassungen kommen wird, prophezeien die Analysten in ihrer Studie "Europe''s IT Services Retrench".

Zweistellige Zuwachsraten im Servicemarkt erwarten die Marktbeobachter erst im nächsten Jahr. Dann steige der Druck auf die Anwenderunternehmen, schlummernde Reserven ihrer bereits in den späten 90er Jahren angeschafften Software zu nutzen. Hier können vor allem Systemintegratoren punkten, die über Detailwissen verfügen und neue Techniken wie beispielsweise Web-Services verwenden, um neue Prozesse in den Unternehmen einzuführen. Insgesamt soll der IT-Servicemarkt in Europa bis zum Jahr 2006 auf ein Volumen von 120 Milliarden Euro anwachsen. Gegenüber dem Jahr 2000 wäre das eine Zunahme um 35 Prozent (siehe Grafik "Der europäische IT-Servicemarkt").

Das alles geht mit dem Trend zum Outsourcing einher. Da mehr und mehr Infrastruktur und viele Prozesse der Obhut eines Dienstleisters übertragen werden, besteht ein Großteil der Arbeit darin, die IT zu standardisieren und konsolidieren. Diese Anforderungen führen nach Meinung von Forrester auch dazu, dass sich neue IT-Servicenetze etablieren werden, in denen spezialisierte Anbieter mit Outsourcern zusammenarbeiten. Beim Auslagern von IT erwarten die Analysten Zuwachsraten, die an die goldenen 90er Jahre errinnnern: Sie liegen zwischen 20 Prozent für das Infrastruktur-Outsourcing und bis zu 50 Prozent für das Business-Process-Outsourcing. Gebremst wird diese Entwicklung nur durch strenge Gesetze beim Personalübergang in Deutschland und Frankreich sowie den Mangel an Dienstleistern in Südeuropa.

Management-Berater müssen sich wandelnWenig Positives weiß Forrester hingegen für Strategie- und Management-Beratungen zu berichten: Dieser Markt werde bis ins Jahr 2004 stagnieren. Um das Geschäft einigermaßen über Wasser zu halten, fordern die Analysten diese Anbieter auf, tiefer in die Technik einzusteigen und diesbezüglich Veränderungsprozesse in den Unternehmen zu begleiten. Besondere Anforderungen würden an die Prozessintegration und die Zusammenarbeit über Unternehmensgrenzen hinweg gestellt. (jha)

Abb: Der europäische IT-Servicemarkt

Laut Forrester Research ist die Talsohle im hiesigen IT-Servicemarkt bereits im letzten Jahr durchschritten worden. Künftig werde er wieder mit zweistelligen Raten wachsen, getragen vornehmlich durch Outsourcing-Dienste. Quelle: Forrester Research, Inc.