Geschäftsklima-Index des Ifo Instituts im Aufwärtstrend

IT-Dienstleister erwarten Besserung

10.10.2003
MÜNCHEN (CW) - Das absolute Stimmungstief der IT-Dienstleister scheint überwunden. Zum zweiten Mal in Folge stieg der vierteljährlich erhobene Geschäftsklima-Index des Münchner Ifo Instituts, der als Maß für die Befindlichkeit der Branche gilt. Die Anbieter schauen verhalten optimistisch in die Zukunft

Nach wie vor sind die deutschen IT-Dienstleister alles andere als guter Dinge, doch im Vergleich zum Tiefpunkt der Gemütslage im vierten Quartal 2004 ist eine Besserung erkennbar. Damals erreichte der Geschäftsklima-Index des Ifo Instituts, also das arithmetische Mittel aus aktueller Geschäftssituation und Geschäftserwartung für die kommenden sechs Monate, mit minus 16 den niedrigsten Wert seit Start der Erhebung im Jahr 1995. Seit dem Negativrekord geht es stetig aufwärts: Im ersten Quartal 2003 verbesserte sich der Gradmesser auf minus sieben. Die neueste, im Juli und August betriebene Umfrage, in der 423 Unternehmen (davon 152 in Online-Befragungen) zum Verlauf des zweiten Quartals 2003 Auskunft gaben, brachte einen Geschäftsklima-Index von minus drei. Allerdings wurde der Vergleichswert des Vorjahres noch nicht erreicht, als das Ifo Institut das Stimmungsbarometer auf plus eins taxierte. Zum Vergleich: In Hochzeiten reichte der Index nahe an die Marke von plus 60.

Aktuelle Lage wird durchwachsen bewertet

"Die Branche scheint die Durststrecke hinter sich zu lassen", lautet die Analyse von Joachim Gürtler, wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Ifo Institut, denn auch bei der Frage zur aktuellen Geschäftslage steigt der Anteil der positiven Antworten. 16 Prozent der Firmenchefs zeigten sich mit den Ergebnissen der Monate Mai, Juni und Juli zufrieden, 34 Prozent äußerten sich enttäuscht, 50 Prozent nannten den Verlauf befriedigend. Gut sind diese Werte nicht, dennoch nähren sie die Hoffung auf bessere Zeiten, zumal die Ergebnisse der vergangenen drei Erhebungen schlechter ausfielen.

Allerdings sind es nur sehr verhaltene Signale, die die Branche sendet, denn die günstigen Erwartungen ruhen allein auf der Erkenntnis, dass die Umsätze weniger schnell fallen. Abermals reichten die Einnahmen nicht an das Niveau des Vorjahres heran, und auch die Auftragsbestände bereiten den Unternehmen weiterhin Sorgen. 60 Prozent der Befragten bezeichneten den Vorrat an anstehenden Arbeiten als zu klein. Immerhin nimmt die Zahl der Klagenden ab, und auch der Auftragseingang der Branche ist nur noch leicht rückläufig.

Die Befragung zeigt, dass sich die Stimmung vor allem unter den großen Dienstleistern mit einem Umsatzvolumen von 50 Millionen Euro und mehr pro Jahr aufhellt.

Im letzten Jahr 20000 Stellen gestrichen

Hier tendieren Einnahmen und Nachfrage leicht nach oben, wohingegen die kleineren Anbieter nach wie vor von Problemen in Bezug auf Nachfrage, Erlösen und Auftragsbestand berichten. Dennoch rechnet auch diese Gruppe bis zum Jahresende mit einer Wende zum Besseren. Das ist erstaunlich, denn bei der Frage nach der Umsatzerwartung zeigte sich, dass die Dienstleister mit einem Jahresumsatz von weniger als 50 Millionen Euro von eine Stagnation auf dem derzeit niedrigem Niveau ausgehen.

Unterm Strich urteilt Gürtler vom Ifo-Institut angesichts der Antworten: "Ein Silberstreif am Horizont." Das gilt allerdings keineswegs für den Arbeitsmarkt, hier lautet die einzig positive Botschaft, dass sich der bislang rasant verlaufende Stellenabbau verlangsamt. Im zweiten Quartal 2002 strich die Branche 1,75 Prozent ihrer Arbeitsplätze, der aktuell erhobene Wert beläuft sich auf ein Prozent. Bereits das siebte Quartal in Folge schrumpfte die Zahl der Beschäftigten, insgesamt gingen im Jahr 2002 laut Ifo Institut rund 20000 Arbeitsplätze verloren. Der Stellenabbau setzt sich fort: Zwar planen elf Prozent der befragten Unternehmen, in naher Zukunft neue Mitarbeiter einzustellen, 20 Prozent wollen aber entlassen. (jha)

Abb: Wie entwickelt sich das Geschäft in den nächsten sechs Monaten?

Im Juli und August wurden die IT-Dienstleister befragt, wie sie auf Basis des Geschäftsverlaufs des zweiten Quartals 2003 die weitere Entwicklung im IT-Servicemarkt einschätzen. Die Auswertung der Antworten zeigt, dass die Zuversicht in der Branche steigt. Quelle: Ifo Institut