IT-Gipfel in Stuttgart

IT-Branche als Hoffnungsträger

08.12.2009
Die Bundesregierung hat die IT-Branche zum Hoffnungsträger in der Konjunkturkrise ausgerufen. Außerdem will sie die Sicherheit im Internet deutlich verbessern.
Rainer Brüderle (FDP), Minister für Wirtschaft und Technologie
Rainer Brüderle (FDP), Minister für Wirtschaft und Technologie
Foto: BMWi/Ossenbrink

Als Jobmotor könne die Branche drohende Arbeitsplatzverluste anderer Branchen mehr als ausgleichen, sagte Wirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) am Dienstag auf dem vierten nationalen IT-Gipfel in Stuttgart. "Wir brauchen gerade jetzt den Erfolg der Branche, um erfolgreich zu sein." Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) forderte eine neue Vertrauensbasis zwischen Staat und Internetnutzer und warb für mehr Sicherheit im Netz.

Bislang seien vor allem private Firmen für die Sicherheit im Internet verantwortlich, erklärte de Maizière. Ohne eine maßgebliche Rolle des Staates werde es jedoch auch für die privaten Nutzer keine freie und allgemein sichere Kommunikation im Netz geben. Es gebe den Generalverdacht, der Staat wolle alle Netznutzer überwachen, hob der CDU-Politiker hervor. Auf der anderen Seite müsse klargemacht werden, dass auch das Internet nicht ohne Regeln funktioniere.

Kampf gegen Virenlast auf privaten PC

Mit einem nach Angaben der Planer europaweit einzigartigen Projekt will die Bundesregierung die PC-Sicherheit erhöhen und der Virenlast auf privaten Computern den Kampf ansagen. In der ersten Jahreshälfte 2010 sollen PC-Nutzer auf die Hilfe einer Beratungsstelle zurückgreifen dürfen, mit der sie ihre Rechner daheim von Computerviren befreien können.

Die Projektplaner von BSI und Branchenverband eco schätzen, dass in Deutschland bis zu einem Viertel aller Rechner mit Viren infiziert ist. Es gebe allein 60.000 Neuinfektionen jeden Monat. Kriminelle schleusen die Viren über das Internet auf die Rechner und öffnen sich so ein Tor für Verbrechen - etwa, indem sie online das Bankkonto plündern oder den Rechner per Fernsteuerung für den Versand krimineller Massen-E-Mails nutzen.

Im Rahmen des zentralen Beratungszentrums wollen Internet-Zugangsanbieter Kunden, deren Rechner sie als Teil eines Botnetzes identifiziert haben, zunächst auf eine Website leiten, die ihnen Hilfestellungen und Tools zum Entfernen der Malware bereitstellt. In einem zweiten Schritt kann der Provider dem Kunden einen Zugangscode für die telefonische Unterstützung mitteilen. Dort werden Anti-Viren-Spezialisten mit dem Kunden den Schädling aufspüren und entfernen. "Mit dem Projekt möchten wir Deutschland mittelfristig aus den Top 10 der Länder, von denen schädliche Online-Aktivitäten ausgehen, herausbringen", sagt Sven Karge, Fachbereichsleiter Content bei eco.

Der Branchenverband BITKOM hatte jüngst ausrechnen lassen, dass jeder zweite deutsche Internetnutzer schon einmal Opfer von Kriminalität im Netz geworden ist. Die meisten hatten es dabei mit Computerviren oder anderen schädlichen Programmen zu tun. Die Zahl der sogenannten Phishing-Fälle, bei denen Kriminelle Passwörter für das Online-Banking abfangen, soll dieses Jahr um gut 50 Prozent steigen. Von etwa elf Millionen Euro Gesamtschaden wird ausgegangen - die Tendenz sei weiter steigend.

Standort Deutschland nur im Mittelfeld

Wirtschaftsminister Brüderle rief die deutschen Firmen mit Blick auf die Ergebnisse des ersten "Monitoring-Report Deutschland Digital" dazu auf, ihre IT-Produkte und Innovationen besser im internationalen Markt positionieren. Nach der von der Bundesregierung in Auftrag gegebenen Studie liegt der Standort Deutschland lediglich im Mittelfeld der weltweit 15 führenden Informations- und Kommunikationstechniknationen. An der Spitze stehen die USA vor Japan und Südkorea.

Nach einer anderen Studie könnte die deutsche Industrie bis 2020 rund ein Viertel ihres CO2-Ausstoßes mit Hilfe intelligenter Software einsparen. Das wären 207 Millionen Tonnen weniger als in diesem Jahr, heißt es in der Studie "Smart 2020 Deutschland". Der IT-Sektor sei nur zu einem geringem Teil an den Emissionen des klimaschädlichen CO2 beteiligt, könne aber anderen Industriezweigen wie der Verkehrs-, Logistik- und Energiebranche beim Klimaschutz helfen. (dpa/tc)