IT-Firmen verärgern Online-Bewerber

05.06.2008
Die Computerindustrie sucht händeringend versierte IT-Profis. Umso erstaunlicher ist es, wie unprofessionell die Unternehmen mit Online-Bewerbern umgehen.

Fünf bis sechs Monate hörte die Kandidatin nichts vom Unternehmen, bei dem sie sich online beworben hatte. Nachdem sie längst einen Job bei einer anderen Firma gefunden hatte, erhielt sie dann doch unvermittelt eine Einladung zum Bewerbungsgespräch - und zwar gleich in der nächsten Woche. Darin fand sich kein Wort der Entschuldigung für die lange Bearbeitungsdauer.

Was dieser Bewerberin widerfuhr, ist keineswegs eine Ausnahme. Die computerwoche hat den Online-Recruiting-Prozess von zehn namhaften IT-Unternehmen in Deutschland getestet und dazu eine 28-jährige Diplominformatikerin mit Bestnoten und Berufserfahrung erfunden. Am besten schlug sich der IT-Dienstleister CSC, der einen fairen Fragebogen verwendete, schnell reagierte und stets freundlich im Ton blieb.

Das Nadelöhr im Bewerbungsprozess sind weniger die Personal- als die Fachabteilungen. Sie lassen Bewerbungen liegen, in der Hoffnung, dass sich vielleicht doch noch jemand meldet, der nicht nur zu 80, sondern zu 100 Prozent auf das gewünschte Profil passt. Die Bereitschaft, Mitarbeiter auszubilden und aufzubauen, ist trotz der aktuellen Personalnot gering ausgeprägt.

In vielen Unternehmen ist noch nicht verstanden worden, dass sich der Markt gedreht hat. Bewerber sind keine Bittsteller, sondern Erfolgsgaranten für die Zukunft. Gerade Experten, die bereits eine gute Position haben, können nur wenig Zeit damit verbringen, ihre Profile auf Online-Recruiting-Sites zu hinterlassen. Deshalb ist es wichtig, möglichst kurze Fragebögen zu verwenden und die Chancen, die sich aus entstehenden Kontakten ergeben, schnell und professionell zu nutzen.

Die Fakten sehen anders aus. Bei zwei Unternehmen ließ sich das Bewerbungsformular gar nicht erst abschicken, bei anderen wurde der Jobinteressent im Unklaren gelassen, ob seine Bewerbung überhaupt eingegangen war. Am Firefox-Browser scheiterten etliche Bewerbungsformulare, und auch beim automatisierten Upload von Profilen via XML-Schnittstelle geht in der deutschen Hightech-Branche nicht viel. (Ausführlicher Bericht ab Seite 28.) (hv)