Bundeswehr-Ausrüster optimiert Abläufe

IT nach Maß: Vom Stahlhelm bis zum Springerstiefel

30.01.2004
MÜNCHEN (CW) - Die im August 2002 gegründete Lion Hellman Bundeswehr Bekleidungsgesellschaft mbH (LHBw) musste ein komplett neues IT-System aufbauen. Im Januar 2004 wurde es erstmals flächendeckend eingesetzt.

Im Rahmen einer Public Private Partnership hat die LHBw die Bekleidungswirtschaft der Bundeswehr übernommen und ist seither für die Versorgung von rund 280000 Soldaten und 110000 zivilen Mitarbeitern verantwortlich. Das im August 2002 gegründete Unternehmen konnte die vorhandene Organisation der Bundeswehr weitgehend übernehmen, IT-seitig musste es jedoch komplett neu aufsetzen. Das umfasste sowohl die Schaffung einer neuen Infrastruktur als auch die Einführung eines integrierten Enterprise-Resource-Planning-(ERP-) Systems. Im Rahmen des Projekts musste zudem der Altdatenbestand der Bundeswehr migriert werden. Ferner galt es, Schnittstellen zu den Bundeswehrsystemen einzurichten, beispielsweise zur Übernahme der Rekrutendaten.

Die Bundeswehr selbst plant, im Lauf der kommenden Jahre ein durchgängiges SAP-System einzuführen. Eine der zentralen Vorgaben für das neue System lautete daher, geeignete Schnittstellen bereitzustellen. Die LHBw entschied sich bei der Wahl einer ERP-Lösung anders als ihr Großkunde für die "Oracle Business Suite". Ein Gründungsunternehmen der LHBw, Lion Apparel, setzt bereits seit längerem Oracle-Anwendungen ein und konnte entsprechendes Know-how in das Projekt einbringen. In einem ersten Schritt führte die LHBw "Oracle Financials" und die Beschaffungslösung "Oracle Procurement" ein. Für die Bestandsführung kam das Modul "Oracle Inventory" hinzu.

Lediglich für die Unterstützung seiner Planungsprozesse wollte das Unternehmen nicht auf die Oracle-Lösungen zurückgreifen und entschied sich stattdessen für die Softwareplattform "Point Out" von MSE. "Wir sind kein klassisch auftragsbezogenes Industrieunternehmen und haben daher ganz andere Planungsverfahren", begründet Markus Fuchs, IT-Leiter der LHBw, die Entscheidung. MSE habe sich empfohlen, da der IT-Dienstleister bereits in der Gründungsphase der Gesellschaft flexibel auf die speziellen Anforderungen eingegangen sei.

Mittlerweile hat die LHBw die Einführung der Oracle-Lösung weitgehend abgeschlossen und konnte den festgelegten Zeitplan einhalten.

Die Übernahme der Altdaten hat sich laut Fuchs als relativ einfach erwiesen, da die Bundeswehr lediglich ein Bestandsführungssystem sowie eine Bedarfsanforderungslösung genutzt habe. Die neue Lösung deckt darüber hinaus von der Buchhaltung über das Controlling bis hin zum Einkauf alle Prozesse des Unternehmens ab.

Ein wesentlicher Meilenstein des Projekts war die Oktobereinkleidung der neuen Rekruten. Rund ein Drittel der Servicestationen sollte die neue Lösung bereits nutzen. Das System stand pünktlich zur Verfügung und hat laut Fuchs weitgehend reibungslos funktioniert. Bei der folgenden Rekruteneinkleidung im vergangenen Januar konnten bereits alle 135 Bekleidungskammern mit dem neuen Verfahren arbeiten.

"Wir sind einen 80/20-Ansatz gefahren. Jetzt geht es an die Feinarbeit wie die Einführung ergänzender Reporting-Funktionen", zieht Fuchs ein zufriedenes Resümee. Der Aufbau des IT-Systems sei ohne nennenswerte Probleme über die Bühne gegangen. Lediglich die Suche nach einem Anbieter für ein geeignetes Scanning-System zur Verfolgung der Materialbewegungen habe sich etwas schwierig gestaltet. Letztendlich entschied sich die LHBw schließlich für ein chipkartenbasierendes System von OPC-Cardsystem.

Persönliche Bekleidungskonten auf dem Zentralrechner

Bei der Bekleidungsausgabe erhalten die angehenden Soldaten eine Chipkarte sowie einen Laufzettel mit einer als Barcode verschlüsselten Personenkennziffer (PK). An jeder Ausgabestation wird nun die Chipkarte in ein Lesegerät gesteckt und anschließend die PK sowie die ausgegebenen Artikel über Barcodes eingelesen. Sind die Rekruten voll ausgestattet, werden die Informationen von der Chipkarte in eine Kasse eingelesen und ein persönliches Bekleidungskonto in einem Zentralrechner angelegt. Wenn der Soldat in seiner weiteren Laufbahn Ausrüstungsteile austauschen muss, lassen sich die Daten problemlos aufrufen und aktualisieren. (rg)