IT-Schwergewichten steht Nagelprobe noch bevor

11.01.2002
Alexander Freimark Unternehmen & Märkte

Als wahrscheinlichsten Zeitpunkt für den nächsten Aufschwung in der IT-Branche handeln Analysten und Experten momentan das dritte Quartal 2002. Konkrete Gründe dafür werden allerdings selten genannt. Meist ist vom erfolgten Abbau der Überkapazitäten, dem Ende der Konsolidierung und von einer gemächlich steigenden Nachfrage die Rede, die für die Jahresmitte in Aussicht gestellt werden. Für diese These spricht die Tatsache, dass viele Unternehmen ihre Quartalsergebnisse an den schlechten Zahlen von 2001 messen können und nicht mehr am Boomjahr 2000. Dies dürfte zumindest unterbewusst die Stimmung in der IT-Branche aufhellen.

Die spannende Phase sind jedoch die ersten sechs Monate des laufenden Jahres, in denen sich weiterhin die Spreu vom Weizen trennen wird. Dabei dreht es sich weniger um die kleinen oder jungen Firmen, deren Geschäftsmodelle einer neuerlichen Nagelprobe unterzogen werden - sie schaffen es, oder sie bleiben auf der Strecke. Ökonomisch interessant ist vielmehr die Frage, ob es den bislang von der Krise verschonten IT-Konzernen wie Dell, Microsoft oder SAP gelingen kann, ein weiteres halbes Jahr dem Abwärtstrend zu trotzen.

Das größte strukturelle Problem der erfolgsverwöhnten Branche lässt sich jedoch auch 2002 nicht lösen: Es ist kein Trendthema in Sicht, das dem Internet-Hype der vergangenen Jahre auch nur annähernd das Wasser reichen könnte. Der IT-Wirtschaft ist es deshalb so gut gegangen, weil es das Internet geschafft hat, aus seiner technologischen Nische in das Bewusstsein einer Öffentlichkeit zu treten, die ansonsten nicht viel mit Bits und Bytes am Hut hat.

Sollte diese wohlwollende Aufmerksamkeit wegen weiterer Hiobsbotschaften - diesmal von den etablierten Konzernen - wieder verloren gehen, steht die IT schnell wieder dort, wo sie Anfang der 90er Jahre gestartet ist: in einer Nische. In diesem Fall könnte es mit dem nächsten Aufschwung länger als bis zum dritten Quartal 2002 dauern. (ajf)