Keine Zeit für Mega-Deals

IT-Outsourcing in Europa eingebrochen

16.08.2011
Von 
Werner Kurzlechner lebt als freier Journalist in Berlin und beschäftigt sich mit Rechtsurteilen, die Einfluss auf die tägliche Arbeit von Finanzentscheidern nehmen. Als Wirtschaftshistoriker ist er auch für Fachmagazine und Tageszeitungen jenseits der IT-Welt tätig.

Restrukturierungsgeschäft brummt

Vergleicht man das zweite Quartal mit jenem des Vorjahres zeigen sich ähnliche Wachstumsraten. Gegenüber dem ersten Quartal bedeuten 7,6 Milliarden Gesamtvertragswert in EMEA aber ein Minus von 19 Prozent. Lediglich 27 Prozent weniger Wachstum in Amerika lassen dort darauf schließen, dass das Tal der Tränen allmählich durchschritten ist.

Im weltweiten Halbjahresvergleich lässt sich ferner erkennen, dass derzeit vor allem das Restrukturierungsgeschäft den Outsourcing-Markt trägt. Während es bei den Mega-Deals ein Abflauen um 35 Prozent gab, war im Bereich Restrukturierung ein Plus von 44 Prozent zu verzeichnen.

Im Raum EMEA bedeuten lediglich drei Mega-Deals mit einem Volumen von zusammen 5,1 Milliarden Euro ebenfalls einen Rückgang gegenüber dem Vergleichszeitraum im Vorjahr, in dem fünf Riesenverträge über insgesamt 7,8 Miliarden Euro unterzeichnet wurden. 3,6 Milliarden Euro für Restrukturierungen im ersten Halbjahr in Europa, dem Mittleren Osten und Afrika sind ebenfalls weniger als im Vorjahr. Allerdings zeigt sich hier im zweiten Quartal ein deutlicher Aufwärtstrend.

Die Ausgaben für IT- und BPO-Outsourcing entwickeln sich global laut Studie genau anders herum als in der EMEA-Region. Weltweit bedeuten 9,4 Milliarden Euro für die Auslagerung von Geschäftsprozessen im ersten Halbjahr eine Wiederholung des Vorjahresergebnisses. Beim IT-Outsourcing hingegen zeigt sich ein Anstieg um 27 Prozent auf 20,4 Milliarden Euro. Im zweiten Quartal waren jedoch beide Bereiche im Vergleich zum Vorjahr um etwa ein Fünftel rückläufig.

In Europa schwächelt demgegenüber das IT-Outsourcing merklich. 11,3 Milliarden Euro Gesamtvertragswert im ersten Halbjahr sind deutlich weniger als 13,1 Milliarden in der ersten Jahreshälfte 2010 oder gar 17,2 Milliarden Euro vor zwei Jahren. Im Vergleich dazu legt das Outsourcing in der ersten Jahreshälfte um mehr als 100 Prozent zu – von 2,5 auf 5,8 Milliarden Euro.

Energiekonzerne treiben Outsourcing-Markt

Der TPI-Index listet auch die zehn führenden Anbieter – allerdings nicht nach Größe geordnet. Accenture, HP und IBM zählen in jeder Großregion zu den Top-Ten. Für CSC und BT gilt das in EMEA und Amerika. Nur in der EMEA-Region zeigen Aegis, Capgemini, Capita, Logica und T-System starke Präsenz.

Im Branchenvergleich setzte in Europa im ersten Halbjahr vor allem der Energiesektor auf die Outsourcing-Karte: 2,7 Milliarden Euro Gesamtvertragswert stellen eine Vervierfachung gegenüber dem Vorjahr dar. Am meisten geben Fertigung (Plus gegenüber 2010) und Finanzdienstleister (Minus gegenüber 2010) mit jeweils über 4 Milliarden Euro für Outsourcing aus.

Telekommunikations- und Medienunternehmen sind mit 3 Milliarden Euro ebenfalls im Vorderfeld zu finden. Als Outsourcing-Hochburgen in Europa nennt die Studie derzeit Großbritannien und die Niederlande. Die Studien „The TPI Index“ und „The TPI EMEA Index“ sind bei TPI erhältlich.

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation CIO. (mhr)