IT-Branche weiter auf Verjüngungskurs

29.04.2004
Von 
Ina Hönicke ist freie Journalistin in München.
Erfahrungen und Kundenkontakte zählen nicht mehr. Immer schneller, immer häufiger werden ältere IT-Profis ausgemustert. Doch nicht alle wollen sich aufs Altenteil zurückziehen.

In der schnelllebigen IT-Branche sind heutzutage kaum mehr ältere Mitarbeiter anzutreffen. Das Durchschnittsalter der Softwareentwickler liegt im Schnitt knapp über 30 Jahre. Kein Wunder, dass bei Entlassungen meist jene Computerfachleute betroffen sind, die auf eine lange Firmenzugehörigkeit zurückblicken können. Sie werden immer früher vor die Tür gesetzt. Zwar gibt es eine Diskriminierung von "Oldies" auch in anderen Branchen, doch in der Computerwelt findet man sie besonders häufig. Im Unterschied zu früher ist das Ausgrenzen qualifizierter Hightech-Experten über 40 nichts Ungewöhnliches.

Ältere IT-Profis ziehen sich in die Bereiche Mentoring und Coaching zurück. (Foto: Photodisc)
Ältere IT-Profis ziehen sich in die Bereiche Mentoring und Coaching zurück. (Foto: Photodisc)

Was war das vor 20 Jahren noch für ein Aufstand, als ein niederländisches IT-Unternehmen seine 40-jährigen Wissenschaftler ablösen wollte, weil sie angeblich ausgebrannt waren. Heute antworten Personalchefs auf die Frage, wie viele IT-Profis über 40 in ihrem Haus beschäftigt seien, mit größter Selbstverständlichkeit: "Keiner."

"Alte Hasen" spielen Feuerwehr

Als Gründe für das Ausgrenzen älterer IT-Profis werden genannt: Burnout-Syndrom, geistige Unbeweglichkeit, mangelnde Lernfähigkeit und Motivation. "Das sind doch alles Laientheorien", meint dagegen der Münchner Wirtschaftsexperte Dieter Frey. Wenn ältere Mitarbeiter von den Führungskräften richtig behandelt würden, seien sie nicht nur ausreichend motiviert, sie hätten aufgrund ihrer vielen Erfahrungen zudem den Vorteil, Informationen besser sammeln, verknüpfen und nutzen zu können. Frey: "Die Kündigung von so genannten Oldies führt aber nicht nur zum Know-how-, sie führt auch zum Image-Verlust. Die Unternehmen sollen doch nicht glauben, dass die übrig bleibenden Mitarbeiter nicht sehen, wie mit den Kollegen umgegangen wird - und dass ihnen eventuell Ähnliches blüht." Die Folge sei in vielen Fällen Dienst nach Vorschrift. Um das zu verhindern, plädiert Frey für eine Mischung von Jung und Alt am