Italia - Intel 3:0

IT-Händler darf weiter übertaktete Pentium-Chips verkaufen

06.10.2000
MÜNCHEN (CW) - Seit 1998 verkauft der italienische IT-Anbieter Ditta Genesys übertaktete Intel-Prozessoren - bis der US-Halbleiterkönig dem Treiben per einstweiliger Verfügung vorerst Einhalt gebot. Doch der Schuss ging nach hinten los: Die ersten drei Runden des Rechtsstreits entschieden die italienischen Richter zugunsten des Zehn-Mann-Unternehmens aus Monopoli.

Mit seiner "B52"-Variante von Intel-Prozessoren, die Marcello Console nach den amerikanischen Vietnam-Bombern benannte, habe er seinen Kunden CPUs mit der Leistung höherrangiger Intel-Chips mit einem Preisnachlass von 20 bis 60 Prozent anbieten können, erklärt der Chef des IT-Unternehmens Ditta Genesys. Anstoß nahm Intel vor allem am Namenszusatz "MMX" der Italo-Variante seiner CPUs und erwirkte daraufhin im letzten Jahr vor einem römischen Zivilgericht die Konfiszierung des Produkts.

Darüber hinaus wurde Genesys jede weitere Verwendung der Markennamen "MMX", "Intel" und "Pentium" untersagt. Intels Antrag, den Italienern die Modifizierung von Pentium-Prozessoren ganz zu verbieten, gab der Richter jedoch nicht statt. Solange Genesys die Übertaktung deutlich sichtbar kennzeichne, sei die Handlung als solche rechtmäßig, hieß es in dem Richterspruch.

In einer zweiten Anhörung im Februar dieses Jahres wies der römische Richter Eugenio Curato Intels Antrag auf ein generelles Produktionsverbot erneut zurück. Die Behauptung des Chipriesen, sein Ruf habe durch die bescheidene Leistung der modifizierten CPUs Schaden erlitten, wurde als "reine Hypothese" abgetan. In einem dritten Verfahren musste der Halbleiterhersteller dann noch eine Niederlage hinnehmen und sogar 3,25 Millionen Lire (1480 Dollar) zahlen.

Noch ungewiss ist der Ausgang des aktuellen Verfahrens. Intels Forderungen in Höhe von 2,4 Milliarden Lire hat Genesys-Chef Console mit einer Gegenklage beantwortet und verlangt nun seinerseits 18 Milliarden Lire Schadenersatz.