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IT-Chefs wollen die Systemkomplexität reduzieren

14.09.2005

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Um ihre Technikkosten zurückzufahren, arbeiten Unternehmen daran, die Komplexität ihrer IT-Systeme zu reduzieren. Mit welchen Maßnahmen sich dies bewerkstelligen lässt, war Thema auf der Enterprise Management World 2005, die vom 12. bis 14. September in Bethesda, Maryland, stattfand. Die Armeritrade Holding beispielsweise hat zu diesem Zweck vor einem Jahr damit begonnen, ihre Unix-Plattformen auf Intel-Hardware unter Linux zu überführen. In 18 Monaten soll die Migration abgeschlossen sein. "Ein Linux-System auf Intel-Hardware lässt sich leichter warten", begründet Gary Greenwald, Vice President des Bereichs Application Engineering und Operations bei Ameritrade, den Schritt. So müsse ein streikender Server lediglich durch einen anderen ersetzt werden, während bei dem bislang im Unternehmen eingesetzten Unix-System aufwändige Tests vonnöten seien, um der Ursache eines Ausfalls auf die Spur zu kommen. "Die Problemdiagnose war bislang ein mühseliges und zeitaufwändiges Unterfangen", berichtete Greenwald. Als sein primäres Ziel bezeichnet er, IT-Mittel, die zuvor in die Hardwarewartung flossen, für andere Bereiche zu verwenden - etwa für die Entwicklung neuer, kundenzugewandter Services.

Jim Hull, Vice President Engineering Services bei Mastercard International, hingegen bezweifelt die Tauglichkeit von Linux für den Unternehmenseinsatz. In seinen Augen fehlt es dem Open-Source-Betriebsystem dafür noch an der nötigen Reife. "Linux ist noch nicht da, wo es sein müsste", so Hull. Aus diesem Grund setzt der Finanzdienstleister derzeit auf eine Mixtur aus Suns Solaris und IBMs AIX-Unix.

GMH Communities Trust verfolgt einen anderen Ansatz, um sein IT-Management zu vereinfachen: Nach Angaben von John Bryer, Vice President IT, hat das Unternehmen eine ganze Reihe von Applikationen, die einen "unverhältnismäßig hohen Supportaufwand" erfordern, allerdings nur von wenigen Mitarbeitern genutzt werden, in die Hände eines ASPs (Application Service Provider) gegeben und so wertvolle interne IT-Ressourcen freigeschaufelt.

In der Hoffnung, IT-Komplexität und Kosten zu verringern, arbeiten die Unternehmen emsig an der Standardisierung ihrer Systeme. Große Merger auf der Anbieterseite wie etwa die 5,85 Milliarden Dollar schwere Siebel-Übernahme, die Oracle plant, sind vielen dabei allerdings ein Dorn im Auge. Die anstehende Akquisition beschränke für den Kunden grundsätzlich die Auswahl an Technologien, kritisierte etwa Ron Cramer von der State Farm Life Insurance. Josh Freeman, IT-Direktor des Botanical Garden in New York, hingegen sieht in der Konsolidierung neue Chancen für Start-ups, denn große Firmen ließen oft "Lücken bei den Services". (kf)