Thema der Woche

IT-Forum: Comeback der fetten Server

26.09.1997

"Den jungen Programmierern gilt Windows heute als altmodisch", verdeutlichte SCOs Senior Vice-President Ray Anderson den rasanten Wandel der Branche. Entwickler wollten heute mit Java und nicht mit Win 32 programmieren. Wie andere Redner verkündete auch er das Ende der für Microsoft so erfolgreichen Client-Server-Interpretation, die immer mehr Anwendungslast vom Server auf den PC-Arbeitsplatz verlagerte. Nun weise die Entwicklung in die entgegengesetzte Richtung.

Sunsoft-Chef Janpieter Scheerder prognostiziert einen vom Internet ausgelösten Wandel der DV-Industrie hin zu einer Dienstleistunggsbranche nach dem Vorbild von Stromversorgern oder Telefongesellschaften. Schließlich verkaufe MCI als eine der größten amerikanischen Telefongesellschaften auch keine Telefone, sondern Gesprächseinheiten. Auf die Softwarebranche übertragen, bedeute dieses Geschäftsmodell die Verlagerung der Programmlogik auf den Server des Dienstleisters. Der Kunde benutzt lediglich ein möglichst simples Empfangsgerät. Scheerder: "Der Desktop lebt auf dem Server."

Das größte Marktpotential sieht Scheerder dabei weniger in der momentan boomenden Mensch-zu-Mensch-Kommunikation als in der Kommunikation zwischen Rechnern und anderen Geräten. Die Industrie sei bereits dabei, ihre Zulieferketten unter Internet-Gesichtspunkten neu zu definieren. Riesiges Potential stecke jedoch im Management von Klimaanlagen, Haushaltsgeräten oder ganzen Gebäuden und Autoflotten.

Ohne Internet wäre das IT-Forum nicht denkbar gewesen, auch wenn es selten im Vordergrund stand.

Das Internet als Infrastruktur

In New York galt das Netz der Netze als "Enabling Technology", ein Begriff, der im Deutschen vielleicht am besten mit "Infrastruktur" wiedergegeben wird. Sie ermöglicht die globale Ausweitung von Anwendungen, den Aufbau virtueller Unternehmen und die Integration bislang heterogener DV-Techniken auf Client-Ebene (Browser, HTML).

Darüber hinaus erlaubt das Internet, plattformunabhängig vernetzte (TCP/IP) Anwendungen, Applets und Datenbankfunktionen sowie System-Management-Agenten (Java) zu entwickeln. Gerade in der Konzentration auf System-Management, Middleware und Integration zeigt sich die Wirkung des Internet. Galt die Aufmerksamkeit der Branche in den vergangenen Jahren dem Windows-Client, so wendet sie sich jetzt den heterogenen Servern in den DV-Zentralen zu, auf deren Anwendungen mehr oder weniger versierte Internet-Benutzer per Fernseher oder Handy zugreifen.

Moderne Konzepte für Datenbanken

Sowohl auf Java als auch den Trend zu neuen darauf basierenden Anwendungen setzte Sybase mit der Ankündigung des "Adaptive Server", der in Anlehnung an das Vorgängerprodukt "SQL-Server 11" die Versionsnummer 11.5 erhalten hat. Anders als beim "Universal Server" von Informix werden hier nichtrelationale Datentypen in eigenen Bereichen verwaltet und bei Abfragen mittels Middleware eingebunden.

Positioniert wird die Software allerdings weniger als zentraler Back-end-Server zur Datenspeicherung denn als verteilte Umgebung für moderne Anwendungen, nicht nur im Web. So sei das System vor allem für die gleichzeitige Verarbeitung unterschiedlicher Datenbankanwendungen, sogenannter Mixed Workloads, konzipiert. Insbesondere setzt das Unternehmen auf den Erfolg von Softwarekomponenten auf Java-Basis. Diese Positionierung für verteilte Zukunftsanwendungen ist auch deshalb vonnöten, weil die herkömmlichen Einsatzgebiete wie etwa zentrale Datenbank-Transaktionsverarbeitung in den Händen von Konkurrenten wie Oracle liegen.

