Gute Ertragslage bringt überdurchschnittliches Gehalt

IT-Profis verdienen um 3,4 Prozent mehr

22.05.1998

Das Gehalt wird von einer Vielzahl von Faktoren bestimmt. Neben der Ertragslage, dem Firmensitz, Größe und Art des Unternehmens haben vor allem die Größe der DV-Abteilung, die hierarchische Einstufung und das Alter (Berufserfahrung) des Mitarbeiters Einfluß auf das Salär. Demzufolge sind die Gehaltsspannen in den einzelnen Positionen beträchtlich.

So liegt beim Leiter Organisa- tion und Datenverarbeitung das Minimum bei 82000 Mark und das Maximum bei 364000 Mark pro Jahr. Der Systemprogrammierer kann 52000 Mark, aber auch 228000 Mark im Jahr verdienen. Je tiefer die Position hierarchisch angesiedelt ist, desto geringer sind die Unterschiede der Einkommensverhältnisse.

"Eine gute Ertragslage des Unternehmens schafft auch ein gutes Klima für überdurchschnittliche Gehälter und Zusatzleistungen", weiß Erhard Schmidt, bei Kienbaum zuständig für die IT-Vergütungsberatung. In finanziell schlecht gestellten Unternehmen werde auch unterdurchschnittlich verdient.

Diese Tendenz zeige sich nicht nur bei den Gesamtbezügen, deren Höhe wesentlich durch die variablen, erfolgsabhängigen Vergütungselemente bestimmt wird. Die Regel gelte vielmehr auch für die Grundgehälter: kurzfristige Ertragseinbußen machen sich zwar in aller Regel lediglich bei den variablen Vergütungskomponenten bemerkbar, die langfristige Ertragslage wirkt sich aber sehr wohl auf das gesamte Vergütungsniveau eines Unternehmens aus. Ertragsstarke Unternehmen zahlen rund zehn Prozent über und ertragsschwache fünf Prozent unter dem Durchschnitt.

Auch der Ort des Firmensitzes beeinflußt die Vergütung. Allerdings sei "keine sinnvolle Aussage nach Bundesländern zu treffen", so Schmidt. Wichtig dagegen sei die Struktur der Region, also, ob es sich zum Beispiel um Stadt oder Land handle und ob es dort viele Banken, Versicherungen und Industriebetriebe gebe.

Am besten verdienen die IT-Profis in Großstädten. In diesem Jahr liegt Düsseldorf mit zwölf Prozent, Frankfurt mit acht, München mit sieben und Köln mit sechs Prozent über dem Gesamtdurchschnitt. "Eine attraktivere Lebensqualität sowie eine gute Angebots- und Nachfragesituation bei den qualifizierten DV-Spezialisten treiben offenbar die Vergütung in die Höhe und schaffen damit zugleich ein Äquivalent für die höheren Lebenshaltungskosten", vermutet der Gummersbacher Berater.

Die Unternehmensgröße ist laut Kienbaum, gemessen am Umsatz oder an der Beschäftigtenzahl, nicht so gehaltsbestimmend. Große Unternehmen zahlen jedoch tendenziell besser und haben zumeist die attraktiveren Zusatzleistungen.

Je größer die DV-Abteilung (Mitarbeiterzahl), desto klarer ist tendenziell die Gehaltsstruktur. Bei den Führungskräften kommt hier noch die Personalverantwortung hinzu. So verdient ein Leiter DV-Betrieb mit 15 unterstellten Mitarbeitern 145000 Mark pro Jahr und sein Kollege mit 100 unterstellten Mitarbeitern 209000 Mark.

DV bleibt weiterhin Männersache

Das Alter, also in der Regel die Berufserfahrung, ist ein wesentliches Gehaltskriterium für Führungs- und Fachkräfte in der DV. Das Einkommen steigt mit dem Lebensalter. So verdient ein Anwendungsprogrammierer mit 30 Jahren 76000 Mark pro Jahr, sein Kollege mit 48 Jahren dagegen kann 27000 Mark mehr auf seinem Konto verbuchen.

Gehaltsunterschiede sind auch mit der Rechnerart verbunden, an der der Mitarbeiter arbeitet. "Starke Unterschiede, besonders bei den Fachpositionen, sind zwischen Arbeitsplatzrechner und Groß-DV nicht zu erkennen", meint Schmidt. Dennoch würden tendenziell in der Großrechnerwelt höhere Gehälter gezahlt, da hier in der Regel Spezialkenntnisse in größerer Tiefe erforderlich sind, wogegen in kleineren Unternehmen oft mehrere DV-Funktionen zusammengefaßt sind und ein breiteres Fachwissen nötig ist.

Ein Projektleiter verdient durchschnittlich an einem Arbeitsplatzrechner 11 000 Mark im Jahr weniger als seinKollege in der Groß-DV. Ein Leiter DV-Betrieb, an dessen Anlage pro Monat 10000 Mark Wartungskosten entstehen, erhält 119000 Mark pro Jahr. 8000 Mark mehr verdient sein Kollege, der an einer Anlage arbeitet, die 120000 Mark im Monat Wartungsdienst kostet.

