Fahrt auf Sicht

IT-Ausbau im Mittelstand während der Wirtschaftskrise

02.12.2009
Von RAAD Research
Gerade zu Beginn der Wirtschaftskrise im vergangenen Jahr war die Unsicherheit groß, inwieweit die schlechten konjunkturellen Bedingungen Einfluss auf die IT-Entwicklung in den Unternehmen nehmen würden. Erste Umfragen zeichneten ein düsteres Bild – gerade für deutsche Kernbranchen und den Mittelstand.

Auch große IT-Anbieter befürchteten offenbar Schlimmstes und reagierten dementsprechend teils mit deutlichen Sparprogrammen, um auf Umsatzausfälle vorbereitet zu sein. Weise Maßnahmen, denn tatsächlich musste der Markt Kürzungen hinnehmen. Der BITKOM sieht für das Jahr 2009 voraussichtlich einen Rückgang bei Hard- und Softwareumsätzen.

Einfluss der ökonomischen Rahmenbedingungen auf den IT-Ausbau.
Einfluss der ökonomischen Rahmenbedingungen auf den IT-Ausbau.
Foto: RAAD Research

Noch ist nicht klar absehbar, welche Risiken weiterhin in der wirtschaftlichen Entwicklung lauern und aufhellenden Konjunkturanzeichen werden aus Politik und Wirtschaft auch immer wieder mahnende Worte der Vorsicht entgegengestellt. Die Verunsicherung bleibt insgesamt groß. Daher hat RAAD im Rahmen einer Befragung von mehr als 1.700 mittelständischen Unternehmen von August bis November 2009 unter anderem auch danach gefragt, wie die ökonomischen Rahmenbedingungen den IT-Ausbau im Unternehmen in den kommenden 12 Monaten voraussichtlich beeinflussen werden. 62 Prozent der Unternehmen gaben an, dass die wirtschaftliche Lage insgesamt keinen Einfluss auf die IT-Aktivitäten hinsichtlich Ausbau und Investitionsneigung hat. Für diese Unternehmen gilt also offenbar eine IT-Planung, die unbeeinflusst von direkter Budgetvergabe und Investitionshemmung ist. Allerdings ist dies nicht die einzig mögliche Bewertung. Gegebenenfalls steht in den betreffenden Unternehmen aktuell einfach kein Projekt an, welches „gestrichen“ werden könnte.

Wenn die Unternehmen Konsequenzen aus der wirtschaftlichen Lage auch für den IT-Bereich ziehen, so sind diese in den meisten Fälle noch negativ. Über ein Viertel der Unternehmen sieht eine negative Konsequenz im IT-Ausbau aufgrund der wirtschaftlichen Entwicklung, fünf Prozent sogar stark negative Auswirkungen. Diese Unternehmen können eher weniger Projekte durchführen bzw. müssen die anstehenden Projekte unter einem größeren Kostendruck durchführen. Auch werden bei diesen Unternehmen anstehende Projekte verschoben und es gibt etwas weniger konkrete Planungen.

Ein Teil der Unternehmen kann dagegen offenbar stärker investieren als zunächst erwartet. So geben insgesamt sieben Prozent eine positive Auswirkung der aktuellen Rahmenbedingungen an. Hier können Projekte eher durchgeführt werden und der IT-Ausbau wird auch in konjunkturell schlechten Zeiten forciert.

Investitionsneigung nach Branchen.
Investitionsneigung nach Branchen.
Foto: RAAD Research

Die Branchen Maschinenbau und Automotive sind noch immer am häufigsten negativ von den aktuellen konjunkturellen Rahmenbedingungen betroffen. Diese mussten auch im letzten Jahr die deutlichsten Auswirkungen der Krise auf den IT-Bereich hinnehmen und dieser Trend scheint – wenn auch leicht abgeschwächt - noch anzuhalten. Jeweils über 40 Prozent der befragten Unternehmen dieser beiden Branchen sehen negative Auswirkungen im Hinblick auf den IT-Ausbau. Aber auch die Unternehmen der Prozess- und Rohstoffindustrie, Medien- und Verlagshäuser sowie E- und Hightech-Unternehmen sind noch häufiger negativ von den wirtschaftlichen Grundbedingungen betroffen. Weniger Auswirkungen verspüren dagegen Ver- und Entsorger, die teilweise noch in öffentlicher Hand sind. Auch die Konsumgüterindustrie sowie der Handel sehen grundsätzlich weniger Auswirkungen der Wirtschaftskrise. Der Logistikbereich kann dagegen offenbar teilweise sogar von den aktuellen konjunkturellen Rahmenbedingungen profitieren. Über ein Viertel der Unternehmen in diesem Bereich gab an, positive Auswirkungen auf den IT-Ausbau zu verspüren.

Tatsache ist allerdings auch, dass der Bedarf nach Modernisierung und Funktionsausbau der IT in vielen mittelständischen Unternehmen nach wie vor vorhanden ist und anstehende Projekte teils nur auf Eis liegen. Solange aber die Unternehmen noch negative Auswirkungen der Wirtschaftskrise verspüren und es im Markt an Liquidität fehlt, fährt ein Großteil des Mittelstandes zunächst noch auf Sicht. (pah)

Über RAAD Research

RAAD Research erstellt Marktstudien und Analysen im Umfeld von betriebswirtschaftlicher Standardsoftware. Die relevanten Markttrends in Bezug auf Softwaresysteme, Infrastruktur und IT-Dienstleistungen werden durch empirische Marktforschung auf wissenschaftlich fundierter Basis ermittelt, analysiert und verständlich aufbereitet.