Dementsprechend hat Sybase ein auf Java beruhendes Komponentenmodell entwickelt, das zur Zeit die Entwicklungswerkzeuge "Power J" und "J-Connector for JDBC" umfaßt. Java übernimmt damit für Sybase die Rolle, die bislang Sprachen wie C oder C++ bei der Optimierung von SQL-Anwendungen gespielt haben. Dieses Paket wird noch in diesem Jahr um den Transaktions-Server "Jaguar CTS" für Java-Komponenten ergänzt. In der für 1998 angekündigten Version 12 des Adaptive Server soll das Java-Komponentenmodell dann auch auf das Datenbanksystem selbst ausgedehnt sein. Java gilt bei Sybase nicht nur als Programmiersprache, sondern als Integrationsschicht zwischen Entwicklungsumgebung, Transaktionssystem und Datenbank (mehr zum Adaptive Server in CW 40).

Die großen Datenbankkonkurrenten Oracle und Informix fehlten auf der Messe. Computer Associates (CA) zeigte auf seinem Stand als Alternative zu den objektrelationalen Hybridsystemen der Mitbewerber die immer noch unfertige objektorientierte Datenbank "Jasmine". Sie soll allerdings bis Oktober dieses Jahres allgemein verfügbar sein. Die IBM verkündete in New York zwar die Freigabe ihres Universal Server für den 26. September, wollte aber noch keine Details verraten.

Die Tragfähigkeit der verschiedenen Datenbankkonzepte gehörte zu den heiß diskutierten Themen im Kongreßteil des IT-Forums. Der Blick wurde jedoch von der möglicherweise vorübergehenden Informix-Schwäche getrübt, so daß bei den Messebesuchern revolutinäre Universal-Server-Konezpte eher schlechte Karten hatten.

Ziel: Integration und System-Management

Gefragt waren auf dem IT-Forum vor allem Integrations- und Management-Lösungen für heterogene Umgebungen mit klassischer DV und Internet-Techniken. Entsprechend großen Zulauf hatten auf der Messe System-Management-Spezialisten wie Tivoli und CA. Auch hier stand Java im Vordergrund. Die Anwender wie Anbieter versprechen sich, damit Management-Agenten in Komponentenform schreiben und auf beliebigen Plattformen einsetzen zu können. "Alles von überall aus verwalten zu können", ist das erklärte Ziel von CA, das mit Hilfe von Java erreicht werden soll. In einem ersten Schritt kündigte das Unternehmen in New York einen in Java geschriebenen Browser an, der anders als das bisher verwendete Windows-NT-Front-end von jedem beliebigen System und von jedem Ort aus als Management-Konsole für "Unicenter TNG" dienen kann. Um auch das Ziel des "alles verwalten" zu erreichen, sollen nun Java-Agenten für das Management von Systemen und Anwendungen entstehen. Applets zur Kontrolle von Java-Betriebssystem-Funktionen wie Multithreading sollen noch vor Ende nächsten Jahres auf den Markt kommen.

Als Beispiel für Integration kann eine Produktidee von Hummingbird gelten. Das bislang vor allem als Spezialist für Terminalemulation und andere Connectivity-Software bekannte Unternehmen hat auf dem IT-Forum eine auf der Middleware Corba basierende Schicht zur Diskussion gestellt, die zwischen Client- und Web-Server auf der einen und Back-end-Systemen wie Datenbanken und Anwendungspaketen auf der anderen Seite geschoben wird. Ziel einer solchen Architektur ist es, eine verläßliche Infrastruktur für Client-Server-Umgebungen zu schaffen, die via Internet möglicherweise weltweit verteilt sind.

Die zusätzliche Zwischenebene wäre dabei für Systemdienste wie E-Mails, Sicherheit und Zugriffskontrolle sowie die Umsetzung von Datenströmen etwa von Großrechnern in PC- oder Browser-lesbare Informationen zuständig. Hinzu kommt das bei Web-Einbindung dringend erforderliche Auslastungs-Management. Die für eine solche Technik nötigen offenen Standards sind laut Hummingbird weitgehend vorhanden. Corba sei in Verbindung mit Java in der Lage, sie als Middleware zu integrieren.

