IT-Jobmarkt: In der Realität angekommen

26.02.2003
Von 
Hans Königes war bis Dezember 2023 Ressortleiter Jobs & Karriere und damit zuständig für alle Themen rund um Arbeitsmarkt, Jobs, Berufe, Gehälter, Personalmanagement, Recruiting sowie Social Media im Berufsleben.

Dass Unternehmen nicht unbedingt gleich mit Entlassungen auf die IT-Krise reagieren müssen, zeigte sich auf dem Kongress ebenfalls. So hat Oracle Deutschland seit Anfang November die Arbeitszeit seiner rund 600 Berater verkürzt, um Entlassungen zu vermeiden. Eine Analyse hatte zuvor ergeben, dass rund 100 Consultants nicht in Projekten beschäftigt waren. Vereinbart wurde eine Vier-Tage-Woche, also eine Reduzierung der Arbeitszeit um 20 Prozent bei einer gleichzeitigen Kürzung des Gehalts um 15 Prozent. Dieses Programm läuft bis Ende Mai, dann soll neu entschieden werden, wie es weitergeht. Eine Dauerlösung sieht das Oracle-Management darin nicht, zumindest konnten aber im ersten Schritt Entlassungen vermieden werden. Oracle möchte verhindern, dass eingearbeitetes und kompetentes Personal freigestellt und möglicherweise schon nach einem halben Jahr aufgrund der verbesserten Auftragslage wieder eingestellt werden muss. 

Dass sich ein amerikanisches Software- und Beratungshaus auf eine solche Lösung einlässt, ist in der IT-Branche ungewöhnlich. Der Normalfall sind eher kurzfristige Maßnahmen, sprich Entlassungen, um am Ende des Quartals bei den Analysten „Restrukturierungserfolge“ nachweisen zu können. Auch Vodafone griff auf eine ähnliche Methode zurück. Als die Anrufe in den fünf Call-Centern dramatisch zurückgingen, errechnete die Geschäftsführung, dass 240 Mitarbeiter von etwa 1000 zu viel an Bord seien. Man einigte sich auf eine Reduzierung der Arbeitszeit von 38 auf 35 Stunden ohne Lohnreduzierung. Allerdings wurde die pauschale Schichtzulage von 150 Euro ersatzlos gestrichen. Interessant ist auch die Möglichkeit der Kurzarbeit, auf die das mittelständische Softwarehaus Zeda aus Wuppertal für die Dauer von drei Monaten zurückgriff. Die meisten größeren Unternehmen lehnen Kurzarbeit aus Organisations-, aber auch aus Imagegründen ab. Betriebsratschef Dieter Steinbrück gab zu, dass der bürokratische Aufwand sehr groß gewesen sei, dass man aber 22 Arbeitsplätze habe retten können.