IT-Dienstleister bereitet Expansion ins Ausland vor

IT-Dienstleister bereitet Expansion ins Ausland vor Plenum AG: Mit "Companions" zum Komplettanbieter avancieren

26.03.1999
FRANKFURT/M. (gh) - Die Plenum AG, Wiesbaden, konnte im Geschäftsjahr 1998 eine nachhaltige Umsatz- und Gewinnsteigerung verbuchen. Auf der Tagesordnung des IT-Dienstleisters stehen jetzt Internationalisierung sowie der Ausbau des sogenannten Companion-Netzwerkes, das auch in Zukunft eine aus den Bereichen Weiterbildung, klassisches Consulting und Systemintegration bestehende Servicepalette gewährleisten soll.

Mit einem Umsatzplus gegenüber 1997 von 46,7 Prozent auf 39,6 Millionen Mark seien die ursprünglichen Wachstumsziele "klar übertroffen worden", zeigte sich Plenum-Mitbegründer und Vorstandssprecher Hartmut Skubsch vor der Presse in Frankfurt am Main stolz. Damit konnte das 1986 gegründete Unternehmen bisher alle drei Jahre seine Einnahmen verdoppeln. Auch die Ertragsentwicklung des seit August vergangenen Jahres am Neuen Markt notierten IT-Dienstleisters gestaltete sich 1998 positiv. Der operative Gewinn vor Steuern erhöhte sich im Vorjahresvergleich um 59,6 Prozent von 5,2 auf 8,3 Millionen Mark.

Skubsch führte den Erfolg seiner Company vor allem auf den guten Start des neuen Unternehmensbereiches Plenum Systeme und den Ausbau der Mitarbeiterzahl um 42 Prozent auf 122 Beschäftigte zurück. Die Plenum AG konzentriert als Holding ihre Aktivitäten auf drei 100prozentigen Tochterunternehmen Plenum Institut GmbH, Plenum Management Consulting GmbH und - seit dem 1. April 1998 - Plenum Systeme GmbH. Letztgenannter Ableger der Wiesbadener konnte den Angaben zufolge in nur neun Monaten - quasi aus dem Stand - mit rund 3,3 Millionen Mark einen Anteil von rund acht Prozent am Gesamtumsatz erzielen. Plenum Management Consulting steigerte 1998 den Umsatz um 57,4 Prozent auf 27,7 (1997: 17,6) Millionen Mark; der Bereich Plenum Institut (IT-Seminare und -Kongresse) mußte indes ein Minus bei den Einnahmen um 7,4 Prozent auf 8,7 (1997: 9,4) Millionen Mark sowie einen von 1,5 auf 1,3 Millionen Mark rückläufigen Gewinn verzeichnen.

Der Plenum-Chef führte den einzigen Wermutstropfen in der Konzernbilanz auf die Euro- und Jahr-2000-Problematik zurück. IT-Spezialisten hätten aufgrund dieser Belastungen derzeit weniger Kapazität für mehrtägige Weiterbildungsmaßnahmen, meinte Skubsch. Mit Kompaktkursen und Angeboten wie "Training on the job" konnte man hier aber "gegensteuern". Skubsch machte im weiteren deutlich, daß das "bisherige Erfolgsrezept" weiter ausgebaut werden soll. Die Wiesbadener verstehen sich demnach als Generalunternehmer, der den Kunden mit Hilfe eines ganzheitlichen Ansatzes die Generierung, Entwicklung und Implementierung von IT-Lösungen anbietet (siehe Abbildung).

Zum wichtigsten Standbein soll dabei Plenum Systeme avancieren. "Gerade in Zukunftsmärkten wie Electronic Commerce läßt sich Beratung ohne Implementierungskompetenz kaum mehr verkaufen", gehen Skubsch und seine Mitstreiter von einem entsprechenden Wandel im Consulting-Markt aus. Dies allerdings setzt spezifisches Projekt- und Produkt-Know-how voraus - über das die Wiesbadener selbst mangels Masse nur begrenzt verfügen.

Aus diesem Grund arbeitet man bei Plenum seit dem Börsengang am Aufbau eines sogenannten Companion-Netzwerkes - der Partnerschaft und vor allem gezielten Minderheitsbeteiligungen an kleinen Softwareschmieden und Systemhäusern. Nach Engagements beim Münchner Spezialisten für Finanztransaktionssysteme Datadesign (ca. neun Prozent) und der Prodacta Systemhaus GmbH, Ettlingen, wo man zehn Prozent hält, hatten die Wiesbadener erst vergangene Woche ihren 25,1-Prozent-Einstieg bei der Münchner Web-Agentur Digital Advertising bekanntgegeben.

Für den Plenum-Frontmann ist diese Initiative eine typische "Win-win-Situation". Man stelle den Partnern als Generalunternehmer Kundenkontakte sowie das eigene Consulting-Know-how zur Verfügung und erhalte dafür mehr an Projektkapazität. Nur so sei es möglich gewesen, 1998 die Zahl der "eigenen" IT-Spezialisten auf über 400 auszubauen. Im laufendem Jahr sei deshalb vorgesehen, das Companion-Netzwerk auf insgesamt zehn Beteiligungen auszubauen. Gleichzeitig kündigte Skubsch die Ausdehnung ins Ausland sowie auf andere Branchen an. So soll noch in diesem Jahr der britische Markt mit Hilfe einer entsprechenden Akquisition erobert werden.

Auf mittlere Sicht sei das Unternehmen auch an einer Mehrheitsbeteiligung oder einem Kauf in den USA interessiert, hieß es. Zudem wolle man mit dem eigenen Angebot, das sich bisher vorwiegend an Kunden in der Kredit- und Versicherungswirtschaft sowie öffentliche Verwaltung richtete, in die Bereiche Gesundheitswesen, Medien und Telekommunikation vorstoßen.