Von aktuellerer Bedeutung ist jedoch die Ankündigung der Level 8 Systems Inc., New York, Microsoft-Software in die unternehmensweiten Verfahren für asynchrones Messaging einzubinden. Diese Art der Kommunikation zwischen Anwendungen dient der Definition von Arbeitsabläufen. Nun schlägt das Unternehmen mit "Falcon MQ" eine Brücke vom Microsoft-eigenen "Message Queue Server" (MSMQ) für reine Windows-Umgebungen zu IBMs "MQ-Series", einer Produktreihe, die aus der Großrechnerwelt stammt, aber auch in anderen Umgebungen einsetzbar ist. Die Brücke ist in beiden Richtungen gangbar. Zum einen läßt sich die Microsoft-Welt in die IBM-Welt einbinden, zum anderen liefert Level 8 Client-Komponenten, mit denen sich MQ-Series-Plattformen wie MVS, AS/400, VAX und Unix an einen unter Windows NT laufenden MSMQ-Server anbinden lassen. Mit dieser Integrationslösung wird es unnötig, für jede Cross-Plattform-Anwendung extra neue SNA- oder TCP/IP-Schnittstellen zu schreiben.

Kein Kult um Betriebssysteme

Generell spielten in New York Betriebssysteme kaum mehr eine Rolle. Auf Produktseite gab es mit der Freigabe des 64-Bit-Unix HP-UX 11 bezeichnenderweise nur eine Ankündigung von Rang. Außerdem war am Rande zu erfahren, daß Microsoft die Enterprise-Version von NT Server an einen ersten Kunden ausgeliefert hat.

Standards wie das Web und Java, hieß es in einer Diskussion über die Zukunft der Betriebsysteme, machen die Produkte auf Client-Seite beliebig austauschbar. Von welcher Art Server die Anwendungen kommen, sei damit wieder zu einer Aufgabe der DV-Abteilungen geworden. Dort werde immer ein Mix von Systemen existieren, der sich an den spezifischen Anforderungen orientiere. Eine einzige BetriebssystemLösung für alle Aufgaben, so der Konsens, werde es nicht geben.

Auch Betriebssystem-Auseinandersetzungen, wie sie noch vor einigen Jahren die Branche spalteten, scheinen zumindest in New York der Vergangenheit anzugehören. Das zeigte sich insbesondere bei einer Diskussion über Microsofts Ambitionen, Unix durch ein skalierbares Windows NT den Rang abzulaufen. Hier war sich die Branche - mit Ausnahme des Microsoft-Sprechers - einig, daß die Tauglichkeit von NT für unternehmsweite und kritische Anwendungen weniger eine Frage der Skalierbarkeit sei als der bislang fehlenden Stabilität sowie des Mangels an zuverlässigen Entwicklungs- und Management-Werkzeugen. Hier sei noch ein jahrzehntelanger Unix-Vorsprung aufzuholen.

Als Basis für den Unix-Erfolg wurden der Investitionsschutz der installierten Systeme sowie die große Anzahl firmenstrategischer Server-Anwendungen wie Datenbanken und betriebswirtschaftliche Pakete angeführt, die alle auf Unix-Systemen liefen und dort leicht für jede Größenordnung auszubauen seien. Auch die Zukunft für dieses Betriebssystem sehe gut aus, da alle Internet-Standards aus der Unix-Welt stammten und zudem das Datumsproblem viele Anwender proprietärer Altsysteme in die Arme der Unix-Gemeinde treibe.

NEUE PRODUKTE KURZ VORGESTELLT

Software:

- Business Objects S.A., Paris, hat in New York die Version 4.1 des gleichnamigen Analyse- und Reporting-Werkzeugs freigegeben. Das vor allem für den Data-Warehouse-Einsatz konzipierte Olap-Produkt wurde um Funktionen in den Bereichen Report-Analyse und Web-Publishing erweitert. Außerdem gibt es nun eine Reihe zusätzlicher Agenten mit vorgefertigten Geschäftsregeln.

- "Maestro", ein Systemwerkzeug der Unison Software Inc., Santa Clara, Kalifornien, zur Planung des Workloads und zur Automatisierung der Jobvergabe, ist jetzt in Version 6.0 mit einer Drei-Schichten-Architektur ausgestattet. Die Einführung einer mittleren Management-Schicht beseitigt laut Hersteller die bisherigen Einschränkungen für den unternehmensweiten Einsatz auch in umfangreichen DV-Umgebungen.

