IT-Konzerne: Weg aus Deutschland?

02.08.2005
Mitarbeiter wehren sich gegen Jobabbau bei IBM und HP.

Die IG Metall hält den Stellenabbau bei IBM und Hewlett-Packard nur für die Spitze des Eisbergs. "Ich würde nicht ausschließen, dass bei IBM in Deutschland bis auf das Entwicklungslabor langfristig alles verschwindet", warnt der Stuttgarter IG-Metall-Chef Jürgen Stamm. Gefährdet seien der Bestand der Rechenzentren, des Service und sämtlicher Niederlassungen.

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IBM und HP richteten sich derzeit völlig neu aus, bestätigt Stamms IG-Metall-Kollege Uwe Meinhardt, der als Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat von Hewlett-Packard in Deutschland sitzt. Prozesse würden zunehmend automatisiert beziehungsweise in Billiglohnländer verlagert.

Beide IT-Konzerne hatten in den vergangenen Wochen angekündigt, jeweils 14 500 Stellen weltweit abzubauen. Der neue HP-Chef Mark Hurd verspricht sich davon Einsparungen in Höhe von 1,9 Milliarden Dollar jährlich. Arbeitnehmervertreter befürchten, dass bis zu 2000 Stellen in Deutschland wegfallen könnten. Insgesamt arbeiten hierzulande 9600 der weltweit rund 150000 HP-Angestellten.

"Diese Zahlen sind reine Spekula- tion", heißt es indes von Seiten des deutschen HP-Managements.

Erst in den kommenden Wochen würden die notwendigen Restrukturierungen geprüft. Konkrete Zahlen zum Umfang des Stellenabbaus könne man dann erst im September nennen.

Die deutsche IBM-Vertretung ist da schon weiter. Bereits im Frühjahr dieses Jahres hieß es aus der US-Zentrale in Armonk, 13000 der weltweit 319000 Stellen würden gestrichen. Später wurde diese Zahl auf 14500 erhöht.

Wie viele der etwa 24 000 deutschen IBM-Mitarbeiter betroffen sind, ist noch nicht klar. Die Gewerkschaften, nach deren Angaben in Deutschland etwa 2500 IBM-Jobs wegfallen, geißeln den Stellenabbau als "völlig konzeptionslos". Zeitungsberichten zufolge, die sich auf interne Quellen bei IBM berufen, beträgt die Zahl der gestrichenen Stellen in Deutschland 1980. Eine offizielle Bestätigung dieser Zahl steht jedoch noch aus. Allein den Schließungen der Standorte in Schweinfurt und Hannover dürften rund 600 Jobs zum Opfer gefallen sein. Sollten sich die Zahlen bewahrheiten, hätte IBM die im Frühjahr geplanten 1600 Stellenstreichungen deutlich übertroffen. Begründet wird dies damit, dass mehr Mitarbeiter als angenommen Abfindungsverträge akzeptiert hätten. "Das waren keine Abfindungsangebote, sondern Abfindungserpressungen", berichtet dagegen ein Insider. Trotz zahlreicher großer Bestandskunden sei es IBM einzig und allein darum gegangen, die Niederlassungen dichtzumachen.

Laut einem Bericht des "Schweinfurter Tagblatts" haben 25 IBM-Mitarbeiter vor dem Arbeitsgericht geklagt. Die Argumentation IBMs, es gebe keine Arbeit mehr für die Entlassenen, steht auf schwachen Füßen, heißt es weiter. Aufgaben, die IBM nicht nach Ungarn auslagern konnte, würden von ansässigen IT-Firmen übernommen. "Also könnten die Gekündigten zu Recht fragen, ob eine völlige Betriebsschließung überhaupt stattgefunden hat." Das zu klären wird Aufgabe des Arbeitsgerichts sein. Am 29. November beginnt der Prozess. (hv/ba)