IT-Industrialisierung braucht die richtigen Standards

28.02.2006
Die Diskussion, wie sich IT-Dienstleistungen industrialisiert erbringen lassen, wird falsch geführt.

Wer IT-Dienstleistungen im industriellen Maßstab beziehen will, erwartet verlässliche und reproduzierbare Leistungen auf hohem Qualitätsniveau und zu günstigen Preisen. Ferner schwingt der Wunsch nach einfacher Beschaffung, flexibler Abnahme sowie problemlosem Leistungsbezug mit, der ohne aufwändige Kontroll- und Steuerprozesse auskommt, wie sie heute in Sourcing-Vorhaben unabdingbar sind. Der Anbieter verbindet mit Industrialisierung vor allem eine hohe Standardisierung der Leistungserbringung und meint damit Prozesse, homogene und skalierbare Plattformen, aber auch ein standardisiertes Leistungsportfolio. Bringt man beide Lager zusammen, entsteht meist um Letzteres eine hitzige Diskussion, oft mit dem Ergebnis, dass sich IT-Dienstleistungen nicht industrialisieren lassen.

Gartner Sourcing Day am 9. März auf der CeBIT, Halle 8

10.30 - 11.15 Industrialisierung der IT-Dienstleistungen - wie funktioniert das?

(Dr. Peter Dück, Vice President, Gartner Consulting)

• Erwartungen und Fehleinschätzungen,

• erforderliches Umdenken,

• Schritte zur praktischen Umsetzung.

11.30 - 12.15 BPO: Orientierung in einem unreifen Markt

(Dr. Ulf Prengemann, Associate Director, Gartner Consulting

• Was sind die entscheidenden Punkte in einer Sourcing Strategie für BPO?

• Wie findet man den richtigen BPO-Anbieter?

• Wie wird ein BPO-Vertrag gesteuert?

12.15 - 13.30 Mittagspause

13.30 - 14.15 Outsourcing-Beziehungen steuern - aber wie?

(Ulrich Schäfer, Leiter Outsourcing Entwicklung, Union Investment)

• Weiterentwicklung von Governance-Strukturen innerhalb der Union IT Services,

• Benchmarking als Instrument zur Preis- und Leistungsanpassung,

• Erfahrungen bei der Implementierung eines IT-Kennzahlensystems.

14.30 - 15.15 Benchmarking als Grundlage für Entscheidungen im IT-Outsourcing: Methodik und Praxiserfahrungen (Dr. Wilko Reinhardt, Associate Director, Gartner Consulting)

• Erfolgsfaktoren in einer Sourcing Beziehung,

• Benchmarking von Preis- und Service-Levels,

• Benchmarking von Vertrag und Beziehung.

16.00 - 17.00 Podiumsdiskussion

Zu Recht argumentieren die Kunden, dass eine IT mit standardisierten Einheitsleistungen den vielfältigen Anforderungen einer modernen Geschäftsgestaltung nie gerecht werden kann. Das könne mit externen Anbietern allenfalls im Rahmen von strategischen Sourcing-Beziehungen mit individuell ausgestalteten Leistungskomponenten in der gewohnten Weise abgedeckt werden. Wer damit aber gleich die ganze Industrialisierung in Frage stellt, begeht zwei Denkfehler: Zum einen können in Unternehmen weit mehr Prozesse als normalerweise von der IT zugestanden standardisiert bedient werden, ohne dass dadurch die unternehmerischen Gestaltungsmöglichkeiten und die Innovationskraft eingeschränkt würden. Es ist zum Beispiel nicht einsichtig, dass für die IT-Unterstützung von Büroarbeitsplätzen in der Verwaltung sehr individuelle Outsourcing-Verträge ausgehandelt werden müssen. Zum anderen wird übersehen, dass sich Unternehmen nicht mit den technisch orientierten Leistungselementen zufrieden geben müssen, die heute vorwiegend angeboten werden. Unternehmen sollten mit den Anbietern zum Beispiel nicht die Bereitstellung, Verfügbarkeit und das Antwortverhalten eines SAP-Systems verhandeln, sondern Unterstützungsleistungen wie einen automatischen Bestandsabgleich, dessen Durchsatz und Fehlerquote.

Lösungen oder Leistungen?

Entscheidend für eine richtig geführte Diskussion über Standardisierung im Rahmen der Industrialisierung ist die Unterscheidung zwischen dem Lösungsportfolio aus Sicht des Kunden, der eine Geschäftsprozessunterstützung sucht, und dem IT-Leistungsportfolio aus der Produktionssicht des Anbieters. Bei Ersterem kommt es auf die Möglichkeit einer hohen Flexibilisierung und Individualisierung an, bei Letzterem ist das Ziel ein hoher Standardisierungsgrad. In der Umsetzung eines standardisierten Leistungsportfolios in ein individualisierbares Lösungsportfolio leistet der Anbieter der Zukunft den entscheidenden Wertbeitrag.

Auch hier illustriert eine häufig gebrauchte Analogie die Sachlage: In der Automobilindustrie wird klar unterschieden zwischen dem Verkaufsprospekt und der Stückliste eines Fahrzeugs. Der entscheidende Wertbeitrag des Konstrukteurs ist es, zwischen beiden Ebenen die Transformation hinzubekommen, das heißt aus weitgehend standardisierten Komponenten ein hochindividualisiertes Auto aufzubauen. Bei IT-Dienstleistungen wird noch zu viel auf der Ebene von Stücklisten angeboten und gekauft. Zwei aufgeschnappte Bemerkungen beschreiben den momentanen Zustand: "Wir wissen zu wenig darüber, was in IT eigentlich das Auto ist" und "Solange auf beiden Seiten die IT-Leute die Diskussion führen, werden wir nie herausfinden, was das Auto ist." (ciw)