Netze:

- Software Solutions, Tochter der Intergraph Corp., Huntsville, Alabama, hat in New York mit "NFS-Gateway for Windows NT" eine besonders schnelle und laut Hersteller auch sichere Anbindung des Microsoft-Betriebssystems an Umgebungen mit Network File System (NFS) vorgeführt. Anstatt jeden Client mit NFS-Software auszustatten, reicht es jetzt, "Access NFS" auf einem NT-Server zu installieren, um auf Unix oder andere NFS-basierte Datei- und Drucksysteme zuzugreifen. Außerdem hat sich das Unternehmen über eine Marketing-Kooperation den Zugang zu den Werkzeugen der Software Systems Inc. verschafft, die der Migration von Unix-Programmen nach Windows NT dienen.

- Windows NT erhält durch die Version 7.0 von "Backup Exec" eine Speichersoftware, die auf Microsofts Komponentenarchitektur Component Object Model (COM) beruht. Neu sind auch die Optionen zur Wiederherstellung der Daten nach einem Systemabsturz und Funktionen für die Verwaltung von Speichermedien. Die Preise für die Software reichen von 1400 Dollar bis 2400 Dollar.

Hardware:

- PC-Hersteller Compaq hat in New York die weltweite Verfügbarkeit des "Proliant Server 850R 6/200H" bekanntgegeben. Der Rechner ist laut Hersteller auf Hochleistungsanwendungen ausgelegt und für Fehlertoleranz optimiert. Vorläufig nur für den US-Markt gilt die Freigabe von Compaqs Proliant-Web-Servern und Web-Workstations.

- Der texanische Sparc-Spezialist Tadpole Technology Inc., Austin, hat seine Laptop-Familie "Sparcbook" um zwei Modelle erweitert. Die beiden Unix-Workstations unterscheiden sich vor allem in der Bildschirmauflösung, die bei der 300XT-Variante 1024 x 768 Bildpunkte beträgt, beim 300ST-Modell 1280 x 1024. Als besondere Merkmale hebt der Anbieter hervor, daß die Turbo-Sparc-Chips der beiden Geräte mit 170 Megahertz getaktet sind und ihr Hauptspeicher sich nun auf 256 MB aufrüsten läßt. Wenn die Rechner Ende Oktober in den USA ausgeliefert werden, sollen sie 21 350 Dollar beziehungsweise 26 700 Dollar kosten.

- Ebenfalls einen Sparc-Laptop hat die Rdi Corp., Carlsbad, Kalifornien, vorgestellt. Auch das "Ultrabook" kommt in zwei Varianten auf den Markt, einmal ist die Ultrasparc-CPU mit 167, im anderen Laptop mit 200 Megahertz getaktet. Vom Tadpole-Konkurrenten unterscheidet sich der Rechner vor allem durch den günstigeren Preis von 12000 beziehungsweise 12800 Dollar.

OFFENE SYSTEME IN DER DISKUSSION

Überraschend ist auf dem New Yorker IT-Forum eine Diskussion um offene Systeme ausgebrochen. Ausgelöst hat sie in seiner Eröffnungsrede Colin White, Veranstalter des IT-Forums, als er den Tod der Open-Systems-Idee verkündete. Diese Behauptung löste heftige Reaktionen aus, weil der Internet-Boom ohne offene Standards wie TCP/IP, HTML und Java undenkbar wäre.

White kritisierte die Hersteller, weil sie in den Marketing-Auseinandersetzungen der vergangenen Jahre den Anwenderwunsch nach offenen Systemen ignoriert hätten. Es sei tragisch, aber selbst die Unix-Gemeinde habe damit der Idee offener Systeme das Grab geschaufelt. Im Streit um Corba oder DCOM hätten beide Seiten vergessen, daß sich die Anwender nicht für Komponentenmodelle an sich interessierten, sondern dafür, ob sich damit ihre heterogenen DV-Umgebungen integrieren lassen.

Gegen diese Vorwürfe wehrte sich Sunsoft-Chef Janpieter Scheerder, indem er zwar der These vom Untergang offener Systeme nicht widersprach, dafür aber das hohe Lied der Standards sang. Diese seien keineswegs am Ende. Ohne sie gäbe es weder eine Telefon- noch eine Auto-Industrie. Das habe auch Bill Gates erkannt, denn seit Jahren "umarme" er jeden offenen Standard und erkläre ihn zu einem Microsoft-Produkt. Die Gefahr von Monopolen sieht Scheerder nicht. Diese würden wirkungsvoll von den Konkurrenten und vom Gesetzgeber verhindert. Das eigene Beharren auf die Eigentumsrechte an der Programmiersprache Java erklärte Scheerder mit der Unreife der Programmiersprache. Sein Unternehmen versuche Java zu einem offenen Standard zu machen und stehe darüber in ständigen Verhandlungen mit den ISO-Normierungsgremien. Java sei keineswegs proprietär.

