IT-Benchmarking - das Maß aller Dinge?

10.04.2002
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

Zum Start schon Ziele definieren

Um derartige Fehlinterpretationen von vornherein auszuschließen, stellt Andreas Rüter, Partner von Booz Allen Hamilton, zu Beginn jedes Benchmark-Projekts die Frage, welche Ziele mit dem Vergleich verfolgt werden: beispielsweise könne es darum gehen, Handlungsbedarf abzuleiten, Merger vorzubereiten, Plattformen zusammenzuführen oder einfach nur Transparenz zu schaffen. Ohne Zieldefinition kann der Nutzeneffekt eines Benchmarking oft den Aufwand nicht rechtfertigen.

Beim am häufigsten vorgenommenen Infrastruktur-Benchmark stehen in erster Linie die Ermittlung von Leistungskennzahlen und Kosten im Vordergrund, nicht immer ist das allerdings  sinnvoll. Einer Firma mit 100 PC-Stationen bringe dieses Verfahren wenig, so Rüter. Dagegen könne ein Großunternehmen mit Tausenden von PC-Arbeitsplätzen mit einer Detailanalyse viel Geld sparen. Um echten Nutzen aus den Daten zu ziehen, seien aber weitergehende Analysen notwendig.

Grenzen der klassischen Kostenrechnung

Das Architektur-Benchmarking trifft denn auch weitergehende Aussagen, weil nicht nur Kennzahlen, sondern auch Applikationslandschaft, Prozesse und Projekte in die Bewertung einbezogen werden. Dafür ist diese Methode auch schwieriger zu realisieren. Es ist keineswegs damit getan, „einfach nur ein paar Zahlen zusammenzukippen“, erläutert Rüter, sondern man müsse sehr individuell auf die Unternehmen eingehen. Im Vorfeld des Vergleichs sind etwa klare Definitionen erforderlich. Zudem müssten Berater genau wissen, wie die industriespezifischen Prozesse der Wertschöpfungskette aussehen und wie diese durch die IT abgedeckt werden.

Die Frage nach dem Nutzen der IT für die Wertschöpfungskette eines Unternehmens stellen die Berater Andreas Pfeifer und Bernhard Holtschke von Accenture in den Vordergrund ihrer Benchmarking-Überlegungen. Ansätze wie die von der Meta Group oder von Gartner, die fragen, wie viel Prozent vom Umsatz die Unternehmen für IT aufwenden, führen nach ihrer Einschätzung nicht weit. Gerade in Zeiten mit schwindenden Umsätzen sehen die IT-Abteilungen mit ihren gleich bleibenden oder sogar steigenden Kosten nicht besonders gut aus. „Wir glauben deshalb nicht an die traditionellen Benchmarking-Methoden“, lautet das Fazit der Accenture-Berater.