IT im Bauwesen/Standardisierung Babel-Syndrom ueberwunden?

27.10.1995

Schon zu biblischen Zeiten hat es massive Schwierigkeiten bei der Kommunikation im Bauwesen gegeben, doch sind die Auswirkungen bei grossen Bauvorhaben nicht mehr ganz so fatal wie einst beim beruehmten Turmbau.

Mit dem Einsatz der DV hat die Geschwindigkeit, mit der man Zeichnungen und Ausschreibungsunterlagen erstellen und austauschen kann, enorm zugenommen. Die uebertragenen Inhalte sind im wesentlichen aber auf Darstellungen und Texte beschraenkt. Mit 3D- Modellen ist zwar fuer die Visualisierung von Gebaeuden und fuer Kollisionsbetrachtungen eine sehr hilfreiche Erweiterung geschaffen worden, die aber ueberwiegend fuer die geometrische Veranschaulichung von Bauwerken genutzt wird. Mit DV werden also vor allem Unterlagen fuer die Planung/Ausfuehrung und Abrechnung erzeugt. Der damit beeinflussbare Kostenanteil liegt aber nur in der Groessenordnung von ein bis zwei Prozent der Gesamtkosten, die ein Gebaeude im Laufe seiner Nutzung verursacht.

Mit einem neuen Ansatz ueber Industrie Foundation Classes (IFCs), also industrielle Basisklassen wie Waende, Tueren und Fenster, wird es moeglich, die Darstellung der im Bauwesen benutzten Objekte nicht primaer von der Geometrie, sondern von den dahinterstehenden Klassen her anzugehen. So lassen sich viel nuetzlichere Datenmodelle fuer die gesamten Planungs-, Bau- und Betriebsphasen erstellen und austauschen. Damit koennten wesentliche Einsparungen erreicht werden.

Bereits im vergangenen Jahr haben sich deshalb fuehrende Unternehmen der Baubranche auf der AEC Atlanta, einer in etwa der ACS (Architekten-Computer-Systeme) in Deutschland vergleichbaren Messe, zu einem internationalen Verband, der IAI, zusammengeschlossen. IAI steht fuer Industry Alliance for Interoperability. Die Verbandsmitglieder haben die baubezueglichen Basisklassen abgestimmt und dokumentiert. In Atlanta wurden erste Prototypen einer Implementation auf der Basis von Autocad 13 gezeigt. Neben Autodesk als erstem Implementierer waren auf Industrieseite unter anderem Firmen wie Hok, AT&T und Honeywell beteiligt.

Es ist davon auszugehen, dass die neuen Baumodelle das Planen, Errichten und Bewirtschaften von Gebaeuden genauso nachhaltig beeinflussen werden, wie das einst durch CAD der Fall war.