Wieder auf Vor-Pandemie-Niveau

IT-Beraterpreise erholen sich

02.02.2022
Von 
Moritz Iversen ist freier Journalist in München.
Nach dem deutlichen Rückgang als Reaktion auf die Corona-Krise legen die Preise für IT-Berater von Service-Providern 2022 wieder deutlich zu. Langfristig gesehen ist der Markt jedoch stabil.
Berater haben wieder mehr Spaß am Geldzählen, ihre Honorare haben sich laut aktueller Untersuchungen gut erholt und sind mindestens auf Vor-Pandemie-Niveau.
Berater haben wieder mehr Spaß am Geldzählen, ihre Honorare haben sich laut aktueller Untersuchungen gut erholt und sind mindestens auf Vor-Pandemie-Niveau.
Foto: arnon cherpaiboon - shutterstock.com

Der Abwärtstrend war nur von kurzer Dauer: In weniger als zwei Jahren nach dem Corona-Ausbruch sind die Preise für Berater von IT-Dienstleistern wieder auf dem Vor-Pandemie-Niveau angekommen. Dies zeigte sich bereits im Spätsommer 2021, als die Tagessätze für Applikations-Experten zum Rebound ansetzten.

"Während die untere Skillstufe nur geringfügig zulegen konnte, stiegen die Preise für erfahrene Entwickler und Lösungsarchitekten wieder deutlich an", berichtet Karsten Tampier. Der Leiter Data Analytics der Beratungsgesellschaft Metrics wertet jedes Jahr Verträge von Unternehmen mit ihren IT-Service-Providern aus. Nicht berücksichtigt wurden Preise von freien und selbständigen Entwicklern.

Bis zu sieben Prozent Anstieg

Bei den IT-Infrastrukturexperten war der Corona-bedingte Einbruch der Tagessätze mit einem Minus von 7,5 Prozent vor allem in der mittleren Ebene der Berater besonders kräftig ausgefallen. Angesichts der aktuell vorliegenden Zahlen aus Verträgen für 2022 setzt aber auch hier die Erholung ein. Demnach beläuft sich der Anstieg gegenüber dem Vorjahr auf rund fünf bis sieben Prozent und umfasst alle Skill-Stufen, berichtet Tampier: "Die im Durchschnitt geforderten 1.317 Euro pro Tag für einen IT-Projektmanager oder IT-Architekten bewegen sich wieder im mehrjährigen Spitzenfeld."

IT-Beratermarkt entwickelt sich in Wellen

Auf lange Sicht betrachtet sind die aktuellen Preise jedoch kein Anzeichen für einen überhitzten Markt. Bereits 2013 hatten die Tagessätze für Experten der höchsten Skillstufe ähnliche Dimensionen erklommen - bevor in den Jahren danach zumindest im deutschsprachigen Raum ein signifikanter Rückgang bis auf 1.234 Euro (2016) im Durchschnitt für die Ebene der Architekten einsetzte. Erst im Anschluss ging es bis 2019 wieder aufwärts.

Karsten Tampier, Metrics: "Die Preise für erfahrene Entwickler und Lösungsarchitekten steigen wieder deutlich an."
Karsten Tampier, Metrics: "Die Preise für erfahrene Entwickler und Lösungsarchitekten steigen wieder deutlich an."

Vor allem die beiden unteren Skillstufen konnten von der guten IT-Nachfrage der vergangenen Dekade profitieren: So stiegen die Preise für Berater aus dem Mittelfeld seit 2013 von 869 Euro auf 905 Euro, ein Onsite-Supporter wurde seit 2011 um mehr als 100 Euro pro Tag und damit um rund 20 Prozent teurer. Das ist beileibe nicht exorbitant. Zum Vergleich: Die Bruttolöhne in Deutschland haben laut Statista von 2011 bis 2019 im Schnitt um 4,2 Prozent pro Jahr zugelegt.

Wie wirkt die Inflation auf Tagessätze?

Nach Einschätzung von Metrics-Berater Tampier hat sich der Markt für Berater von IT-Dienstleistern mehr oder weniger eingependelt - eine große Unbekannte sei jedoch die Inflation. Zwar umfassten einige Verträge eine Klausel, um Tagessätze an die Geldentwertung anzugleichen - so habe der Provider zumindest theoretisch die Möglichkeit, seine Preise anzuheben.

"Oft macht er das jedoch nicht, um die Kunden nicht zu verärgern." Allerdings geht auch Tampier davon aus, dass angesichts der aktuell hohen Inflationsraten "früher oder später höhere Preise aufgerufen werden können". Für stabile Tagessätze spräche hingegen die zunehmende Transparenz im Wettbewerb durch institutionalisierte Marktpreisvergleiche sowie die Tatsache, dass inzwischen viel mehr Aufgaben - auch höherwertige - remote umgesetzt werden.