Speicherchips und LCDs fehlen

IT-Hersteller beklagen den Mangel an Komponenten

30.06.2000
MÜNCHEN (CW) - Die Produzenten von Speicherchips und Flüssigkristallanzeigen (LCDs) werden der steigenden Nachfrage nicht mehr Herr. Bei PCs und Mobiltelefonen muss deshalb mit Lieferengpässen und höheren Preisen gerechnet werden.

Kurt Hellström, Chef von Handy-Hersteller Ericsson, bezeichnet die derzeitige Situation bei den Zulieferern als "Komponenten-Dilemma". Nicht nur Flash-Speicherbausteine, auch andere benötigte Teile seien knapp. "Das liegt daran, dass die Forecast-Zahlen permanent nach oben korrigiert werden", erklärt Hellström. So erwarten die Handy-Hersteller für das laufende Jahr jetzt einen Absatz von 420 Millionen Mobiltelefonen, kürzlich hatten die Schätzungen dafür noch bei 400 Millionen Stück gelegen.

Komponentenhersteller können auf kurzfristige Auftragserhöhungen kaum reagieren, die Fabriken sind voll ausgelastet und arbeiten am Limit. Der Bau neuer Fertigungsanlagen schafft keine schnelle Abhilfe. Das musste auch Nintendo Co. Ltd. schmerzlich erfahren. Wegen fehlender LCDs und der Chips, die die Bildschirme kontrollieren, mussten die Japaner die Auslieferung der neuen Gameboy-Konsole um sechs Monate verschieben. Zulieferer Sharp, der die LCDs für Nintendo baut, wird erst Ende dieses Jahres seine neue Fabrik einweihen.

Nicht besser ist die Situation bei den Speicherbausteinen. Dort führten die Engpässe bereits zu Preiserhöhungen. Derzeit kostet ein SDRAM (Synchronous Dynamic Random Access Memory) mit 64 Mbit rund 8,50 Dollar. Im Februar waren dafür nur 4,50 Dollar zu zahlen. Zwar erreicht der Wert noch nicht das Hoch des vergangenen Jahres, als der Preis für einen solchen Baustein auf bis zu 20 Dollar kletterte, aber der Trend zeigt eindeutig nach oben.

Selbst mit den derzeit in Bau befindlichen Produktionsstätten könnte die Nachfrage nach Speicherchips zum Dauerproblem werden, denn viele Faktoren treffen derzeit zusammen. Die bestehenden Fertigungsanlagen sind voll ausgelastet. Immer mehr neuartige Geräte wie WAP-Mobiltelefone, PDAs (Personal Digital Assistants), digitale Audio- und Fernsehgeräte kommen auf den Markt. Und schließlich werden neue Modelle alter Gerätekategorien wie PCs oder Drucker mit immer mehr Speicher ausgestattet. Keichi Shimakura, Vice President von NEC, erklärte, dass bis 2001 der Absatz von PCs um 20 Prozent steigen, die Nachfrage nach Speicher-Bits aber um 70 Prozent wachsen werde. Außerdem ordern PC-Lieferanten noch immer Speichermodule auf Basis des 64-Mbit-Chips, während die Industrie gerade auf die Fabrikation von 128-Mbit-Speichern umstellt.

Für die PC-Hersteller kommt erschwerend hinzu, dass auch Intel mit Lieferschwierigkeiten kämpft und die Nachfrage nach dem Highend-PC-Prozessor Pentium III nicht befriedigen kann. Ein Intel-Sprecher erwartet, dass der Engpass auch im zweiten Halbjahr 2000 bestehen bleibt. PC-Lieferanten könnten damit gezwungen sein, die Vorstellung neuer Modelle zu verschieben.