Starkes Endjahresgeschäft fand bei Itelligence, Plaut und Realtech nicht statt

IT-Dienstleister im Leerlauf

28.03.2003
MÜNCHEN (CW) - Auch im Geschäftsjahr 2002 wehte den IT-Beratern ein rauer Wind entgegen. Preisdruck sowie fehlende Consulting-Aufträge belasten die Unternehmen. Zudem fiel das branchenüblich starke Endjahresgeschäft aus. Wohl dem, der aus unterschiedlichen Einnahmequellen schöpfen konnte.

Spätestens mit Beginn der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres dürften viele IT-Dienstleister geahnt haben, dass sich das Marktumfeld nicht verbessern wird. Zum Ende des Jahres wurden diese Befürchtungen bestätigt. Dabei sind die Ursachen auch hausgemacht. Die Tagessätze für Berater bewegten sich auf einem "ruinösen Niveau", kritisiert Sven Kielgas von Plaut. Der Marketing- und Investor-Relations-Chef des in Salzburg ansässigen Beratungshauses berichtet von Preissenkungen um bis zu 30 Prozent, die das Klima vergifteten. Den vorläufigen Berechnungen zufolge schlug sich dies für Plaut in Einnahmen von knapp 216 Millionen Euro nieder, das sind rund 66 Millionen Euro weniger als im Vorjahr. Der Verlust vor Steuern summierte sich aufgrund von Restrukturierungsmaßnahmen auf 25,6 Millionen Euro.

Doch nicht nur, dass die Kunden sich an den günstigsten Preisen orientierten, bringt die erfolgsverwöhnte Branche aus dem Gleichgewicht, auch die Auftragslage lässt zu wünschen übrig. "Unsere Berater wurden im Dezember frühzeitig nach Hause geschickt", berichtet Herbert Vogel, Vorstandschef von Itelligence. Entweder die Kunden versuchten, noch zum Ende des Jahres ihre Ausgaben budgetgerecht herunterzufahren, oder ihre schwache wirtschaftliche Situation ließ keine Investitionen mehr zu, begründet er das für die IT-Branche ungewöhnliche Verhalten.

Die Folge war, dass gerade das Jahresende dem Anbieter ordentlich die Bilanz verhagelte. "Wir wollten ein positives Ebit, und das haben wir nicht geschafft", kommentiert Vogel. Das operative Ergebnis (Ebit) verbesserte sich lediglich auf minus 3,5 Millionen Euro nach minus 7,6 Millionen Euro im Vorjahr. Auch an den um rund 16 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahr reduzierten Einnahmen von 168,5 Millionen Euro gibt es nichts zu beschönigen. Hier trifft Itelligence vor allem der Umstand, dass es über 70 Prozent der Einnahmen mit Beratung erzielt. Da half es auch wenig, dass sich das erst vor einigen Jahren aufgebaute Outsourcing-Geschäft erfreulich entwickelt und sich mit gut 27 Millionen Euro als weitere Einnahmequelle etabliert. Vor allem im laufenden Jahr soll aus diesem Bereich das Wachstum erzielt werden, mittelfristig will Itelligence rund ein Drittel seiner Einnahmen damit erwirtschaften.

Profitabel operierte hingegen die Realtech AG. Mit einem Ergebnis von 300000 Euro schaffte der SAP-Dienstleister das erste Mal seit 1999 die Rückkehr in die schwarzen Zahlen. Dennoch: "Das für 2002 geplante Ergebnis wurde voll verfehlt", schreiben die Walldorfer in ihrem Geschäftsbericht. Mit Einnahmen von 57 Millionen Euro (2001: 56,5 Millionen Euro) blieb die Company klar hinter ihrem Ziel, am Ende des Jahres einen Umsatz von rund 70 Millionen Euro sowie ein Ebit von mehr als vier Millionen Euro zu erwirtschaften, zurück. Auch hier machen die Beratungsumsätze von 48,4 Millionen Euro den Löwenanteil der Einnahmen aus. Sie reduzierten sich gegenüber dem Vorjahr um vier Prozent, konnten allerdings von einem relativ starken Softwareverkauf aufgefangen werden. Im Wesentlichen dank der System-Management-Suite erzielte Realtech Einnahmen von 8,6 Millionen Euro oder 2,7 Millionen Euro mehr als im Vorjahr und erhöhte damit seinen Produktanteil auf 15 Prozent. Langfristig will Realtech diesen Wert sogar auf 50 Prozent ausbauen. (rs)