Banken können sich nicht einigen

IT-Dienstleister Systor ist zahlungsunfähig

13.12.2002
MÜNCHEN (CW) - Der Schweizer IT-Dienstleister Systor AG hat Antrag auf provisorische Nachlassstundung gestellt, eine eidgenössische Version des Gläubigerschutzes. Der Vorgang wirft ein schlechtes Licht auf die Rolle der Großbank UBS sowie das Management.

Zwei Wochen nach dem Insolvenzantrag der deutschen Töchter hat nun auch die Schweizer Muttergesellschaft Systor AG in Zürich Gläubigerschutz beantragt. Als offizieller Grund wird genannt, dass Verhandlungen des Mehrheitseigentümers UBS (98 Prozent) mit einem Bankenkonsortium gescheitert seien. Zu den Gläubigern zählen Berichten zufolge die Hypovereinsbank, die französische BNP, die Bayerische sowie Sächsische Landesbank und die IBM-Bank. Sie müssen voraussichtlich einen großen Teil ihrer Kredite über 75 Millionen Euro abschreiben. Mit dem Geld sollte die Expansion der Systor AG finanziert werden.

Systor hatte Anfang 2000 die Kölner IT- und Unternehmensberatung Schumann für rund 140 Millionen Euro übernommen, um sich den Zugang zum deutschen, britischen und US-amerikanischen Markt zu sichern. Damals beschäftigte die Firma insgesamt rund 2000 Mitarbeiter, heute sind es noch etwa die Hälfte. Die Expansion, die Berichten zufolge auf Druck der UBS eingeleitet worden war, ist Systor nicht gut bekommen: Vom einstigen Plan, im Jahr 2003 rund 500 Millionen Euro einzunehmen, ist die Company weiter denn je entfernt. Für das laufende Geschäftsjahr waren zuletzt Umsätze von knapp 200 Millionen Euro angepeilt.

Presseberichten zufolge hat die UBS die Systor AG an die Wand fahren lassen, da keine Aussicht auf finanzielle Erholung besteht. Die Kapitalstrukturen des Unternehmens konnten das schwache Marktumfeld für IT-Berater nicht verkraften. Zudem soll die UBS ihre Aufträge an den IT-Dienstleister reduziert haben. Nicht betroffen von der Insolvenz ist die Schweizer Systor Business Services, die Outsourcing-Tochter des Unternehmens. Lediglich dieser Bereich sowie eine Security-Firma in Köln sollen internen Informationen zufolge profitabel sein, der Rest schreibt rote Zahlen.

Nach inoffiziellen Angaben eines Systor-Managers wollten sich die Kreditinstitute einigen, angesichts der schlechten wirtschaftlichen Verfassung des Unternehmens sei ihnen die Lösung aber unmöglich gemacht worden: Dass es der Company schlecht gehe, sei schließlich nicht das Verschulden der Banken, argumentiert der Systor-Manager. Die Kredite von 75 Millionen Euro beträfen nur die deutschen Töchter; insgesamt drehe es sich um "wesentlich mehr Geld".

Die UBS erklärte, es könne nicht ihre Aufgabe sein, Systor trotz des "unsicheren Kapitalbedarfs und der unsicheren Erfolgsaussichten weiter zu finanzieren". Eine Sprecherin sagte aber auch, die Übernahme von Schumann sei zu einem falschen Zeitpunkt und zu einem zu hohen Preis erfolgt. Während eines zweimonatigen Moratoriums will das Management nun nach Investoren suchen, um die Firma zu retten. (ajf)