Das Ausbildungsniveau hat sich ständig verbessert. "Mitarbeiter, die sich wie vor 20 Jahren in der eigenen DV-Abteilung des Unternehmens oder in Spezialkursen ihr DV-Wissen aneignen würden, hätten heute kaum Chancen, in qualifizierte Positionen zu gelangen", glaubt der Vergütungsexperte.

Vor zehn Jahren hatten nach Schmidts Berechnungen beispielsweise 32 Prozent der Datenbankorganisatoren beziehungsweise -administratoren Mittlere Reife als höchsten Bildungsabschluß und 39 Prozent Hoch- und Fachhochschule. Heute sind DV-Mitarbeiter in dieser Position mit Mittlerer Reife auf 18 Prozent zurückgegangen und die Beschäftigten mit Hochschulabschluß mit 53 Prozent vertreten.

Die qualifiziertere Ausbildung eröffnet nicht nur eine größere Chance dem Mitbewerber gegenüber, sondern bewirkt auch ein höheres Einkommen. Die Kienbaum-Studie ergab ein um rund 24 Prozent höheres Einkommen von Hochschülern gegenüber Hauptschülern in den Führungspositionen. Die Promotion bringt dann noch einmal bis zu 10000 Mark pro Jahr zusätzlich.

Alles spricht also für eine gute Ausbildung. Schon im Hinblick auf die weiter steigenden Studentenzahlen und den damit zwangsläufig verbundenen Verdrängungswettbewerb wird das Studium immer mehr Voraussetzung, um überhaupt Karriere machen zu können, so die Kienbaum-Untersuchung.

Die DV bleibt auch weiterhin "Männersache". In den letzten zehn Jahren ist der Fauenanteil in den Führungspositionen annähernd gleich geblieben. 1998 liegt der Wert in den Fachpositionen bei 18 Prozent und in den Führungspositionen bei vier Prozent. Den höchsten Frauenanteil verzeichnen Datentypistinnen (95 Prozent), Mitarbeiterin Informationssysteme (49 Prozent), DV-Fachdozentin (41 Prozent), Mathematisch-Technische Assistentin mit 28 Prozent und Arbeitsvorbereiter/Archivar mit 26 Prozent. Aber auch als qualifizierte Arbeitskraft erhält die Frau in der DV ein um durchschnittlich 20 Prozent geringeres Einkommen als ihr männlicher Kollege in gleicher Position.

Fast ein Drittel aller DV-Mitarbeiter sind in irgendeiner Form am Unternehmenserfolg beteiligt (Tantiemen, Prämien, Boni etc.). In den Führungspositionen beträgt der durchschnittliche Anteil 14 Prozent und in den Fachpositionen etwa acht Prozent des Gesamteinkommens.

Angesichts der geltenden Steuerprogression wächst die Bedeutung nichtmonetärer Zusatzleistungen, stellen die Kienbaum-Berater in ihrer Studie fest. An erster Stelle liegt die betriebliche Altersversorgung. Fast 80 Prozent aller Mitarbeiter kommen bereits in den Genuß einer solchen Firmenrente. In Großunternehmen ist die Finanzierung der Pensionszusagen mit 40 Prozent über Positionsrückstellungen die verbreitetste Form, in kleineren dagegen dominiert die Direktversicherung.

Bei der Unfallversicherung hat sich gegenüber den Vorjahren kaum etwas geändert. 60 Prozent der Führungskräfte und 20 Prozent der Fachkräfte erhalten von ihrem Arbeitgeber eine Unfallversicherung auch für den privaten Bereich.

Die Gewährung von Dienstwagen wird - anders als früher - immer weniger von dienstlichen Erwägungen bestimmt. "Man sieht hier eher eine gute Möglichkeit, vor allem Führungskräften ein steuergünstiges Extra zukommen zu lassen", so Schmidt. Die Vergabe von Firmenwagen in der DV beschränke sich ausschließlich auf Führungsfunktionen und ist bis zu einem gewissen Grad von der Unternehmensgröße unabhängig. Insgesamt erhalten 34 Prozent der Leiter Organisation und Datenverarbeitung einen Dienstwagen. Der durchschnittliche Anschaffungspreis liegt bei rund 60000 Mark.

Die Studie

256 Unternehmen lieferten Daten von DV-Mitarbeitern aus 32 typischen DV-Berufen. Dargestellt ist in der Studie die Höhe der Jahresgesamtbezüge, die Struktur, die Entwicklung sowie alle wichtigen Zusatzleistungen. Diese Jahresgesamtbezüge setzen sich aus dem Bruttomonatsgehalt pro Jahr, Weihnachts- und Urlaubsgeldern, variablen "Extras" wie Prämien, Tantiemen, Boni oder sonstigen Jahresabschlußvergütungen zusammen. Darin nicht enthalten sind geldwerte Vorteile, wie sie den Berechtigten beispielsweise durch die private Nutzung von Dienstwagen entstehen.

Die Gehaltsstudie "Führungs- und Fachkräfte in der Datenverarbeitung 1998" ist zum Preis von 780 Mark (zuzüglich Mehrwertsteuer) bei der Kienbaum Vergütungsberatung, Erhard Schmidt, Postfach 10 05 52, 51605 Gummersbach, Telefon 022 61/703-200, zu beziehen.