IT-Gehälter 2010: Gewinner und Verlierer

14.04.2011
Wie hoch das Gehaltsplus letztes Jahr ausfiel, war in der IT eine Frage des Berufs: Während sich Vertriebler über eine kräftige Erhöhung freuen konnten, stagnierten die Gehälter der Entwickler, so die aktuelle Entgeltanalyse der IG Metall.

Trotz des Aufschwungs stiegen die Gehälter der IT-Experten nur moderat um etwa 1,5 Prozent." Helga Schwitzer, Vorstandsmitglied der IG Metall, bezweifelt, ob der von Branchenvertretern beschworene Fachkräftemangel wirklich so dramatisch ist: Wäre er schon eingetreten, hätte er sich in deutlich höheren Gehaltszuwächsen niederschlagen müssen.

Für ihre Gehaltsstudie hat die Gewerkschaft 2010 insgesamt 27.000 Daten aus 118 Unternehmen untersucht. Die ermittelten Gehälter beziehen sich auf eine 35-Stunden-Woche. (Zur Umrechnung auf eine 40-Stunden-Woche müssen die Werte um 14,3 Prozent erhöht werden.)

Stagnation bei Softwareentwicklern

Schon seit Jahren steigen die Einkommen von Softwareingenieuren nur leicht an, 2010 haben sie sich kaum verändert. Die Bandbreite reicht hier von 40.708 Euro für Einsteiger bis 75.000 Euro für erfahrene Softwareingenieure. Leiter der Softwareentwicklung machten mit 91.652 Euro Kasse, wobei davon etwa 11.400 Euro variable Gehaltsbestandteile sind. Obwohl die Einkommen der Entwicklungsleiter im Vergleich zum Vorjahr sogar leicht gesunken sind, gehören sie neben Vertriebs- und Marketing-Chefs immer noch zu den am besten bezahlten Führungskräften in der IT.

Leichtes Plus für Berater

IT-Berater können sich über ein leichtes Plus von 1,6 Prozent freuen und liegen damit im Durchschnitt. Vor allem Junior-Berater (42.308 Euro) und normale Berater (54.519) wurden besser bezahlt. Damit hat sich auch der Abstand zum Beratungsleiter verkürzt, dessen Einkommen bei knapp 93.000 Euro liegt. Vor drei Jahren verdiente ein Beratungsleiter noch mehr als doppelt so viel wie ein durchschnittlicher Consultant. Ein Senior-Berater kommt auf 67.400 Euro, ein Chefberater auf 76.600 Euro.

Vertrieb: Hier sitzen die Gewinner

Den größten Zuwachs können Vertriebler für sich verbuchen. Mit einem Plus von 9,9 Prozent sind sie der Spitzenreiter in der IG-Metall-Gehaltsanalyse. Schon ein Junior-Vertriebsbeauftragter kann mit 48.572 Euro nach Hause gehen, wovon 10.200 Euro variabel sind. Vertriebsbeauftragte liegen je nach Erfahrung zwischen 69.000 und 80.000 Euro, ein Vertriebsleiter kommt auf 103.414 Euro. Letzterer hat mit 40 Prozent auch den höchsten variablen Anteil.

Ausgebremste Hardwareentwickler

2009 gehörten Fach- und Führungskräfte in der Hardwareentwicklung noch zu den Gewinnern der Gehaltsstudie. Durchschnittlich gab es ein Plus von sechs Prozent, für Gruppenleiter sogar 16 Prozent. 2010 kippte der Aufwärtstrend, ein Gehaltsminus von 0,5 Prozent war zu verzeichnen. Junior-Entwickler beginnen bei knapp 41.000 Euro und können sich auf 54.400 Euro (Hardwareentwickler) beziehungsweise 61.600 Euro (Senior-Entwickler) hocharbeiten. Gruppenleiter liegen bei 74.500 Euro, Entwicklungsleiter bei 86.500 Euro.

Nullrunde im Rechenzentrum

Auch die Mitarbeiter im Rechenzentrum gingen im vergangenen Jahr in Sachen Gehaltserhöhung leer aus. Ein Systemingenieur kann anfangs mit 53.400 Euro, später mit 65.000 Euro rechnen. Ein Teamleiter im Rechenzentrum findet sich bei 71.000 Euro im Jahr wieder, der Chef des Rechenzentrums erhält 88.000 Euro.

Support-Techniker holen etwas auf

2009 galten die Support-Techniker mit einem Minus von 7,4 Prozent als die Verlierer, im vergangenen Jahr gab es ein leichtes Gehaltsplus von zwei Prozent: Support-Techniker dürfen mit 51.000 Euro rechnen, Support-Spezialisten kommen auf knapp 61.000 Euro im Jahr, und der Leiter des Kundendienstes verdient 82.233 Euro im Jahr. Wer im Kundendienst als Junior-Techniker einsteigt, muss sich mit einem Jahresgehalt von knapp 35.000 Euro begnügen. In tarifgebundenen Firmen verdienen Support-Profis rund 14,5 Prozent mehr.

Lukratives Projekt-Management

Auch wenn sich das Gehaltsniveau im Projekt-Management kaum verändert hat, gehören Projekt-Manager weiter zu den am besten bezahlten IT-Spezialisten. Je nach Berufserfahrung verdienen sie zwischen 48.400 und 83.000 Euro. Auch im Marketing sind die Einkommensaussichten nach wie vor gut: Einsteiger können mit 44.200 Euro, Marketing-Spezialisten je nach Erfahrung mit 60.000 bis 75.000 Euro Jahresgehalt rechnen. Und ein Marketing-Leiter kommt auf 96.000 Euro im Jahr.

Viel Geld für Fachinformatiker

Auch mit einer erfolgreich abgeschlossenen IT-Ausbildung können junge IT-Profis schon gutes Geld verdienen. Vor allem Fachinformatiker, IT-Systemelektroniker und Informatikkaufleute sind gut bezahlt: Sie erwartet nach Abschluss der dreijährigen Lehrzeit ein Einstiegsgehalt von 39.500 Euro im Jahr, IT-System-Kaufleute liegen bei 36.000 Euro. Im Vergleich zum Vorjahr haben sich die Einstiegsgehälter um 14 Prozent erhöht.

Damit verkürzt sich der Abstand zum studierten IT-Nachwuchs: Wer ein Informatikstudium abgeschlossen hat, kann derzeit mit einem Jahresgehalt zwischen 38.000 und 45.000 Euro rechnen, je nach Art des Abschlusses (Bachelor oder Master), Größe der Firma und Standort. (am)