Kolumne

"IT regiert im Hintergrund"

09.03.2001
Christoph Witte, Chefredakteur CW

Es gibt wohl nichts Schlimmeres als enttäuschte Erwartungen. Das legen uns zumindest die Aktienkurse der großen IT-Anbieter nahe, die sich aufgrund schwacher Geschäftsergebnisse oder Gewinnwarnungen derzeit im freien Fall befinden.

Anleger wissen, dass Unternehmen in konjunkturschwachen Zeiten weniger in IT investieren. Hinzu kommt der Absturz vieler Dotcoms, die das gekaufte Equipment am liebsten wieder zurückgeben würden. Folge ist vor allem in den USA ein schwunghafter Handel mit gebrauchtem Equipment, der den Hardwarelieferanten zusetzt. Keine Frage: Unter Finanzanalysten haben IT-Werte derzeit einen miserablen Ruf.

Doch wie ist es um die langfristige Investitionsbereitschaft der Anwender bestellt? Ersten Befragungen auch dieser Zeitung zufolge treten hiesige Unternehmen zumindest bei geschäftskritischen Software-Investitionen kaum auf die Bremse. Bisher hat die sich abflauende US-Konjunktur hierzulande kaum Auswirkungen gehabt.

Auf lange Sicht dürften Unternehmen auch weiterhin viel Geld in IT stecken - aber es wird ihnen immer weniger bewusst sein. In den nächsten Jahren werden viele Milliarden Euro investiert, um Logistik- und Kundenprozesse auf Vordermann zu bringen. Etliche Firmen werden sehr eng, wenn auch nicht exklusiv mit anderen Unternehmen zusammenarbeiten und ihre Strukturen und Prozesse exakt aufeinander abstimmen oder sogar zusammenführen.

Wenn die Prognosen von Marktforschern eintreffen, besinnen sich die Firmen zunehmend auf ihre Spezialgebiete und stoßen vieles von dem ab, was nicht zu diesen Kernbereichen gehört. All diese Veränderungsprozesse lassen sich ohne massiven Einsatz modernster IT nicht bewältigen.

Analysten wie beispielsweise Bobby Cameron von Forrester Research sind sich sicher: Diese Projekte werden als Business-Projekte definiert und auch von Business- und nicht von IT-Managern verantwortet. Zum anderen wird die benötigte Technologie (Hardware, Software etc.) im Rahmen von Dienstleistungsangeboten von außen bezogen.

IT wird als Bestandteil der Prozesse gesehen, und weil es davon viele gibt, die dazu noch dauernden Veränderungen unterworfen sind und inzwischen weit über Unternehmensgrenzen hinausreichen, liefern IT künftig diejenigen, die den gesamten Prozess zur Verfügung stellen können. XT nennt Cameron das, External Technology. Vielleicht müssen wir den Begriff in unseren Wortschatz aufnehmen.