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IT-Fachkräftemangel ist nach wie vor alarmierend

17.01.2000

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Von einer Entwarnung in puncto IT-Fachkräftemangel kann keine Rede sein, vielmehr wird er in Zukunft weiter zunehmen. Mit dieser Erklärung reagierte die Gesellschaft für Informatik (GI) e.V. in Bonn auf die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung verbreitete Nachricht vom 29. Dezember 1999, wonach das Defizit langsam abgebaut werde. Die Behörde hatte verkündet, die entsprechenden Ausbildungsmaßnahmen der Regierung würden bereits Erfolge zeigen. Laut GI beziehen sich diese jedoch hauptsächlich auf die neuen Ausbildungsberufe für IT und Medien sowie auf Fortbildungen und Umschulungen der Bundesanstalt für Arbeit. Nach wie vor fehle es aber an qualifizierten Informatik-Hochschulabsolventen, die auch hochkomplexen und abstrakten Aufgabenstellungen gewachsen seien. Zudem sei die Zahl der Studienabbrecher in diesen Studiengängen drastisch gestiegen. Zwar

schrieben sich rund 30 Prozent mehr Abiturienten für den Studiengang Informatik ein, die Zahl der Absolventen sei aber nur um zehn bis 15 Prozent gestiegen.

Derzeit besitzt laut GI die IT-Industrie nur ein Drittel der High-tech-Arbeitsplätze mit akademisch gebildeten Fachkräften. Die restlichen zwei Drittel gehen an sogenannte Umsteiger. Die GI warnt vor erheblichen volkswirtschaftlichen Kosten, die entstehen, wenn unzureichend geschultes Personal Software entwickelt. Dadurch komme es zu unflexiblen und wartungsintensiven Systemen, die teuer in der Pflege seien und einen hohen Personalaufwand nach sich zögen. Dies wiederum binde Kapital, das in andere zukunftsträchtige Bereiche gesteckt werden könne.

Die GI fordert als Vertreterin der Informatiker-Zunft umfassende Maßnahmen. So sollen diese Berufe realitätsnaher in Öffentlichkeit und Berufsberatung dargestellt werden; der Technologie-Feindlichkeit sollte stärker entgegengewirkt werden; weiterführende Schulen müssten eine modernere Didaktik und Methodik für die Informatiklehre einsetzen. Damit der Frauenanteil von derzeit etwa zehn Prozent der Informatikstudenten steige, sollten die Bedürfnisse der Frauen in der Erziehungsphase auch seitens kleiner und mittlerer Unternehmen berücksichtigt werden, etwa durch die Schaffung von qualifizierten Teilzeit- und Telearbeitsmöglichkeiten.