Ohne gute Bewerbung kein hochkarätiger Job

IT-Berater im Vorstellungsgespräch

13.10.2017
Von 
Freddy Staudt ist Geschäftsführer der Web&Tech PR GmbH in Puchheim.

Klares Vertragsangebot als Gesprächsziel

Ein Eigentor schießt derjenige Bewerber, der die Haltung an den Tag legt, er könne zwar wechseln, müsse aber nicht unbedingt, frei nach dem Motto: "Ich will ja nur mal schauen, was Sie bieten." Wer denkt, dies stärke seine Verhandlungsposition, irrt. Biber: "Er wird als nicht ernsthaft an der Stelle interessiert wahrgenommen und erhält entweder gar kein Angebot oder ein eher schwaches." Ein Arbeitgeber werde nicht alle Hebel in Bewegung setzen, einem Aspiranten ein Topangebot zu unterbreiten, der nicht für die vakante Position brennt.

Der Bewerber bringt sich mit einer solchen Attitüde um die einzige klare Entscheidungsgrundlage, das Vertragsangebot. Nur anhand dessen kann ein Berater sinnvoll abwägen, ob der neue Job dem bisherigen vorzuziehen ist. Bewerber sollten daher konsequent das Gesprächsziel verfolgen, ein optimales Anstellungsangebot zu erhalten. "Sollte das Angebot dann aus Sicht des Bewerbers klare Defizite haben, dann ist eine Absage immer noch möglich", rät Biber.

Der Werdegang des Bewerbers ist den Gesprächspartnern aus den eingereichten Unterlagen im Wesentlichen bekannt. Dennoch werden die einzelnen Punkte der Vita oder der betriebenen Projekte erneut thematisiert. Das kann dazu beitragen, Unklarheiten auszuräumen, vor allem aber dienen diese Fakten zur Findung, welche Person sich hinter den vorgelegten Sachinformationen verbirgt. Personal- und Fachentscheider wollen verstehen, ob der Berater ins Team und zur Firmenkultur passt und ob man sich auf menschlicher Ebene eine Zusammenarbeit über Jahre hinweg vorstellen kann. Personaler fragen meist in die Tiefe, bohren also bei bestimmten Details nach, um den Bewerber besser kennenlernen und seine Motivation abschätzen zu können.

Projekterfahrung ins Gespräch einfließen lassen

Ratsam ist es, dass sich Bewerber zum Beispiel in der Vorbereitung auf ein Vorstellungsgespräch für einen SAP-Job, Erfahrungen aus der eigenen Projekthistorie zurechtzulegen. Diese sollen in anekdotenhafter Weise darstellen, wie man als SAP-Berater in der Vergangenheit ein besonders schwieriges fachliches oder menschliches Problem gelöst hat. Beispiele hierfür: die Implementierung einer technisch sehr komplexen Anforderung, der erfolgreiche Umgang mit einem komplizierten Kunden oder das kommunikativ geschickte Entschärfen eines kritischen Konflikts im Projekt.

Die vorbereiteten Geschichten kann man an geeigneter Stelle ins Gespräch einfließen lassen. Erfahrungsgemäß hilft dies enorm, das Vorstellungsgespräch in Gang zu bringen und sich gleichzeitig als fachlich und menschlich interessanten Gesprächspartner darzustellen.

Ehrlich währt am längsten

Noch ein Tipp: Bewerber müssen bei ihren Unterlagen und im Gespräch immer bei der Wahrheit bleiben. "Mit unangenehmen Punkten wie einem abgebrochenes Studium oder einer Kündigung muss der Bewerber offen und in der Sache korrekt umgehen können", meint Biber. Auch hier souveräne und wahrheitsgemäße Antworten parat zu haben, gehört zu einer guten Gesprächsvorbereitung. Es disqualifiziert niemanden, wenn das Berufsleben an manchen Stellen anders verlaufen ist als erwünscht. Ehrlichkeit werde wesentlich besser honoriert als das umständliche Schönreden offensichtlicher beruflicher Rückschläge. Keinesfalls sollte man despektierlich über einen ehemaligen Arbeitgeber reden.

Nach dem Vorstellungsgespräch gilt es, den Kontakt zu halten, bis der Bewerbungsprozess abgeschlossen ist. Dies sollte unbedingt telefonisch und nicht per E-Mail geschehen. Kommunikation per E-Mail ist wesentlich anfälliger für unnötige Missverständnisse als Telefonate. Ein kurzer Anruf beim Fachentscheider oder beim Personalverantwortlichen, um sich für das Gespräch zu bedanken, zeigt, dass weiterhin Interesse an dem Job besteht. Auch offene Fragen zu Vertragskonditionen, Erwartungshaltungen oder Missverständnissen im Gespräch können in einem nachfolgenden Telefonat angesprochen werden.

Ein guter IT-Berater ist den Unternehmen Gold wert. Aber das heißt nicht, dass sie sich auf Kompromisse bei der Besetzung einlassen. In den Rekrutierungsverfahren wird genau geschaut, ob nicht nur die gesuchte fachliche Eignung vorhanden ist, sondern auch, ob die Soft Skills vorhanden sind, die für den Erfolg unabdingbar sind, und ob der Berater in das Team passt. Biber drückt das so aus: "Nicht weil jemand IT-Berater ist, wird er eingestellt und gut bezahlt. Vielmehr weil ein IT-Berater für seine spezifischen Aufgaben so genau ausgewählt werden muss, sind die Unternehmen bereit, für die richtige Person auch viel zu leisten."