Digitalisierung macht es möglich

IT-Freiberuflerhonorare steigen weiter

20.11.2019
Von 
Hans Königes war bis Dezember 2023 Ressortleiter Jobs & Karriere und damit zuständig für alle Themen rund um Arbeitsmarkt, Jobs, Berufe, Gehälter, Personalmanagement, Recruiting sowie Social Media im Berufsleben.
Rezession hin, Krise her, die IT-Freiberufler – zumindest die meisten von ihnen – spüren noch nichts von einer wirtschaftlichen Talfahrt. Im Gegenteil, in einigen Branchen, wie dem Bildungssektor oder bei den Behörden, warten die Digitalprojekte, endlich angeschoben zu werden.

"Die Digitalisierung von Produkten, Dienstleistungen und Prozessen benötigt zum Teil spezifisches IT- Know-how sowie Verständnis im Umgang mit Daten", predigt Stefan Oberdörfer, seines Zeichens CSO beim Münchner Online-Portal freelance.de, das Freiberufler und Dienstleister zusammenbringt. Laut den Berechnungen seines Unternehmens fehlten 70.000 IT-Experten, und das "trotz eines leichten Konjunkturrückgangs".

Oberdörfer sieht zwei Ursachen für den weiterhin zunehmenden Bedarf an IT-Fachleuten: "Im Vergleich zur gesamten Volkswirtschaft wächst die ITK- Branche stärker". Gleichzeitig nehme aufgrund der branchenübergreifenden Digitalisierung der Anteil an ITlern zu. Diese treffe vor allem im Bildungssektor, in der Finanz-, Automotive- und Energie-Branche zu.

Stefan Oberdörfer, CSO bei freelance.de: "Trotz des leichten Konjunkturrückgangs fehlen 70.000 IT-Experten."
Stefan Oberdörfer, CSO bei freelance.de: "Trotz des leichten Konjunkturrückgangs fehlen 70.000 IT-Experten."
Foto: Oberdörfer - freelance.de

Besonders hoch sei aber der Bedarf im Behördenumfeld. Hier bestehe großer Umsetzungsdruck, unter anderem auch deshalb, weil das neue Online-Zugangsgesetz (OZG) klare inhaltliche und zeitliche Vorgaben macht. Deutschland werde, davon ist Oberdörfer überzeugt, in den nächsten Jahren im Bereich Digital Public Services im europäischen Vergleich viel Boden gutmachen und zu den fortgeschrittenen EU-Ländern aufschließen können. Aktuell belege Deutschland gerade mal Platz 21 im Digital-Economy-and-Society-Index der EU. "Unabhängig davon möchten sich aber auch die Menschen in Deutschland - laut Studien um die 70 Prozent - die klassischen Behördengänge sparen und Anträge online stellen", meint der Freelance-Manager.

IT-Freelancer sind zum einen im Behördenumfeld gefragt, zum anderen melden Groß- und Einzelhandel sowie die Logistikbranche hohen Bedarf. E-Commerce Betreiber erhoffen sich durch KI Kosteneinsparungen - hier fehlen jedoch auch die Fachkräfte.
IT-Freelancer sind zum einen im Behördenumfeld gefragt, zum anderen melden Groß- und Einzelhandel sowie die Logistikbranche hohen Bedarf. E-Commerce Betreiber erhoffen sich durch KI Kosteneinsparungen - hier fehlen jedoch auch die Fachkräfte.
Foto: baranq - shutterstock.com

Hohen Bedarf meldeten auch der Groß- und Einzelhandel sowie die Logistikbranche. Im E-Commerce seien laut Oberdörfer vor allem IT-Freelancer gefragt, die beim "Mega-Thema KI", wie er es formuliert, die Unternehmen weiterbringen sollen. Es gehe um fortgeschrittene Data-Mining Modelle und prädiktive Analytik-Funktionen. E-Commerce Betreiber möchten mittels predictive analytics bessere strategische und auch operative Entscheidungen treffen. Man erhofft sich davon zum einen Kosteneinsparungen (zum Beispiel weniger Retouren) und vor allem Umsatzwachstum im mittleren zweistelligen Bereich - etwa durch eine dynamische Preisgestaltung. So kann es nicht überraschen, dass Data Scientists und BI-Berater stark nachgefragt werden (siehe Kasten), aber auch der Requirements Engineer. Fakt sei, wenn er sich die Auswertungen aus seiner Datenbank anschaue, dass die Honorare weiter anstiegen - im dritten Quartal dieses Jahres fast zweistellig im Vergleich zum Vorjahr und dass die Schere der Topverdiener wie HANA-, Security-Experten oder Projekt-Manager zu den Admin überdurchschnittlich wuchs.

BI-Consulting

  • Trend: interaktive
    Visualisierungen von Daten

  • Durchschnittlich 100 Euro Stundensatz

Requirements Engineer

  • Trend: Künstliche Intelligenz

  • Stundensatz durchschnittlich 85 Euro

Data Scientist

  • Trend: Smart Data (Aufgrund
    der Produktion von
    gigantischen Datenmengen)

  • Durchschnittlich 80 Euro Stundensatz

So sieht das durchschnittliche Profil des idealen IT-Freelancers aus

  • Geschlecht: männlich

  • Alter: 38

  • 90 Euro durchschnittlicher Stundensatz

  • Bildung: Diplominformatiker, Englisch fließend

  • Erfahrung: Vier Projektreferenzen im Profil