Yogesh Gupta, Produktstratege von Computer Associates, hält die Open-Systems-Diskussion für überholt. Nach seiner Ansicht ging es dabei immer nur darum, bei Bedarf ohne große Probleme den Hersteller wechseln zu können. In diesem Sinne hält er die Bemühungen der Unix-Gemeinde für wenig erfolgreich. Die Portierung von Anwendungen sei zwar möglich, einfacher sei der Plattformwechsel jedoch, wenn auf dem Zielsystem dasselbe Betriebssystem laufe - ein Konzept, das Microsoft mit Windows NT verfolge.

Für viele Anwender bietet Offenheit die Möglichkeit zur DV-Integration und zur Vereinfachung des Managements durch herstellerübergreifende Middleware-Standards. Sie halten daher eine Polarisierung zwischen Unix oder NT für realitätsfern. Dabei war bei den DV-Spezialisten eine deutliche Sympathie für Unix-Techniken unverkennbar, während sich die zur Abschlußdiskussion des IT-Forums eingeladenen Firmenchefs eher kosten- und problemorientiert zeigten.

IBMs Datenbankchefin Janet Perna warf ein, daß die proprietären Einschränkungen auf Systemebene bei Mainframe- und Unix-Plattformen kaum mehr relevant seien. Ganz anders sehe es dagegen bei Datenbanken und Anwendungspaketen aus. Wer Software von SAP oder Peoplesoft kaufe, sei von diesen Herstellern auf lange Zeit abhängig. Doch das müsse kein Nachteil sein. Wie bei einer Ehe komme es darauf an, sich für den richtigen Partner zu entscheiden. Die Aufgabe der Hersteller bestehe daher vor allem darin, eine gleichberechtigte und langfristige Beziehung zum Kunden aufzubauen.

Lou Ioannaccone, CEO der New Island Savings Bank, gab der IBM-Managerin in bezug auf Standardprodukte recht, beharrte aber darauf, daß es offene Standards geben müsse. Die Mainframe-Erfahrungen vergangener Jahre und solche mit dem Jahr-2000-Problem hätten gezeigt, daß Kernanwendungen von Unternehmen - in der Regel Eigenentwicklungen - portabel entwickelt werden müßten. Zudem mache sich Offenheit bei Verhandlungen mit den Herstellern bezahlt. Wer mit einem Plattformwechsel drohen könne, habe bei Preisverhandlungen eine weit stärkere Verhandlungsposition.

IT-Forum

Geschäftsrelevanz statt Technik hat sich der Veranstalter der Kongreßmesse auf die Fahnen geschrieben, die unter dem Begriff IT-Forum Infrastrukturtechniken wie Betriebssysteme (ehemals Unix and Windows Expo), Datenbanken (DB-Expo) sowie Netze (Internet/Intranet Expo) im New Yorker Javits Convention Center versammelt hat. Obwohl diese Zusammenstellung auf den ersten Blick wenig mit Geschäftszielen zu tun hat, lockte sie rund 250 Anbieter an, darunter die meisten Großen der Branche wie IBM, HP, Digital Equipment, Microsoft und Computer Associates.

Auffällig war angesichts der Java-Dominanz das Fehlen der ursprünglich angekündigten Sun Microsystems Corp. Unternehmensvertreter, unter ihnen Sunsoft-Chef Janpieter Scheerder, zeigten dafür auf vielen Foren Flagge. NC-Propagandist Oracle war lediglich auf der angegliederten HRMS-Expo für Personalwesen präsent. Mehr als auf dem IT-Forum selbst lösten hier Unternehmen wie Peoplesoft, ADP, SAP und Lawson das Versprechen Business-relavanter DV ein.

Schwer einzuschätzen ist, ob für den Veranstalter Miller Freedman/Blenheim NDN das Konzept der vielen Messen unter einem Dach aufging. Die Vortragssäle waren trotz des interessanten Angebots meist halbleer. Gut besucht waren dagegen ab dem zweiten Messetag die Stände der Anbieter.