IT gewährleistet Rückverfolgbarkeit

24.01.2005
Mit einer neuen IT-Lösung stellt der Lebensmittelhersteller Hengstenberg die Rückverfolgbarkeit seiner Produkte sicher und erfüllt so eine seit Jahresanfang gültige EU-Verordnung.

Ab 1. Januar 2005 gilt für Nahrungsmittelunternehmen Artikel 18 der EU-Verordnung 178/2002 zur durchgängigen Warenrückverfolgung von der Rohstoffauslieferung bis zur Abnahme. Im Ernstfall muss gewährleistet sein, dass sich potenziell schadhafte Produkte identifizieren und zurückrufen lassen.

Für Lebensmittelunternehmen gilt es daher, Systeme und Verfahren einzurichten, um Behörden Auskunft darüber geben zu können, von wem sie Ware erhalten und an wen sie die Produkte geliefert haben.

Obwohl die Art der Umsetzung nicht vorgeschrieben ist, ein papiergebundenes Verfahren also zur Erfüllung der Anforderungen ausreichend wäre, hat sich der Lebensmittelhersteller Hengstenberg dazu entschlossen, eine IT-Lösung aufzusetzen.

Ein entsprechender Auftrag erging im Dezember 2003 an Wincor Nixdorf, das als Generalunternehmer die Bütema Daten Elektronik GmbH sowie die FIS GmbH mit ins Boot holte. Letztere überarbeitete die firmeninternen Prozesse und nahm die notwendigen Arbeiten am SAP-R/3-System von Hengstenberg vor. Bütema steuerte unter anderem die Middleware "Pro Mobile Store" sowie die Scannertechnik bei.

Hengstenberg setzt am Hauptsitz Esslingen ein zentrales SAP-R/3-System ein. Hinzu kommen drei dezentral organisierte Lagerstandorte in Fritzlar, Heilbronn und Bad Friedrichshall, wobei in letzterem Ort die Lieferungen koordiniert werden. In den Niederlassungen kamen bisher Insellösungen zum Einsatz, die EAN-128-Etiketten für die Lebensmittelpaletten erzeugen. Diese Aufkleber enthalten die für die Rückverfolgbarkeit relevanten Daten, beispielsweise die Chargennummer sowie die Nummern der Verpackungseinheit (NVE), die wiederum die weltweit eindeutigen International Location Numbers (ILNs) beinhalten. Um eine Rückverfolgbarkeit zu gewährleisten, galt es, diese Informationen zusammen mit den Daten, welche Verpackungseinheit zu welchem Kunden geschickt wird, in das SAP-System zu integrieren.

Bei dem neuen Verfahren werden eingehende Aufträge entsprechend der Einlagerung in den Filialen an die dortigen Server übermittelt. Da keine direkte Verbindung zwischen den Filial-Servern und dem SAP-System bestand, werden die Aufträge an einen zentralen Middleware-Server am Standort Esslingen übertragen. An diesen sind die anderen Filial-Server über eine ISDN-Verbindung angeschlossen.

Somit lassen sich nun aus dem SAP-System heraus in den Lagerstandorten Liefer- und Kommissionierungsscheine drucken, die dann an die Lagerarbeiter verteilt werden. Diese wurden mit mobilen Datenerfassungsgeräten vom Typ "Casio DT-X10" ausgestattet, die über ein Wireless LAN mit dem Filial-Server verbunden sind.

Bei der Kommissionierung scannen die Arbeiter die NVE der jeweiligen Palette und bestätigen die entnommene Menge. Die zum Auftrag gehörenden Produkte werden auf andere Paletten gestapelt, die für ihre eindeutige Identifizierung eine neue NVE erhalten, welche durch den Filial-Server vergeben wird. Nach einer Gegenprüfung werden die Daten via Filial-Server und zentralem Middleware-Server in das SAP-System übertragen. Somit ist die Rückverfolgbarkeit durchgängig gewährleistet.

System hat sich bewährt

Im Oktober 2004 konnte Hengstenberg das neue System in Betrieb nehmen. "Das Projekt war ein voller Erfolg", freut sich IT-Spezialist Dieter Töpler. Die genauen Kosten hätten noch nicht bestimmt werden können, lägen aber in einer Größenordnung zwischen 350000 und 400000 Euro. (rg)