IT-Freiberufler bunkern ihr Wissen

18.08.2009
Der externe Berater, dein Freund und Helfer? Nicht immer. Eine Studie zeigt, wo es in der Zusammenarbeit zwischen Firmen und Freelancern hakt.

Die IT-Freelancer sind aus dem beruflichen Alltag der Unternehmen nicht mehr wegzudenken. Jede zweite Firma setzt regelmäßig Freiberufler ein, und bei weiteren 25 Prozent sind sie fest in die IT-Planung integriert. Das haben der Personaldienstleister Hays und Berlecon Research in der jüngst veröffentlichten Studie "Management und Sourcing externer IT-Spezialisten in Deutschland 2009" herausgefunden. Die Marktforscher haben 70 Unternehmen mit mindestens 200 Mitarbeitern befragt, die in den letzten zwölf Monaten externe IT-Spezialisten im Einsatz hatten. Bevorzugt werden laut Andreas Stiehler, Direktor bei Berlecon Research, externe IT-Spezialisten für kleine, überschaubare Projekte mit geringerem Einfluss auf das Kerngeschäft.

Nachholbedarf bei Standardisierung

Optimierungsbedarf sehen die Befragten vor allem beim Know-how-Transfer (59 Prozent). Hays-Sprecher Frank Schabel: "Die Weitergabe von externem Wissen an die internen Kollegen muss verbessert werden."

Aber auch die externen IT-Spezialisten sollten seiner Meinung nach die Ergebnisse dieser Studie zum Anlass nehmen, Soft Skills wie Beratungskompetenz und Integrationsfähigkeit weiterzuentwickeln.

Beim IT-Dienstleister Fiducia ist das Problem der mangelnden Wissensweitergabe seit längerem bekannt. Deshalb wird die Bereitschaft der Externen laut Gernot Nolte, Leiter der Anwendungsentwicklung, bereits im Vorstellungsgespräch abgefragt: "Gerade von den freiberuflichen Tekkis erwarten wir eine gewisse Extrovertiertheit. Das eigene Know-how an die internen Kollegen weiterzugeben ist eine wichtige Voraussetzung für die Mitarbeit an einem Projekt."

Nach seiner Erfahrung ist es zudem entscheidend, dass das Wissen, das bei den Externen neu aufgebaut wird, zu den internen Leuten zurücktransferiert wird. Der Fiducia-Experte: "Es gab eine Reihe von Externen, die die Wissensvermittlung nicht hinbekommen oder aber ihr Know-how vorsätzlich zurückhalten, um sich unentbehrlich zu machen."

In dem Unternehmen werden selten Freelancer eingesetzt, die als Einzelkämpfer agieren. Die meisten freien Mitarbeiter kommen von Partnern wie Systemhäusern. Mit diesen bestehen laut Nolte Rahmenverträge und Einkaufsbedingungen nach Skill-Klassen. Wenn ein Projekt beendet ist, nimmt die Fiducia für jeden Externen mit Hilfe eines Schulnoten-Systems eine Lieferantenbewertung vor.

Weiteres Optimierungspotenzial

Optimierungspotenzial beim Wissenstransfer sieht auch Jürgen Burger, CIO bei Hellmann Worldwide Logistics GmbH & Co KG. Genau wie sein Kollege Nolte hält er die Persönlichkeit des Freelancers in diesem Punkt für entscheidend. Burger: "Natürlich bemühen auch wir uns, Externe zu rekrutieren, die unsere Mitarbeiter weiterbilden. Wenn ein Freelancer sein Know-how aber lieber für sich behält, geben wir ihm einen internen Kollegen zur Seite, der das Wissen dediziert abfragt. Das klappt immer."

Das Logistikunternehmen arbeitet sowohl mit IT-Dienstleistern als auch mit Personalvermittlungs-Agenturen zusammen. Während Erstere komplexe Projekte übernehmen, seien Agenturen für einzelne Skill-Profile zuständig. Burger: "Wenn wir Freelancer mit besonderen Fähigkeiten suchen, lassen wir uns Namen geben und wählen persönlich aus."

Bewährt: Mund-zu-Mund-Propaganda

Bei Hellmann Worldwide Logistics gebe es zudem ein zentrales Vertrags-Management, in dem auch Adressen von einzelnen Freelancern enthalten sind. In diesem Pool könnten die Skills der potenziellen Externen nachgelesen werden. Wenn genau danach Bedarf bestehe, würden die Betroffenen direkt kontaktiert. Hin und wieder empfehlen interne Mitarbeiter auch den einen oder anderen Freiberufler. Burger: "Mund-zu-Mund-Propaganda hat gleich zwei Vorteile. Der Externe ist gut, und das Unternehmen spart Vermittlungskosten."(hk)